Bodenuntersuchung und Düngung

Wieso ist eine Bodenuntersuchung überhaupt notwendig?
Bei der Bodenuntersuchung werden pflanzenverfügbare Nährstoffe, die Bodenreaktion (pH-Wert) und eventuell noch der Humusgehalt analytisch bestimmt, um daraus den Bedarf an Nährstoffen bzw. Düngemitteln ableiten zu können. Bei neu angelegten Gärten auf naturbelassenen oder aufgeschütteten Böden können Sie damit einem Nährstoffmangel, Kalkbedarf oder Humusdefizit vorbeugen. Lange in Kultur befindliche Gärten weisen dagegen häufig sehr hohe Nährstoffgehalte auf, so dass Sie bei Nährstoffüberschuss die Düngung reduzieren können. Alle 4 - 8 Jahre - am Anfang öfter, später seltener - sollten Sie die Bodenuntersuchung im Garten wiederholen, um zu sehen, wie sich die Nährstoffgehalte im Boden entwickeln. Das kostet nicht viel, ist ein Beitrag zum Umweltschutz, und erspart Ihnen möglicherweise Arbeit und den einen oder anderen Sack Dünger.

Wozu überhaupt düngen?
Pflanzen brauchen neben Wasser und Luft eine Reihe mineralischer Nährstoffe, vor allem Stickstoff, Phosphat, Kalium, Magnesium und Schwefel. Diese Nährstoffe sind in den mineralischen und organischen Düngemitteln in unterschiedlichen Anteilen enthalten. Während Stickstoff als Bestandteil von Eiweiß vor allem das vegetative Wachstum begünstigt (Blätter, Triebe), fördern Phosphat und Kalium vorrangig das generative Wachstum (Blüten, Früchte). Ein "Rasendünger" enthält daher mehr Stickstoff als ein "Rosendünger", der mehr Phosphat und Kalium beinhaltet. Es gibt jedoch keine kulturspezifischen Nährstoffe (und deshalb bedarf es auch keiner kulturspezifischen Düngemittel), sondern lediglich unterschiedliche Nährstoffkombinationen in den einzelnen Mehrnährstoffdüngern. Nährstoffe sind zwar in jedem Boden vorhanden, aber nicht immer in ausreichender Menge. Sie werden im Boden teilweise aus der organischen Substanz (abgestorbene Pflanzenreste, Humus) durch die Tätigkeit der Bodenlebewesen freigesetzt, vor allem Stickstoff. Sie kommen aber auch aus der mineralischen Bodensubstanz (Tonminerale u.a.), also letztendlich aus dem Gestein.

Nicht nur die Mineraldünger enthalten Nährstoffe, sondern auch Wirtschaftsdünger (Mist) oder Kompost, ebenso Asche, die vor den Zeiten der Ölheizungen im Garten ausgestreut wurde (Jetzt wissen Sie, warum alte Gärten oft so nährstoffreich sind). Nährstoffe aus Mineraldüngern oder Asche sind allgemein leichter löslich und damit schneller für die Pflanzen verfügbar als solche aus Kompost oder Mist. Die leichter löslichen Düngemittel müssen besonders vorsichtig dosiert werden, besonders wenn sie Stickstoff enthalten. Ein Überschuss kann nämlich in Form von Nitrat-Stickstoff ins Grundwasser ausgewaschen werden. Kalk wird vor allem für den Boden selbst benötigt, damit er in günstiger Struktur bleibt und die Bodenreaktion (pH-Wert) den Wurzeln das Wachstum und die Nährstoffaufnahme ermöglicht.

Wie werden Bodenproben entnommen ?
Zunächst müssen Sie sich entscheiden, ob Sie eine Bodenprobe aus dem ganzen Garten (bei neu angelegten Gärten auf einheitlichem Boden ausreichend) oder eventuell mehrere von einzelnen Teilbereichen untersuchen lassen wollen. Die Untersuchung von Teilbereichen ist zu empfehlen, wenn bestimmte Flächen seit längerer Zeit z.B. als Rasen, Gemüsebeet, Obstanlage oder für Zierpflanzen unterschiedlich genutzt und gedüngt wurden. Von der zu untersuchenden Fläche stechen Sie an etwa 15 Stellen mit einem Spaten ein, und zwar bis Spaten- bzw. Bearbeitungstiefe. Von jedem Spatenstich wird mit einem Messer oder Löffel über die ganze Spatentiefe ein Streifen Boden abgeschabt und in einen sauberen Eimer gegeben. Einfacher geht es mit einem speziellen Bodenproben-Bohrstock, dessen Anschaffung sich aber eher für eine Gärtnergemeinschaft als für den einzelnen Garten lohnt. Den so gewonnenen Boden mischen Sie gut. Ist er feucht, lassen Sie ihn am besten an der Luft trocknen. Ist er luftgetrocknet, mischen sie ihn erneut, packen ca. 250 - 400 g davon in eine Plastiktüte und verschicken die Probe mit einem "Untersuchungsauftrag" an ein Bodenlabor (siehe Liste am Ende des Beitrags). Die Bodenproben werden am besten nach der Ernte oder auch noch im Winter entnommen. Im Prinzip ist der Termin aber egal, jedoch darf vorher nicht mineralisch gedüngt worden sein. Es empfiehlt sich jedoch, die Beprobung immer zum gleichen Termin vorzunehmen, z.B. immer im November.

