Trockenmauern im Garten

Trockenmauern haben eine lange Tradition, denn zu ihrem Bau braucht man nicht viel: Steine und geschickte Hände, die die Steine aufschichten. So steht dieser Mauertyp ganz am Anfang der Baugeschichte. In dieser Technik wurden Feld- und Wehrmauern errichtet, Brunnen und Häuser gebaut, Hänge terrassiert. Heute findet sich die Trockenmauer vor allem in den Gärten. Mauern werden hier als gestalterisches Element eingesetzt, dienen zur Abgrenzung und als Sichtschutz sowie zur Terrassierung von Hängen. Steinmauern bieten Schutz vor kalten Winden und speichern die Wärme der Sonne, so entsteht ein Kleinklima, das wärmeliebende Pflanzen schätzen.

Trockenmauern in naturnahe Gärten

Natursteine können natürlich auch fest vermauert werden. Doch die uralte Technik des „trocken mauerns“ bietet darüber hinaus die Möglichkeit, sowohl für Tiere als auch Pflanzengesellschaften Lebensräume zu schaffen. In Ritzen und Spalten finden Pflanzen, die auf die hier herrschenden extremen Bedingungen spezialisiert sind, ihre Nischen. Eine Begrünung mit heimischen Pflanzen wird nicht nur toleriert sondern ist von Anfang an gewünscht und wird gefördert. Auch einer Besiedelung durch Eidechsen und co. wird durch Ritzen, Spalten und Höhlen im Mauerwerk Vorschub geleistet. Dabei muss es nicht immer ein großes Vorhaben sein: Eine kleine Kräuterspirale aus Feldsteinen gebaut bietet den Küchenkräutern optimale Wachstumsbedingungen. Ein einfacher „Lesesteinhaufen“, wie man ihn früher am Ackerrand fand, kann reizvoll in ein Beet integriert werden und bietet Lebensraum für Nützlinge. Damit sind Trockenmauern kleine Biotope, d.h. Lebensraum einer Lebensgemeinschaft.

Das Material
Am besten passen Steine aus der Region in den Garten, denn sie fügen sich harmonisch in die Landschaft, aus der sie stammen, ein. Beim Aufschichten sind längliche bzw. plattenartige Formate am einfachsten zu verarbeiten, aber grundsätzlich lässt sich jeder Gesteinsbrocken einbauen. Allerdings sollte man auch an das Gewicht denken, denn die Steine müssen beim Setzen freihändig gehoben werden. Evtl. entscheidet man sich dann doch für die etwas kleineren Steine!
Auf Materialmix sollte man auf jeden Fall verzichten. Zum einen ist die Verwendung verschiedener Gesteinsarten in einer Mauer optisch selten optimal, zum andern hat jede Gesteinsart andere Eigenschaften. Eine Besiedelung durch eine Pflanzengemeinschaft mit bestimmten Bedürfnissen, z.B. kalkliebend oder –meidend, gelingt nur auf der passenden Gesteinsart!
Sandstein, Schiefer, Kalkstein oder andere Gesteinsarten können vom Baustoffhandel bezogen werden. Man sollte auch fragen, woher diese Steine stammen, denn nicht jeder möchte aus ethischen oder ökologischen Gründen Steine aus Indien oder China im Garten haben. Oft besteht auch die Möglichkeit, direkt bei einem Steinbruch in der Umgebung zu kaufen. In jedem Fall ist bereits bei der Planung des Vorhabens die Beschaffung und der Transport bis zur „Baustelle“ zu klären: So sind z.B. für eine 2 m lange und 1m hohe, freistehende Mauer für Schichtung und Füllung rund eine Tonne Material zu bewegen!

