Giftige Wild- und Gartenpflanzen

Die Vielzahl der Veröffentlichungen der letzten Jahre über das Thema 'Giftpflanzen' hat sicherlich nicht zu einer besseren Allgemeinaufklärung geführt. Im Gegenteil, die Pflanzenlisten wurden immer umfangreicher und für den Laien immer undurchschaubarer. An dieser Stelle wird versucht, eine gewisse Bereinigung vorzunehmen, was selbstverständlich mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Werden die Listen zu weit gefasst, so werden sie unübersichtlich; fasst man sie zu eng, so wird leicht der Vorwurf der Unverantwortlichkeit laut. Hinzu kommt, dass Fragen der Giftigkeit, der Unverträglichkeit sowie der Allergieauslösung häufig zusammengeworfen werden, was eine sachliche Einschätzung erheblich erschwert. Vielfach wird auch ganzen Gattungen oder Arten das Prädikat 'giftig' verliehen, obwohl z. B. Zuchtsorten andere Inhaltsstoffe enthalten. Auch die Frage der Allergien muss gesondert abgehandelt werden, da sie in der Regel auf einen eng begrenzten Personenkreis beschränkt ist. Selbst die Inhaltsstoffe der Pflanze geben keinen absoluten Maßstab für deren tatsächliche Giftigkeit. Hinzu kommt, dass die Heil- und Giftwirkung bei Pflanzen oft sehr nahe beieinander liegen.

Als Toxine können in Pflanzen vorkommen: Alkaloide, Glykoside, Ätherische Öle, Gerbstoffe, Andromidotoxine, Pflanzensäuren, Saponine, Primin, Toxalbrumine, Bitterstoffe, Blausäure, Cumarin und viele andere mehr. Einerseits werden diese Stoffe als 'Gifte' eingestuft, andererseits tauchen sie aber auch in der Medizin als wertvolle Arznei-Grundlage und selbst in Kochbüchern als Speisezutaten auf, die so manchem Rezept angeblich 'den letzten Pfiff' geben. Erinnert sei an dieser Stelle nur an Waldmeister, Löwenzahn, Holunder oder den Schwarzen Nachtschatten, der noch im 18. Jahrhundert als Gemüse angebaut wurde. Auch die Bohne sollte an dieser Stelle angeführt werden, die im grünen Zustand durchaus als stark giftig eingestuft werden kann, deren 'Gift' aber beim Kochen restlos abgebaut wird.

Generell gilt nach wie vor der bekannte Ausspruch von Paracelsus angeführt werden, der schon im 16. Jahrhundert klar aussprach: "Nur die Dosis macht, dass ein Stoff (k)ein Gift ist".

Ohne in den Verdacht geraten zu wollen, die Gefahren durch Giftpflanzen 'herunterzuspielen', hier einige Zahlen aus der Statistik: Der Anteil nachgewiesener Vergiftungen durch Pflanzen oder Pflanzenteile liegt unter 5 %, gemessen an der Gesamtzahl aller Vergiftungen, und hiervon entfallen nochmals 80 % auf Pilzvergiftungen, die hier ganz unberücksichtigt bleiben.

Bei der Aufstellung von Listen giftiger Pflanzen sollten wir vor allem solche Arten benennen, von denen besondere Gefahren ausgehen. Gerade für Kinder sind giftige Wurzeln, Triebe oder auch Blätter sicherlich ungefährlicher als giftige Früchte oder auffällige und giftige Blüten.

Früchte und Samen haben einen ganz besonderen Reiz für Kinder. Schon aus diesem Grunde muss bedacht werden, dass eine ganze Anzahl von Wild-, Zier- und Zimmerpflanzen mehr oder minder giftige Früchte und Samen hervorbringen. Selbst Pflanzen, die zur Ernährung dienen, können hier nicht ausgeschlossen werden.

In besonders gravierenden Fällen (+++) sollte versucht werden, Früchte dem direkten Zugriff der Kinder zu entziehen. Grundsätzlich sollte man Kinder frühzeitig dazu erziehen, unbekannte Früchte nicht zu essen.


