Obstgarten im März

„Fürchte nicht den Schnee im März, darunter schlägt ein warmes Herz“! Wie auch immer das Wetter im März ist, alles deutet darauf hin, dass die Natur wieder erwacht und die Vegetation schon bald wieder losgeht. Je nach Verlauf des Winters sind die früh austreibenden Obstarten weit voran. Auf jeden Fall beginnt jetzt wieder die schöne Zeit, in der man den Obstgehölzen beim wachsen, blühen und fruchten zuschauen kann: Der Winter ist vorbei, Das Frühjahr beginnt!

Und wo wir gerade dabei sind: wie lange dauert eigentlich der Winter? Für die Meteorologen dauert er von Dezember bis Ende Februar. Kalendarisch endet er am 20.März. Ja, und dann gibt es da auch noch den phänologischen Kalender, basierend auf der genauen Beobachtung der Natur.

Der Phänologische Kalender: Die „gefühlte Jahreszeit“ muss nicht mit der kalendarischen übereinstimmen!

Ist es ihnen auch schon einmal so gegangen: Die „gefühlte“ Jahreszeit entspricht nicht der des Kalenders? Das liegt daran, dass sich die Natur nach dem Klima richtet und nicht nach feststehenden Terminen. Aussaat und Ernte, Austrieb und Blühbeginn einzelner Pflanzen variieren nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern auch von Region zu Region. Ist es sehr lange kalt, verzögert sich die Entwicklung oft um 1-2 Wochen. Steigen dann die Temperaturen, erscheinen oft explosionsartig überall die Blüten und die Natur hat innerhalb weniger Tage wieder aufgeholt. Dem trägt der Phänologische Kalender Rechnung, der nicht mit festen Terminen und Zeitspannen arbeitet sondern sich an der Entwicklung einzelner, typischer „Zeigerpflanzen“ orientiert. Daneben sind aber auch das Erscheinen von Tieren wie z.B. der ersten Bienen oder Schmetterlinge, der erste Kuckucksruf oder die Rückkehr der Rauchschwalben Anhaltspunkte für den Beginn einer neuen Periode.

Phaenologisch unterteilt man den Frühling auch für den Laien leicht erkennbar am Blühbeginn bzw. der ersten Blattentfaltung folgender Obstgehölze:

Vorfrühling: Blühbeginn von Haselnuss /Schneeglöckchen
Erstfrühling: Blühbeginn von Forsythie/Blattentfaltung der Stachelbeere
Vollfrühling: Blühbeginn des Apfels/Blattentfaltung der Stieleiche

Jetzt sollten die letzten Gehölze in den Boden - Späte Frühjahrspflanzungen sind ungünstig

Anfang März bringt man noch schnell die letzten wurzelnackten Gehölze in den Boden (Ausnahme: Tafeltrauben, die erst Ende April/Anfang Mai gepflanzt werden). Bei späteren Pflanzterminen greift man sicherheitshalber auf gut bewurzelte Containerware zurück.

Grundsätzlich gilt: Eine Herbstpflanzung ist immer einer Frühjahrspflanzung vor zu ziehen und je später der Pflanztermin, desto besser müssen die Anwachsbedingungen sein.

Das bedeutet:

· kräftiger Rückschnitt der Krone: Denn die Gehölze müssen jetzt gleichzeitig einwurzeln und austreiben. In trockenen Frühjahren bedeutet das Stress und der Austrieb ist dann unbefriedigend oder es gibt Kümmerwuchs. Gute Baumschulen bieten einen fachgerechten Pflanzschnitt beim Kauf als Service an.
· Ganz wichtig ist ein kräftiges antreten, damit ein guter Wurzelschluss hergestellt wird!
· Ebenso wichtig: mehrmalige Bewässerung nach dem Pflanzen bis in den Juni hinein und Verdunstungsschutz der Baumscheibe durch Abdeckung mit organischem Material (Komposte, Rindenmulch, Stroh). Wichtig: Stammbereich frei lassen (Verbrennungsgefahr). Aushub des Pflanzloches mit Kompost vermischt (3:1 Erde/Kompost)
· Nach dem Pflanzen: Etiketten, Drähte, Schnüre entfernen, damit sie nicht einwachsen können und den Baum strangulieren.
Wer später als Mitte-Ende März noch Gehölze pflanzen will, kann aus der Not eine Tugend machen: Schwachwachsende Obstarten können auch sehr gut in Töpfe, Container oder Kübel gepflanzt werden. Dadurch sind sie mobil und können an verschiedenen Orten stehen, z. B. als gestalterisches Element an Terrasse oder Balkon, als Sichtschutz oder natürliche Begrenzung etc. Diese Kultur hat eine jahrhundertealte Tradition, beginnend mit der Kultivierung exotischer Obstarten wie Orangen, Zitronen, Feigen oder Granatäpfeln. Ihre Überwinterung erfolgte frostsicher in den sogenannten „Orangerien“. Neben diesen mediterranen und exotischen Obstarten wurden später auch heimische, winterfrostharte Obstarten in Kübeln angebaut. Neben dem Kernobst sind auch die Steinobstarten sowie die Tafeltraube für eine Kübelkultur geeignet. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Gehölze auf eine schwachwachsende Unterlage veredelt sind. Damit die Bäume schön kompakt bleiben, wird beim Schnitt, ähnlich wie bei der Bonsai-Kultur oder bei der Formobst-Erziehung viel mit Sommerschnitt und dem pinzieren langer Triebe gearbeitet. Obstbäume in Kübeln können als mehrjährige, tragende Bäume gekauft oder aber jetzt getopft und selbst erzogen werden.

