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Kartoffelanbau im eigenen Garten
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Tipp des Monats
Kartoffelanbau im eigenen Garten. Zu Zeiten, als der eigene Garten die Ernährung der Familie sicherte, war der Anbau von Kartoffeln selbstverständlich: Die Kultur ist einfach, der Ertrag hoch und Kartoffeln sind gut lagerfähig. Außerdem hat diese Hackfrucht den Vorteil, dass sie den Boden lockert und Unkrautaufwuchs unterdrückt. Aus diesem Grund baute man sie früher auch als erstes an, wenn man einen neuen Garten anlegen wollte. Mit dem Rückgang des Nutzgartenanteils verschwand auch die Kartoffel immer mehr aus den Gärten. Heute feiert sie als wieder entdeckte Delikatesse ihr „comeback“: Gibt es doch weltweit etwa 4000 Sorten, in Deutschland sind rund 200 Sorten zugelassen, wovon etwa ¾ Speisekartoffeln sind. Aber im Supermarkt erhält man nur einige wenige Sorten. Was liegt da näher, als mit Kartoffelsorten im eigenen Garten zu experimentieren? Sortenauswahl richtig planen Grundsätzlich lassen sich die Kartoffeln nach dem Erntezeitpunkt und nach ihren Kocheigenschaften einteilen. Man unterscheidet die Reifegruppe (wichtig für den Anbau) und die Kocheigenschaften (wichtig für die Verwendung in der Küche). ReifegruppeVegetationsdauerBemerkung sehr früh 90 bis 110 Tage, Ernte Juni/ JuliDurch vorkeimen und Folienanbau sehr frühe Ernte möglich. Im Allgemeinen nicht lagerfähig. Werden mit noch nicht völlig ausgereifter Schale als „neue Kartoffeln“ geschätzt früh110 bis 130 Tage, Ernte Juli/AugustOft vorgekeimt gesteckt (Verfrühung). Im Allgemeinen nur bis Herbst lagerfähig mittelfrüh130 bis 150 Tage, Ernte August/ Septembertypische Einkellerungssorten, mindestens bis zum Jahresende haltbar mittelspät bis sehr spät 150 bis 170 Tage, Ernte September/ OktoberEinkellerung bis in den Frühsommer Baut man Sorten aus allen vier Reifegruppen an, so kann man sich ab Juni bis zum Oktober ständig frisch aus dem Garten mit Kartoffeln versorgen. Möchte man darüber hinaus auch noch einkellern, wird man den Anteil an Mittelspäten bis sehr Späten anteilmäßig erhöhen. Entsprechend der Verwendung empfiehlt es sich, die Sorten so auszuwählen, dass sie mindestens 2 verschiedenen Kochtypen zuzurechnen sind. KochtypEignungBemerkung fest kochendSalate, Aufläufe, Gratinsfeste, feinkörnige Konsistenz, zerfällt beim Kochen nicht,. Schale platzt nicht auf (z.B. Cilena, Sieglinde, Nicola, Selma) vorwiegend fest kochendBeilage für Gerichte mit Soße als Salz-, Pell-, Bratkartoffeln mäßig feucht und feinkörnig, Schale platzt beim Kochen leicht auf (z.B. Velox, Berber, Marabel, Agria, Solara, Quarta, Satina, Secura und Granola) mehlig kochend Suppen, Eintöpfe, Püree, Klöße, Puffer, Kroketten, Folienkartoffelnweisen den höchsten Stärkegehalt aus. Sie sind trocken und grobkörnig, beim Kochen platzt die Schale stark. Zerfällt, bindet gut (z.B. Adretta, Afra, Freya, Karlena, Likaria) Für den Hobbyanbau ist es meist interessanter, anstatt der „Standardsorten“ so genannte Liebhabersorten wie z.B. ‚’Bamberger Hörnchen’, ’Vitelotte’, ’La Ratte’, ’Linda’ anzubauen. Pflanzkartoffeln können im örtlichen Fachhandel bezogen werden. Wem die Auswahl dort nicht genügt, findet im Internet Bezugsadressen mit großer Auswahl. Pflanzkartoffeln vorkeimen lassen oder direkt stecken? Will man den Kartoffeln einen kleinen „Vorsprung“ geben, lässt man die Pflanzkartoffeln vorkeimen. Das macht besonders bei den Frühkartoffeln Sinn, die zusätzlich durch Vlies oder Folie verfrüht, dann schon im Mai geerntet werden können. Einige Gartenbesitzer keimen aber auch die mittelfrühen Kartoffeln vor, damit sie bis zum ersten Auftreten der Kartoffelfäule bereits in der Entwicklung weiter sind und entsprechend viele und große Knollen angesetzt haben. Hier erhöht das Vorkeimen die Ertragssicherheit. Mit dem Vorkeimen beginnt man ca. 4 bis 8 Wochen vor dem Pflanzen, d.h. ab Februar werden die Pflanzkartoffeln flach in eine Holzstiege, einen Pappkarton o.