Untersuchungsauftrag: Worauf werden die Bodenproben analysiert?
Bodenlabors untersuchen meist Bodenproben aus der Landwirtschaft. Dort ist die Bestimmung von Phosphat, Kalium, Magnesium und des pH-Wertes üblich, um den Bedarf an den entsprechenden Nährstoffen und an Kalk abzuleiten. Für den Garten empfiehlt sich zusätzlich eine Untersuchung auf Humus bzw. Kohlenstoff (C) im Boden, um auch Hinweise zum Stickstoffbedarf zu bekommen. Vorab sollten Sie sich beim Bodenlabor nach den Kosten erkunden! Sind Sie z.B. in einem Kleingartenverein organisiert, können Sie über größere Probenmengen und Abstimmung des Einlieferungstermines Rabatte erhalten. Um auch eine Düngeempfehlung zu erhalten, müssen Sie dem Labor mitteilen, von welcher Fläche die Bodenprobe stammt (Rasen, Obst, Gemüsebeet etc.).

Wie viel Nährstoffe werden gebraucht ?
Sind hohe Gehalte eines Nährstoffs im Boden, brauchen Sie wenig zu düngen - und umgekehrt. Dabei muss jeder Nährstoff für sich betrachtet werden, denn die Nährstoffe können sich nicht gegenseitig ersetzen. Aber nicht nur der Nährstoffgehalt im Boden bestimmt die notwendige Düngermenge, sondern auch die Nährstoffmenge, die mit dem Erntegut dem Boden "entzogen" wird. Durch den Anbau und die Ernte von Gemüse werden mehr Nährstoffe entzogen als bei Obst oder Zierpflanzen. Beim Rasen ist die Häufigkeit des Mähens (bzw. die gemähte Grasmenge) entscheidend, ebenso der Verbleib des geschnittenen Grases. Wird das Mähgut nicht entfernt, verringert sich der Düngerbedarf.

Weißklee als Stickstoffdünger im Rasen
Beim Rasen ist für die Stickstoffdüngung außerdem entscheidend, ob Weißklee wächst. Weißklee und seine Verwandten (Kleearten, Luzerne, Wicken, Erbsen und Bohnen), die "Leguminosen", binden über "Knöllchenbakterien" (Rhizobien) in einer Symbiose Stickstoff aus der Luft. Wer Weißklee im Rasen hat, hat vielleicht schon bemerkt, dass dieser nicht ganz ortsfest wächst, sondern gewissermaßen wandert. Das liegt an der Ausbreitungsform dieser Pflanze über sog. Ausläufer. Wandert der Weißklee über die Jahre hinweg überall hin, braucht man keinen Stickstoff zu düngen.
Solange der Klee blüht, kommen gerne die Bienen. Wer nichts gegen diese nützlichen Tiere hat (das sollte der Normalfall sein), kann auch Weißklee in seinen Rasen säen. Samen können Sie selbst sammeln, indem Sie die abgeblühten Blütenköpfe "ausribbeln". Sie können die Samen auch kaufen, aber Sie brauchen nur ein paar Gramm. Streuen Sie die Samen einfach in den Rasen und arbeiten sie mit dem Rechen etwas ein, ganz flach. Der Erfolg ist zwar nicht garantiert, aber es kostet nichts und mit etwas Glück ist die Stickstoffversorgung sichergestellt. Einen "englischen" Rasen bekommen Sie so aber nicht. Wer deshalb viel Stickstoff düngt und beregnet, bekommt einen grünen Rasen ohne Weißklee, muss aber auch öfters mähen. Sie sollten für sich einen geeigneten Kompromiss zwischen einem üppigen Rasenwuchs und der notwendigen Mäharbeit finden. Noch ein Tipp, weil oft nachgefragt wird: Moos im Rasen ist kein Zeichen falscher Düngung, sondern von zu viel Schatten und Feuchte. Wollen Sie das Moos loswerden, braucht der Rasen mehr Licht.