Besonderheiten für den Obstgarten

Neben den bekannten Obstarten und Sorten bietet der Handel immer wieder Neues an wie z. B. exotische Obstarten, besondere Baumformen oder Neuzüchtungen mit Früchten die aussehen, als wären sie in einem Schraubstock gewachsen, wie die Tellerpfirsiche.

Aufgrund der spürbaren Klimaveränderung mit zunehmender Erwärmung weitet sich die Anbauwürdigkeit für Wärme liebende Pflanzen aus. In gleichem Maße steigt der Wunsch der Obstfreunde, neue Obstarten, die man vielleicht aus dem Urlaub kennt, auch im heimischen Garten anzubauen wie:

Kaki-Pflaume (Diospyros kaki). Mittlerweile werden auch Sorten angeboten wie ‚Jiro’, Fuyu’, `Sharon` und ‚Hanafuju’ die nicht bitter sind und trotzdem am Baum ausreifen. Die Bäume sind frosthart und tragen am Standort Neustadt regelmäßig.

Granatapfel (Punica granatum): Der Artname granatum leitet sich aus dem lateinischen Wort granae (Kerne, Körner) ab und gibt einen Hinweis auf deren große Anzahl (lat. granatus = kernreich). Diese wiederum sind von leckerem und feinsäuerlichem Fruchtfleisch umgeben, welches sich zum Verzehr mit einem Löffel bequem herauslösen lässt. In vielen Kulturen wurde der Granatapfel deshalb als Symbol der Fruchtbarkeit verehrt. Die Bäume sind frosthart und tragen am Standort Neustadt regelmäßig essbare Früchte.

Papau, auch Indianerbanane (Asimina triloba): Das Fruchtfleisch ist geschmack-lich mit dem von Bananen vergleichbar, außergewöhnlich sind die bis zu 10 cm langen Früchte mit ihren typischen Samen. Es gibt verschiedene Sorten.

Kap-Stachelbeere (Physalis peruviana, im Englischen auch Cape gooseberry genannt). Meist als Samen angeboten, mehrjährige Staude, Wurzelstock muss frostfrei gelagert oder im Freiland abgedeckt werden.

Japanische Stachelbeere oder Scharfzähniger Strahlengriffel (Actinidia arguta), auch Kiwai, Bayern-Kiwi oder Kleinfruchtige Kiwi genannt. Die unbehaarten und vitaminreichen Früchte erreichen die Größe von Stachelbeeren und können mit Schale gegessen werden, die Sträucher gelten als ausgesprochen frosthart. A. arguta ist eine nahe Verwandte der bekannten Kiwifrucht (A. deliciosa).

Teller-Pfirsiche oder Teller-Nektarinen. Sie werden erst seit einigen Jahren im Fachhandel angeboten und fallen ob der plattgedrückten Fruchtform (Plattpfirsich) direkt ins Auge. Mittlerweile gibt es von Prunus persica var. platycarpa ein breites Angebot von Bäumen im Fachhandel, am bekanntesten ist die weissfleischige `Saturn`.
Bedenken Sie aber, dass zu diesen und ähnlichen Pflanzen noch recht wenig Erfahrungen vorliegen. Und woher weiß man, ob es im eigenen Garten funktioniert? Ganz einfach: probieren Sie es aus! Machen Sie Ihren eigenen „Versuchsbetrieb“ und erproben versuchsweise einzelne Pflanzen an besonders geschützten und bevorzugten Standorten aus.

