Gartenvorbereitung in Neubaugebieten

Problematik
In der Regel sind Hausbesitzer nach der Vollendung ihres Eigenheims voller Enthusiasmus, was den Wunsch nach dem eigenen Garten angeht. Während das Haus, von einigen Kinderkrankheiten abgesehen, in Perfektion und mit sehr hohem finanziellen Aufwand gebaut wurde, sieht es im Umfeld recht wüst aus. Die Bodenoberfläche ist noch nicht so modelliert, wie es den Gartenplanungen mit Terrasse, Steingarten, Böschungen und Gartenteich entspricht. Dagegen bilden sich ungewollte Pfützen auf dem durch die Fahrspuren des Radladers verdichteten Boden der Baustellen. Überall sind Rest von Bauschutt und Baumaterialien zu finden. Der Mutterboden, sofern er vor Baubeginn ordnungsgemäß ausgelagert wurde, muss noch verteilt werden. Ansonsten steht der rohe Unterboden an. Aus dem Gesagten ergeben sich vier wichtige Gruppen von Maßnahmen:
1. Bodenlockerung durch Umgraben oder Einsatz von Untergrundhaken
2. Aufbringen des Mutterbodens
3. Gründüngung
4. Verbesserung des Nährstoffgehaltes und der Struktur des Gartenbodens durch Erdbeimischungen und Einarbeiten von Kompost

1. Bodenlockerung
Ungewollt wirken auf den Boden einer Baustelle eine Reihe von Einflüssen ein, die zu einer Bodenverdichtung führen. Insbesondere ist es das Begehen und Befahren im feuchten Zustand, das einen negativen Einfluss auf die Bodenstruktur ausübt. Wenn die Bodenverdichtung nicht rückgängig gemacht wird, kann der frisch gepflanzte Bewuchs mit seinen Wurzeln nur wenig über den Rand der Pflanzgrube hinaus vordringen. Der Wurzelkörper bleibt klein und flach. Er wird dadurch besonders anfällig sowohl für Trocken- als auch Vernässungsschäden. Bodenlockerungen werden im Gartenbereich durch 30 bis 40 cm tiefes Umgraben, den Einsatz der Spitzhacke oder die Benutzung von Lockerungsgeräten durchgeführt, für die allerdings eine Zufahrtsmöglichkeit für einen Traktor erforderlich ist. die bekanntesten Geräte sind der Untergrundhaken, oder Wippscharlockerer und der Spatenpflug. Bodenfräsen sollten nicht zu häufig und nicht zu intensiv eingesetzt werden, da sie die Krümelstruktur zerschlagen. Einen 'totgefrästen' Boden erkennt man an den nicht versickernden Pfützen nach intensiven Regenfällen.

2. Aufbringen des Mutterbodens
Unter Mutterboden versteht man die oberste etwa 30 bis 40 cm mächtige Bodenschicht, die von den Pflanzen besonders intensiv durchwurzelt wird. Sie weist auf Grund ihres hohen Gehalts an organischer Substanz eine dunklere Farbe als der darunter liegende Rohboden auf. Der Mutterboden ist besonders wichtig, weil er ein hohes Festhaltevermögen für Wasser und Nährstoffe in pflanzenverfügbarer Form aufweist. Zugleich wird mit dieser Eigenschaft möglichen Verbrennungsschäden vorgebeugt, die von im Boden verbliebenen Resten von Bauschutt oder Baumaterialien ausgehen könnten. Mutterboden ist auch ein Bereich intensiver Aktivität von Bakterien und Pilzen, die unter Luftzutritt aus der organischen Substanz mineralische Nährstoffe freisetzen. Bei einem ordnungsgemäßen Bauaushub wird Mutterboden in getrennten Mieten von ca. 1,30 m Höhe und 3,00 m Sohlenbreite gelagert. Vor einem Wiederausbringen nach erfolgten Baumaßnahmen sind der Boden zu lockern und erforderliche Erdbewegungen durchzuführen. Eventuelle Sackungen müssen korrigiert werden. Anschließend wird der Mutterboden auf die Erdoberfläche aufgebracht und glattgeharkt. Wurde der Mutterboden im Verlauf des Bauaushubs mitsamt seiner organischen Substanz unbeabsichtigt in tiefere Bodenschichten verbracht, so besteht das Risiko von Gärungs- und Fäulnisvorgängen, die zu Geruchsbelästigungen führen können.

3. Gründüngung
Auch durch eine Gründüngung wird die Bodenlockerung gefördert. Insbesondere sind es die Lupinen, die ab März ausgesät werden können und mit ihren kräftigen Wurzeln bodenlockernd wirken. Während blaue Lupinen lehmige bis tonige Böden bevorzugen, gedeihen gelbe Lupinen auf Sandböden und weiße Lupinen auf lehmigen Böden. Eine Reihe von Gründüngungspflanzen wie Lupinen, Klee und Hülsenfruchtgemenge (Erbsen, Wicken, Ackerbohnen) besitzen neben den übrigen positiven Auswirkungen einer Gründüngung, Beschattung des Bodens, Förderung der Krümelstruktur und Erhöhung des Gehaltes an organischer Substanz, die Eigenschaft, in ihren Wurzelknöllchen, den elementaren Stickstoff der Luft zu binden und damit als Nährstoff im Boden anzureichern. Besonders viel organische Masse bilden Gelbsenf, Ölrettich und Raps. Eine Augenweide und zugleich eine ausgezeichnete Bienenfutterpflanze ist die blau blühende Phazelia. Durch die Aussaat von Gründüngungspflanzen, die ab März bzw. April bis etwa August möglich ist, geht dem Gartenbesitzer zwar ein Jahr bis zur Bepflanzung seines Garten verloren. Dafür wird er aber in den darauffolgenden Jahren mehr Freude an seinen Pflanzen haben. Die Aussaat von Gründüngungspflanzen ist dann besonders wichtig, wenn der Garten auf einem Rohboden ohne Mutterbodenschicht angelegt werden soll.

4. Verbesserung des Nährstoffgehaltes und der Struktur des Gartenbodens durch Erdbeimischungen und Einsaat von Kompost
Extreme Böden, d. h. reine Sandböden oder reine Tonböden, werden dem Gartenbesitzer wenig Freude bereiten. Während auf reinen Sandböden Trockenschäden zu erwarten sind, kann es auf Tonböden zu Staunässe kommen. Diese Risiken und das Risiko einseitiger Nährstoffversorgung werden gemindert, wenn dem Sandboden lehmige oder tonige Erde und dem Tonboden Sand beigemischt wird. Es war gängiger Praxis, Gartenböden durch Torf oder Stallmist zu verbessern. Davon ist man unter dem Zwang der Umstände abgekommen, weil diese Bodenverbesserungsmittel entweder zu teuer oder nicht verfügbar sind. Zur Bodenverbesserung aller Gartenböden wird daher derzeit gut verrotteter Biokompost aus organischen Abfällen empfohlen. Vor der Gartenanlage können rund 10 Liter Biokompost mit RAL--Gütezeichen pro m² ausgebracht werden. Das entspricht einer Schichthöhe 1,0 bis 2,0 cm. Dieser Kompost wird flach in den Boden - nicht tiefer als 20 cm - eingearbeitet. Damit wird die Bodenstruktur entscheidend verbessert. Zu gleicher Zeit werden damit für den Wachstumsbeginn aller Gartenpflanzen genügend Nährstoffe eingearbeitet, so dass keine zusätzliche Minderaldüngung zu Beginn der Gartenanlage mehr erforderlich ist.


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