Nährstoffbedarf und Düngermengen: Viel hilft viel ? Besser: Weniger ist mehr !
Von den Bodenlabors wird der Nährstoffgehalt im Boden in mg/100 g angegeben. Angestrebt werden dabei je etwa 12 - 20 mg P2O5 (Phosphat) oder K2O (Kali) sowie 6 - 10 mg Mg (Magnesium). Liegt eine sehr hohe Phosphat- und Kaliversorgung im Boden vor, sollten Sie diese Nährstoffe bei der Düngung aussparen bzw. keinen "Volldünger" benutzen. Streuen Sie dann lieber einen Dünger, der nur Stickstoff enthält. Bei Kalium-Überschuß im Boden streuen Sie nur Stickstoff und Phosphat, aber kein Patentkali oder ähnliches. Bei sehr hohen Phosphatgehalten im Boden nehmen Sie einen Mehrnährstoffdünger mit geringem Phosphatgehalt (z.B. "Nitroposka MG Plus" 12+5+17+5, oder "Nitrophoska Perfekt" 15+5+20), aber keinen NP-Dünger wie Guano (Vogelkot) und auch kein Knochenmehl.

Weist Ihr Boden die angestrebten, "normalen" Nährstoffgehalten auf, können Sie etwa folgende Mengen eines "Volldüngers" (z.B. "Nitroposka MG Plus" 12+5+17+5, oder "Nitrophoska Perfekt 15+5+20+2) pro qm geben:
  • 120 g zu längerwachsenden Kohlarten (Blumenkohl, Brokkoli, Weißkohl), Tomaten. Das sollte auch die Obergrenze auf Rasen sein.
  • 80 g zu Kohlrabi, Sellerie, Porree, Kartoffeln, Spinat, Gurken
  • 40 g zu Radieschen, Zwiebeln, Salat, Spargeln, Möhren, Kräutern. Dies genügt auch bei Erdbeeren.

Erbsen oder Bohnen brauchen keinen "Volldünger". Sie mit mineralischem Stickstoff zu versorgen, wäre Frevel, da diese Pflanzen über die Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft binden (s. Kapitel Weißklee im Rasen). Streuen Sie mit einer Mineraldüngergabe nicht mehr als ca. 6 g Stickstoff/m² !
Die Nährstoffgehalte stehen auf der Düngerpackung. Bei 15 % Stickstoff im Dünger sind das max. 40 g Dünger pro qm. Höhere Mengen geben Sie bitte in Teilgaben (vor der Saat/Pflanzung, nach dem Aufgang/Anwachsen). Ausnahmen bilden sog. stabilisierte Stickstoffdünger, bei denen Sie die Einzelgaben zusammenfassen können.

Obstbäume brauchen in der regel keinen Volldünger. Der geringe Nährstoff- und Stickstoffbedarf dieser Kulturen kann mit Kompost oder Mist als Mulchschicht auf den Baumscheiben gedeckt werden.

Kompost
Anstatt mineralischer Mehrnährstoffdünger geht auch Kompost- Legen Sie doch in Ihrem Garten einfach einen Komposthaufen an! Die Kompostbereitung im Garten stellt eine Form der Kreislaufwirtschaft dar, bei der Abfälle und Nährstoffverluste vermieden werden. Etwa 2 bis max. 3 kg Kompost genügen zur Düngung pro Jahr auf einen m².
Beginnen Sie mit der Kompostdüngung auf einem humus- und nährstoffarmen Boden, können Sie ebenso wie bei Kulturen mit höherem Stickstoffbedarf (Kohlarten, Tomaten) 4 kg Kompost geben. Zu Spinat, Gurken, Kartoffeln geben Sie 3 und zu Radieschen, Zwiebeln, Salat, Spargeln, Möhren oder Kräutern reichen 2 kg/m².
Die gleichen Mengen gelten für Mist von Pferden, Rindern, Schweinen etc. Bei Geflügelmist oder reinem Geflügelkot müssen Sie aufpassen, denn der ist etwa 5 mal so nährstoffreich. Eine sehr gute Wirkung erzielt auch die Kombination eines organischen Düngers mit einem mineralischen (dann nehmen Sie bitte von jedem nur die Hälfte).
Bei geringen Humusgehalten im Boden wie zu Beginn einer "Kompostwirtschaft" oder in neu angelegten Gärten ist zusätzlich zum Kompost ein Stickstoffdünger nützlich. Das kann ein mineralischer Dünger sein (z.B. Kalkammonsalpeter, enthält 27 % N, deshalb etwa die Hälfte der beim Volldünger o.a. Mengen) oder ein organischer, wie z.B. Hornspäne (etwa 50 g/m2). Die Notwendigkeit einer zusätzlichen N-Düngung können Sie an der Aufhellung älterer Blätter erkennen. Wollen Sie auf akuten Stickstoffmangel reagieren, müssen Sie mineralisch düngen. Organische Dünger (außer Jauche) liefern den Stickstoff zu langsam nach. Dunkelgrüne Blattfärbung ist dagegen ein Zeichen ausreichender bis hoher Stickstoffversorgung. Liegt der Humusgehalt im Gartenboden über 4 %, können Sie sich bei der Stickstoffdüngung zurücknehmen, weil der Boden dann genügend nachliefern dürfte.