Bei aller Begeisterung für das Exotische und Neue wollen wir aber keinesfalls unsere wohlschmeckenden, gesunden und vitaminreichen heimischen Obstarten vernachlässigen. Robuste Sorten von Kern-, Stein-, und Beerenobst sind und bleiben der Standard im Garten. Dazu kommt noch das breite und wenig anspruchslose Sortiment an Wildobst von A wie Aronia melanocarpa (Schwarze Apfelbeere) bis Z wie Zier- oder Scheinquitte (Chaenomeles) mit einzigartigem Blüten- und Fruchtschmuck und unendlichen Verwertungsmöglichkeiten.

Wer hier die Abwechslung sucht, der kann es z. B. mit den aromatischen weißen Johannisbeeren (z. B. `Primus`), gelben Himbeeren (z. B. `Fallgold`) oder Jostabeeren versuchen. Farbe bekennen kann man auch mit rotfleischigen Apfelsorten (z. B. `Pomfital`) oder anderen Baumformen, wie z. B. den Säulenbäumen (auch CATS =Columnar rapple tree genannt). Mittlerweile bietet viele Versandbaumschulen auch sog. „Zwergformen“ bei Steinobst an. Auch hier lautet die Empfehlung: erst einmal im Kleinen ausprobieren, ob wirklich alle Versprechen eingehalten werden. Nicht selten mutiert der eine oder andere „Zwerg“ zum Riesen oder hat sonstige gravierende Nachteile (z. B. Anfälligkeit) und die Steinobstsäule wird zum breitkronigen Baum!

Was tun bei zu starkem Wachstum?

Viele Gartenfreunde kennen das Problem: Da kauft man sich einen schönen Obstbaum auf schwachwachsender Unterlage, und nach einigen Jahren wird das Bäumchen immer größer. Kommt dann noch ein guter Boden oder eine zu hohe Düngung dazu, dann ist ein zu starkes Wachstum oft die Folge. Was tun in so einem Fall, wenn Bäume hauptsächlich Triebe, aber nur wenig Früchte produzieren? Hier gibt es 2 Möglichkeiten:

1. Sommerschnitt statt Winterschnitt: Denn ein Schnitt in der Vegetation bremst das Triebwachstum deutlich und der Baum kommt wieder ins Gleichgewicht. Bei Bedarf kann man das so lange praktizieren, bis der Baum ruhiger wird.

2. Wurzelschnitt: Man kann das Übel im wahrsten Sinne auch direkt an der Wurzel packen! Dazu sticht man mit einem Spaten einige Wurzeln des Baumes ab. Am Besten macht man das jetzt im März, bevor der Baum die in der Wurzel gelagerten Reservestoffe zum Austrieb aktiviert. Die Rechnung ist ganz einfach: weniger Wurzeln = schwächerer Austrieb! Bei Apfelbäumen auf M9 kann man dabei ruhig 20 – 30 cm an den Stamm gehen. Tipp: Stechen Sie bei starkwachsenden Bäumen an einer Stelle ab und schauen Sie, was passiert. Wenn nötig, kann diese Maßnahme dann im nächsten Jahr gegebenenfalls auch etwas stärker wiederholt werden.

Schnitt Strauchbeeren

Die Strauchbeeren weisen einen basitonischen Wuchscharakter auf, d. h. die natürliche Verjüngung erfolgt in Neuaustrieben bodennah an der Basis der Stöcke. Für den Schnitt von Johannisbeere und Stachelbeere sind diese Neuaustriebe sehr wichtig, denn mit deren Hilfe lassen sich die Sträucher sehr gut verjüngen. Ältere, abgetragene Triebe verlieren ihre Vitalität und bringen schlechtere Qualitäten (kleinere Beeren, verrieseln etc.). Das Triebalter kann man sehr gut an der Rindenfarbe erkennen: junge Triebe haben eine helle Rinde, älteres Holz ist viel dunkler. Die neuen Triebe aus der Basis werden als Ersatz für die alten Triebe herangezogen. Beim Schnitt ist darauf zu achten, dass nicht alle Neutriebe im Strauch verbleiben können. Wichtig: immer die ältesten Triebe zuerst entfernen.