Tabelle 1: Früchte und Samen giftig
Botanischer Name Deutscher Name Giftigkeit
Aconitum-Arten Eisenhut +++
Agrostemma githago Kornrade ++
Arum macalatum Gefleckter Aronstab +++
Atropa belladonna Tollkirsche +++
Bryonia-Arten Zaunrübe ++
Buxus sempervirens Buchsbaum ++
Colchicum autumnale Herbstzeitlose +++
Conium maculatum Gefleckter Schierling +++
Convallaria majalis Maiglöckchen ++
Cytisus-Arten Ginster ++
Daphne cneorum Heideröschen +++
Daphne striata Steinröschen +++
Datura stramonium Stechapfel +++
Datura suaveolens Engelstrompete ++
Delphinium-Arten Rittersporn ++
Digitalis-Arten Fingerhut ++
Euonymus europaeus Pfaffenhütchen +++
Hedera helix Efeu +
Hyoscyamus niger Schwarzes Bilsenkraut +++
Ilex aquifolia Stechpalme +
Juniperus sabina Sadebaum +
Juniperus virginiana Virg. Zeder +
Laburnum anagyroides Goldregen +++
Ligustrum vulgare Liguster +
Lolium temulentum Taumellolch +++
Lonicera nigra Schwarze Heckenkirsche ++
Lonicera xylosteum Gemeine Heckenkirsche ++
Lupinus-Arten Lupine +
Lycium-Arten Bocksdorn ++
Nerium oleander Oleander +
Phaseolus coccineus Feuerbohne +
Phytolacca americana Kermesbeere ++
Prunus laurocerasus Lorbeerkirsche ++
Rhamnus frangula Faulbaum +
Ricinus communis Wunderbaum ++
Robinia pseudoacacia Robinie +
Sarothamnus scoparius Besenginster +
Solanum dulcamara Bittersüßer Nachtschatten ++
Solanum nigrum Schw. Nachtschatten ++
Solanum tuberosum Kartoffel ++
Symphoricarpus albus Schneebeere +
Taxus baccata Eibe +++
+ = giftig, ++ = stark giftig, +++ = schon bei Aufnahme kleinster Mengen gefährlich
Größere Mengen von Früchten der nachstehend aufgeführten Pflanzen können zu Gesundheitsschäden führen: Mahonien, Holunder, Jungfer im Grünen, Eberesche, Feuerdorn, Zwergmispel-Arten, Rosskastanie und Wacholder. Ihre rohen Früchte sind schwach giftig, gekocht aber z. T. durchaus genießbar. Tabelle 2: Stark giftige Pflanzenarten
Botanischer Name Deutscher Name besonders giftig
Aconitum-Arten Eisenhut alle Pflanzenteile
Adonis flammea Flammenadonis Trieb
Aethusa cynapium Hundspetersilie Kraut
Arum maculatum Aronstab alle Pflanzenteile
Bryonia-Arten Zaunrübe Wurzel und Frucht
Calla pallustris Sumpfcalla ganze Pflanze
Cynanchum vincetoxicum Schwalbenwurz ganze Pflanze
Cicuta vorisa Wasserschierling Rhizom u. Stängel
Colchicum autumnale Herbstzeitlose ganze Pflanze
Conium maculatum Schierling ganze Pflanze
Convallaria majalis Maiglöckchen ganze Pflanze
Daphne-Arten Seidelbast ganze Pflanze
Datura stramonium Stechapfel ganze Pflanze
Digistalis-Arten Fingerhut ganze Pflanze
Euphorbia-Arten Wolfsmilch Milchsaft
Gratiola officinalis Gnadenkraut ganze Pflanze
Helleborus niger Christrose ganze Pflanze
Hyoscyamus niger Bilsenkraut ganze Pflanze
Juniperus sabina Sadebaum Zweigspitzen
Laburnum-Arten Goldregen Blatt und Blüte
Lycium barbarum Bocksdorn ganze Pflanze
Nicotiana tabacum Tabak ganze Pflanze
Ranunculus scleratus Gift-Hahnenfuß ganze Pflanze
Rhus toxicodendron Giftsumach ganze Pflanze
Taxus baccata Eibe Nadel und Frucht
Thuja-Arten Lebensbaum Zweigspitzen
Veratrum-Arten Germer Kraut
Bei dieser Aufstellung wird bewusst auf eine Aufzählung der großen Gruppe der mindergiftigen und giftverdächtigen Pflanzen verzichtet. Es empfiehlt sich im Zweifelsfalle, die jeweils zuständigen Vergiftungszentralen unverzüglich anzusprechen. Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang auch bleiben, dass selbst unter den Zimmerpflanzen einige der großen Gruppe der 'Giftpflanzen' zugerechnet werden. Hierbei handelt es sich allerdings in der Regel um 'mindergiftige' Arten und Gattungen. Zu erwähnen sind folgende Arten: Tabelle 3: Giftige Zimmerpflanzen
Anthurien-Hybriden Flamingoblume junge Blätter
Croton tiglium Croton Samen
Cyclamen persicum Alpenveilchen Knolle
Dieffenbachia Dieffenbachie ganze Pflanze
Euphorbia-Arten Christusdorn Milchsaft
Primula-Arten Primel ganze Pflanze
Rhododendron-Arten Azaleen Blätter
Sanseveria trifasciata Senseveria ganze Pflanze
Solanum pseudocapsicum Korallenbäumchen Frucht
Euphorbia pulcherrima Weihnachtsstern Milchsaft
Ziel dieses Beitrages ist es, zum Schutz unserer Kinder auf die akuten Gefahren durch Giftpflanzen oder -pflanzenteile hinzuweisen. Bewusst sind nicht nur Zier- und Gartenpflanzen, sondern auch Wildpflanzen aufgeführt, die vielfach genau so kritisch einzustufen sind. Andererseits soll aber auch zum Abbau einer weit verbreiteten 'Giftpflanzenhysterie' beigetragen werden. Einige kursierende Giftpflanzenlisten haben zwischenzeitlich einen Umfang erreicht, der kaum noch Alternativen zulässt. Dabei sind vielfach Pflanzenarten aufgeführt, deren Inhaltsstoffe sich kaum von jenen unserer gängigen pflanzlichen Nahrungsmitteln unterscheiden. Wenn folgende Punkte allgemeine Beachtung finden, wird es wohl kaum zu ernsten Gefahren durch Giftpflanzen kommen ausreichende Pflanzenkenntnis richtige Einordnung der Gattungen und Arten Kinder grundsätzlich dazu erziehen, keine unbekannten Beeren oder andere Pflanzenteile in den Mund zu stecken oder zu essen. Vorschläge zur Pflanzenverwendung in Kindergärten und kinderfreundlichen Anlagen finden Sie hier.


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