Manche Labors geben anstatt des Humusgehaltes den C-Gehalt (Kohlenstoff) des Bodens an. Daraus errechnen Sie den Humusgehalt, indem Sie den C-Gehalt mal zwei nehmen.

Ist ihr Garten schon alt, und Sie haben immer reichlich gedüngt und trotzdem wenig Humus im Boden, dann haben Sie vielleicht zu viel im Boden herumgewühlt. Hacken und andere Bodenbearbeitung bringt Luft in den Boden und fördert den Humusabbau. Gönnen Sie dann dem Boden - und auch sich selbst - mehr Ruhe, dann steigt auch der Humusgehalt wieder an.

Portionieren Sie Ihren Dünger für kleine Flächeneinheiten und wiegen Sie die Menge für 1 oder z.B. 10 m² ab ! Benutzen Sie einfach ihre Küchenwaage. Wenn Sie z.B. 20 g eines mineralischen Mehrnährstoffdüngers pro m² einsetzen, brauchen sie 200 g für 10 m². Beim Kompost wiegen Sie einfach den Inhalt eines bestimmten Gefäßes (Messbecher), mit dem Sie dann immer den Kompost dosieren.
Wenn Sie nämlich eine größere Fläche auf einmal streuen, werden Sie vielleicht feststellen, dass Ihnen der Dünger schon auf halber Fläche ausgeht, d.h. Sie hätten die doppelte Menge gedüngt.

Wann sollten Sie düngen ?
Düngemittel, die Stickstoff in leicht löslicher (mineralischer) Form enthalten, dürfen nur dann eingesetzt werden, wenn die Pflanzen den Stickstoff aufnehmen können, also vorrangig im Frühjahr. Anderenfalls tragen Sie zur Nitratauswaschung bei. Nährstoffe wie Phosphat, Kalium oder Magnesium könnten Sie jederzeit düngen. Da aber die meisten Düngemittel (Mehrnährstoffdünger, "Volldünger"), die im Garten eingesetzt werden, neben anderen Nährstoffen auch Stickstoff enthalten, sollten Sie die Düngung im Frühjahr durchführen, z.B. vor dem Austrieb oder nach der Saat. Entsprechendes gilt für Kompost oder Mist, auch diese Produkte sollten Sie vorrangig ausgangs Winter bis ins Frühjahr ausbringen, gerade auf sandigen Böden. Mist oder Kompost im Herbst einzugraben ist für die Stickstoffausnutzung ungünstig. Darüber hat man früher nicht nachgedacht, aber heute wissen wir es und richten uns danach. Manche Kleingärtner scheinen immer noch vom Zwang beseelt, jeden Herbst eine Ladung Mist im Garten vergraben zu müssen. Mist gehört jedoch ausgangs Winter flach eingearbeitet. Dazu muss er gut verrottet sein, dann stört er Sie z.B. auch nicht beim Kartoffeln pflanzen.

Müssen Sie auch kalken ?
Bei der Bodenuntersuchung sollte der pH-Wert über etwa 6,5 liegen, bei sandigen Böden genügt auch etwa pH 6. Ist der pH-Wert zu niedrig, fühlen sich die Pflanzen nicht wohl, und alle anderen Düngungsmaßnahmen schlagen nicht an. Wird vom Bodenlabor ein Kalkbedarf aufgezeigt, streuen Sie am besten sog. Kohlensauren Kalk (das ist Calciumcarbonat, CaCO3), und wenn Sie auch noch einen Magnesium-Düngebedarf haben, nehmen Sie am besten einen Mg-haltigen Kalk.
  • Die Aufwandmenge beträgt i.d.R. ca. 200 - 300 g Kohlensauren Kalk /qm.
  • Bei leichten bzw. sandigen Böden genügen auch 100 g/m². Diese Mengen reichen für ein paar Jahre aus, um den pH-Wert im optimalen Bereich zu halten.

Streuen Sie zu viel Kalk, ist das auch nicht gut für den Boden. Und es gibt auch Pflanzen, die das nicht mögen, z.B. Nadelbäume. Den Kohlensauren Kalk können Sie jederzeit streuen, er schadet auch den Pflanzen nicht. Arbeiten Sie ihn flach ein, sonst verkrustet er an der Bodenoberfläche. Branntkalk (CaO3) wirkt zwar schneller, ist aber teurer als Kohlensaurer Kalk und zudem wirkt er ätzend. Im Vergleich zum CaCO3 brauchen Sie nur die halbe Menge.


Friedhelm.Fritsch@DLR.RLP.DE     www.gartenakademie.rlp.de