Darauf sollten Sie achten:

· Insgesamt 7 – 10 Hauptäste pro Strauch reichen aus, wenn mehr stehen bleiben, wird es bei der Ernte zu dicht
· Pro Jahr können 2-3 ältere Äste entfernt werden. Wichtig: direkt über dem Boden abschneiden
· 3 - 4 junge, günstig stehende Bodentriebe stehen lassen und ca. 1/3 einkürzen
· die übrigen, nicht benötigten Jungtriebe bodennah abschneiden
· Seitentriebe an 2-jährigem und älterem Holz auf 3 – 4 Knospen zurückschneiden
Brombeeren

Auch die Brombeeren weisen einen basitonischen Wuchscharakter auf, in Ergänzung zu den vorgenannten besitzen sie zusätzlich noch Ranken. Deshalb benötigen sie ein Erziehungsgerüst, an dem die Ranken hochgebunden werden. Beim Schnitt belässt man pro Strauch 5 - 6 kräftige Ranken, wobei die ältesten Triebe generell zuerst entfernt werden. Die besten Qualitäten erreicht man, wenn die Ranken nicht älter als 2 Jahre alt werden. Überzählige Neutriebe und nicht mehr benötigte Alttriebe werden direkt über dem Boden abgeschnitten. Achten Sie auf eine gleichmäßige Verteilung und guten Befestigung der Triebe am Erziehungsgerüst. Aus den Blattachseln der Ranken bilden sich Seitentriebe, sog. „Geiztriebe“. Diese werden sind unbedingt auf 2 – 3 Augen zurück zu schneiden, andernfalls wird er Strauch zu dicht und die Qualität lässt spürbar nach.

Bei breit wachsenden Sorten mit längeren Ruten pflanzt man im Abstand von 2,5 – 3 m, neuere, kompakt wachsende Sorten können im Abstand von 1,5 gesetzte werden.

Düngung

Bei Bedarf kann Ende des Monats auch eine Düngung im Obstgarten ausgebracht werden. Dieser sollte vorher aber genau überprüft werden, am Besten im Rahmen einer Bodenprobe. Erfahrungsgemäß sind die meisten Gartenböden in Deutschland recht hoch mit Kalium und vor allem Phosphor versorgt, so dass hier manchmal über Jahre kein Düngebedarf besteht. Anders sieht es aus bei Magnesium, welches im Boden besser beweglich ist und gerade in leichteren Böden der Auswaschung unterliegt.

Steht gereifter, eigener Kompost zur Verfügung, so kann man jetzt bei Bedarf etwa 3 l/qm ausbringen. Falls Sie glauben, das sei zu wenig, betrachten Sie die Untersuchungen der Fachhochschule Weihenstephan. Hier wurde festgestellt, dass 3l/qm eines durchschnittlichen Kompostes vergleichbar ist einer Volldüngergabe von 100 g/qm!

Und bevor die Vegetation jetzt richtig durchstartet sollte man sich vorweg bereits ein paar Gedanken machen, wie man die Nützlinge in die Bekämpfungsstrategie einbauen kann. Schon mit wenigen Maßnahmen und Handgriffen kann man die kleinen Helfer aktivieren.

Aufhängen von Nistkästen

Nützliche Vogelarten vertilgen bekannter Weise beachtliche Mengen schädlicher Raupen wie Frostspanner, Eulen und Wickler. Deshalb sollten Vogel-Nistkästen gereinigt werden und bei Bedarf zusätzliche aufgehängt werden. 1-2 Nistkästen pro Garten mit 32 mm Einflugloch für Kohlmeise, Feldsperling, Gartenrotschwanz, 1 Nistkasten pro Garten mit 26 mm Einflugloch für Blaumeisen, 1 Halbhöhle pro Garten für Hausrotschwanz, Bachstelze, Grauschnäpper.

Folgende Grundregeln sollten beachtet werden:

· Nistkästen senkrecht hängen
· Abstand zwischen den Nistkästen ca. 5-10 m
· Flugloch nicht zur Wetterseite ausrichten
· Freien Ein- und Ausflug gewähren
· Nistkästen auf Augenhöhe anbringen, um Kontrollen und Reinigung zu erleichtern
· Möglichst ungestörte Plätze auswählen
· Reinigen: Nistkästen mit Wasserstrahl reinigen, alte Nester entfernen
Der Fachhandel hält verschiedene Nisthilfen für heimische Singvögel im Angebot. Achten Sie auf die verschieden großen Fluglöcher.