ä. gelegt und relativ hell, jedoch kühl (ca.12°C) gestellt. Aus zuerst kleinen Keimen entwickeln sich etwa 1 bis 2 cm lange kräftige Triebe. Sind die Keime lang und dünn, haben die Kartoffeln zu dunkel und/oder warm gestanden! Beim Pflanzen brechen diese Keime ab und der Verfrühungseffekt wird nicht erreicht! Hat man also keine guten Bedingungen zum Vorkeimen, dann steckt man die Kartoffeln besser direkt und erntet etwas später! Boden und Düngung: Obwohl die Kartoffel ein Starkzehrer ist, gilt sie als anspruchlos, da sie auf fast allen Böden gedeiht. Lediglich zu Staunässe neigende schwere Böden eignen sich nicht. Ein sonniger Platz wird bevorzugt. Die Nährstoffe werden am günstigsten durch organische Düngung geliefert: Gut verrotteter Stallmist oder Kompost (3 l/m²) werden im Frühjahr ausgebracht. Tiefwurzelnde Gründüngungspflanzen (Ölrettich, Lupinen usw.) im Vorjahr sind eine optimale Vorkultur, um den Boden tiefgründig zu lockern. Kartoffeln sollten frühestens nach vier Jahren wieder auf der gleichen Fläche angebaut werden! Pflanzung, Pflege, Ernte: Sobald Bodentemperaturen von 8°C erreicht sind kann gepflanzt werden: i. d. R. Mitte April bis Anfang Mai. Im unkrautfreien und pflanzfertig vorbereiteten Beet werden im Abstand von ca. 70 cm mit der Hacke oder einem so genannten Häufler tiefe Rinnen gezogen, in die mit ca. 30 -40 cm Abstand die Pflanzkartoffeln gesteckt werden. Die Rinne wird nach dem Pflanzen geschlossen. Sobald die Kartoffeltriebe zusehen sind, kann aufkommendes Unkraut gejätet werden, ohne dass Gefahr besteht, die Kartoffel beim Hacken zu beschädigen. Dann werden die Reihen etwa handhoch angehäufelt. Sobald die Blätter sich wieder auf dem Damm zeigen, wird erneut angehäufelt. also insgesamt zweimal pro Kulturzeit. Das Anhäufeln fördert den Knollenansatz und verhindert gleichzeitig, dass sich Kartoffeln an der Erdoberfläche bilden, wo sie durch das Sonnenlicht „grün“ werden und Solanin bilden. Bis das Kartoffelkraut die Reihen geschlossen hat, muss Unkraut gehackt werden, danach unterdrückt das dichte Kartoffellaub den unerwünschten Aufwuchs. Sobald die Blätter abzusterben beginnen, kann mit der Ernte begonnen werden. Für Lagerkartoffeln ist ein gutes Ausreifen der Schale notwendig. Daher werden sie erst nach dem völligen Abdörren des Kartoffellaubes geerntet. Dazu verwendet man am besten eine Grabgabel, da damit am wenigsten Kartoffel verletzt (die dann bald verwertet werden sollten) werden. Kurzinfo: Standort:Alle nicht staunassen Böden in sonniger Lage Vorkeimen:ca. 4 bis 8 Wochen vor dem Pflanzen Pflanzzeit:Mitte April - Anfang Mai, mit Folie/ Vlies früher möglich Reihenabstand:70 cm Pflanzabstand:30 -40 cm Pflanzkartoffelnbedarf:ca. 3 kg/ 10 m² zu erwartender Ertrag:30 bis 40 kg/ 10 m² Krankheiten und Schädlinge An Schädlingen treten vor allem der Kartoffelkäfer am Laub und der Drahtwurm an den Knollen auf. Bei ersterem hilft das Absammeln der ersten Käfer und Larven, bei letzterem sollte die Anbaufläche gewechselt und auf den Einsatz von frischem Mist verzichtet werden. Typisch ist das Auftreten der Kraut- und Knollenfäule vor allem in nassen Jahren. Diese Pilzkrankheit wird von Frühkartoffeln durch Sporenflug als Kraut- und Braunfäule auf die Tomate übertragen. Kartoffelschorf und bakterielle Weichfäule werden erst nach der Ernte bemerkt. Lagerung Kartoffeln müssen fostfrei (über +1°C) aber möglichst kühl (ideal: 3 bis 5°C), und dunkel gelagert werden. Dabei sollte die Luftfeuchtigkeit 92 bis 95 % bis betragen. Bei höheren Temperaturen und niedriger Luftfeuchtigkeit keimen die Kartoffeln und schrumpeln, bei Helligkeit bilden sich grüne Stellen. Leider sind die meisten Keller heute nicht mehr zur Kartoffellagerung geeignet. Hier kann man sich durch den Bau einer Miete behelfen. Kartoffelanbau auch auf Balkon oder Terrasse möglich Grundsätzlich unterscheidet sich der Kartoffelanbau im Behältnis nicht von dem im Beet. Pflanzt man auf dem Balkon, so ist dazu jedes Behältnis geeignet, das Platz für die sich entwickelnden Kartoffeln bietet z.B. ein großer Eimer, ein Sack oder ein großer Blumenkübel! Der Behälter wird etwa zu 1/3 mit einer Kompost-Gartenerdemischung oder Blumenerde befüllt, die vorgekeimten Kartoffeln hineingelegt und dann ca. 10 cm hoch mit Erde abgedeckt. Sobald das Kartoffelkraut durchwächst, wird weiter Erde bis zu den Triebspitzen aufgefüllt. Das wiederholt sich, bis das Gefäß gefüllt ist. Ab jetzt muss nur noch für regelmäßiges Gießen gesorgt werden. Sobald das Kraut abdörrt, kann geerntet werden! Die eigenen Kartoffeln können dann gleich „vor Ort“ beim nächsten Grillen mit auf den Rost!
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