Das Prinzip der Trockenmauer

Da die Trockenmauer ohne Mörtel gebaut wird, muss sie so aufgesetzt werden, dass sie in sich Halt hat. Bei frei stehenden Mauern von max. 1 m Höhe bedeutet dies, dass man einen 1m bis 1,50 m breiten Mauerfuß braucht und sich die Mauer zur Mauerkrone auf ca. 0,8 m deutlich verjüngt. Es entsteht so auf beiden Seiten ein Neigungswinkel von ca. 10%. Eine Mauer, die einen Hang terrassiert, baut man zum Hang hin ca. 10 -20% geneigt. Wichtig ist eine gute Drainage sowohl bei freistehenden als auch bei stützenden Mauern, damit das Wasser gut versickern und die Mauer weder weggespült werden noch bei Frost aufgefrieren kann. Dazu wird ca. spatentief Erde ausgehoben und eine mindestens 20 cm tiefe Kies- oder Schotterschicht eingebracht. Auch hinter einer Stützmauer wird immer eine dränierende Schicht aus Sand, Kies, kleinen Steinen oder Bauschutt eingebaut, die einen Wasserstau vom „Berg“ her verhindert. Bei der freistehenden Mauer befindet sich diese Drainage im Innern. Hier werden die großen Steine gut verzahnt an den Außenseiten aufgesetzt und das Innere mit kleineren Steinen und grobem Material angefüllt: In beiden Fällen ist so ein schneller Wasserabzug sichergestellt und gleichzeitig Lebensraum für die trockenheitsliebenden Pflanzen und Tiere geschaffen. Beim eigentlichen Aufsetzen ist „Augenmaß“ gefragt: Grundsätzlich werden die Steine „liegend“ eingebaut, also mit der größten Fläche nach unten und so, wie sie am stabilsten auf den bereits gesetzten Steinen liegen. Hat man erst damit angefangen, entwickelt man schnell einen Blick dafür, welcher Stein gerade passt! Liegt einmal ein Stein etwas „wackelig“, wird eine handvoll lehmiger Erde darunter gepackt. Dabei entstehen dann ganz nebenbei die Stellen, die von den Pflanzen als erstes besiedelt werden. Ab und zu werden längere Steine auch quer in die Hangdrainage bzw. in die Mauermitte ragend gelegt, um das Bauwerk in sich stabiler zu machen.

Kurz-Bauanleitung
  • · 20 cm Kies- oder Schotterschicht als Fundament
  • · Mauern werden konisch gebaut: unten breit, oben schmal (10 bis 20% Neigung), freistehende Mauern maximal 1 m hoch.
  • · Die Form der Steine bestimmt ihren Platz in der Mauer: immer liegend einbauen, auf stabile Lage achten, ggf. Unebenheiten mit einer handvoll lehmige Erde ausgleichen
  • · Zur Stabilisierung gelegentlich Steine quer in die Hangdrainage bzw. in die Mauermitte ragend einbauen, auf versetzte Fugen achten
  • · Dränageschicht aus Sand, Kies oder Bauschutt wird hinter (Stützmauer) bzw. in der Mauer (freistehend) eingebaut


Die Bepflanzung
Überlässt man Trockenmauern sich selbst, stellt sich über kurz- oder lang Spontanvegetation ein: Die Natur erobert sich die Mauer. Wer nicht so lange warten will, bepflanzt die Mauer direkt während des Baus. Dazu stehen eine Reihe farbprächtige Kulturformen wie z. B. Steinkraut oder Blaukissen zur Verfügung. Allerdings bevorzugt man im naturnahen Garten die etwas unauffälligeren, weniger wüchsigen heimischen Arten. Innerhalb kurzer Zeit etabliert sich so auf Mauerfuß, in Ritzen und Mauerkrone eine trockenheitsverträgliche Pflanzengesellschaft, die Mauer begrünt sich, an schattigen Stellen siedeln sich Flechten und Moose an.

Pflanzenauswahl für Mauern und Steinbeete*
A. Überwiegend sonnige StandorteMauer-fugenMauer-kroneMauer-fuß
Odermenning (Agrimonia eupatoria)
x
Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)
x
Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum)
x
Hungerblümchen (Draba aizoides)
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Natternkopf (Echium vulgare)
x
x
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
x
x
Nachtkerze (Oenotherum missouriensis)
x
Sandfingerkraut (Potentilla cinerea)
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Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris)
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Mauerpfeffer-Arten (Sedum acre u. a.)
x
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Purpurrote Fetthenne (Sedum telephinum)
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Echte Hauswurz (Sempervivum tectorum)
x
x
Feldthymian (Thymus serphyllum)
x
Wärmeliebende Küchenkräuter wie Lavendel, Thymian, Dost, Ysop u. a. Pflanzen der Ruderalstandorte und Magerrasen wie Wegwarte, Schafgarbe, Königskerze, Wegmalve, Silberdistel oder Kornrade für Mauerkrone und Mauerfuß.
B. Halbschattige bis schattige Standorte*MauerfugenMauerkroneMauerfuß
Gänsekresse (Arabis procurrens)
x
x
Streifenfarn (Aspienium trichomanes)
x
Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea)
x
x
Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)
x
Ruprechtskraut (Geranium robertianum)
x
x
x
Moossteinbrech (Saxifraga hypnoides)
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x
Arten der Mauerfuß-Gesellschaften (auf stickstoffreichem Boden) wie Guter Heinrich, Schwarznessel und Schöllkraut.


Trockenmauer aus behauenen Steinen
© DLR
*Quelle: Informationsblätter des Naturschutzzentrums NRW



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