Aufstellen von Sitzkrücken

Besonders tagaktive Beutegreifer wie Turmfalke, Bussard, Milan, Habicht und Sperber aber auch nachtaktive wie Eulen und Kauz nehmen die Sitzkrücken als Ansitzmöglichkeiten gerne an, besonders wenn es an natürlichen Erhebungen mangelt. Von hier aus haben sie einen guten Überblick auf Feld- und Wühlmäuse, deren Schäden und Populationen in den letzten Jahren sehr stark zugenommen haben. Weiterhin haben sie eine Funktion als Kröpfplatz zur Nahrungsaufnahme sowie als Rast- und Ruheplatz. Stellen Sie bei Bedarf 1 Sitzkrücke (Holzstange mit einer Höhe von 4-5 m, oben quer eine Stange von ca. 60 cm) im Garten auf.

Der Garten lebt - Nützlinge fördern durch vielfältige Bepflanzung

Viele Freizeitgärtner möchten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren und fragen vermehrt nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Alternativen. Dazu gehört die biologische Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen, denn sie bringt wieder mehr Natur in den Garten!

Im Garten ist ganz schön was los, denn neben den pflanzenschädigenden Insekten und anderen Tieren tummeln sich hier auch „Räuber und Parasiten“, und die gehören zu den Nützlingen. Räuber haben ihre Feinde zum Fressen gerne und vertilgen diese in gewaltigen Mengen. Parasiten haben eine andere Überlebensstrategie: sie legen nämlich ihre Eier in die Larven der Schädlinge und benutzen diese für ihren Reifungsfraß. Und diese Ernährungs- bzw. Lebensweise kann man sich im Garten zu Nutze machen. Verschiedene natürlich vorkommende Krankheitserreger (Pilze, Bakterien, Viren), die einzig nur gegen bestimmte Insekten wirken, vermehren sich ebenfalls im Schädling und töten ihn damit ab.

Der bekannteste Nützling ist sicherlich der Marienkäfer, der am liebsten Blattläuse verspeist. Die gute Nachricht: die meisten Nützlinge kommen natürlich im Garten vor und stellen sich von selbst ein, wenn sie optimale Lebensbedingungen vorfinden:

Übersicht Nützlinge im Garten
Nützling
Räuber
Parasit
Mikro-organismenSchädlinge
Marienkäfer
x
Blattläuse, Spinnmilben
Schwebfliegenlarve
x
Blattläuse
Raubmilbe
x
Obstbaumspinnmilbe
Kohlmeise
x
Schmetterlingslarven u.a.
Igel
x
Schnecken u.a.
Florfliege
x
Blattläuse, Thripse, Spinnmilben, Raupen, Wollläuse, Schmierläuse
Schlupfwespe
x
Blattläuse, Schildläuse oder Weiße Fliege, Apfelwickler.
Blutlauszehrwespe
x
Blutlaus
Granulosevirus
x
Apfelwickler
Bacillus thuringiensis
x
Freifressende Schmetterlingsraupen wie Frostspanner, Eulenraupen, Traubenwickler
Geradezu sprichwörtlich ist der Appetit der Nützlinge. So verputzt eine einzige Florfliegenlarve in 3 Wochen bis zu 300 Blattläuse oder andere Schädlinge! Ein einziger Marienkäfer braucht im Laufe seiner Larvenzeit sogar bis zu 3000 Blattläuse oder Spinnmilben. Denn nur wenn die Larven genügend Futter haben, können sie sich zum erwachsenen Tier weiterentwickeln. Und was passiert, wenn alle Schädlinge weggefressen sind! Keine Angst, im Zweifelsfall fressen sich die Nützlinge selber auf oder wandern ab.

Erst muss der Tisch gedeckt sein

Viele Gartenbesitzer fragen sich, wie man mehr Nützlinge in den Garten bekommt. Das geht relativ einfach, in dem man für eine vielfältige und abwechslungsreiche Bepflanzung sorgt. Dann finden sich die kleinen Helfer von selbst ein, wenn sie genügend Nahrung und Lebensraum vorfinden – und dazu noch völlig kostenlos! Denn dafür hat die Natur gesorgt: zuerst muss der Tisch gedeckt sein mit Schädlingen, das lockt die Nützlinge an, und das biologische Gleichgewicht stellt sich ein. Probieren Sie es aus!

So laden Sie Nützlinge ein, damit sie sich in Ihrem Garten wohlfühlen:

· Verzichten Sie auf den Einsatz von Insektiziden
· Bei Bedarf Pflanzenstärkungsmittel einsetzen
· Artenreiche Bepflanzung mit Blütenpflanzen vom Frühjahr bis in den Herbst
· Nisthilfen und Überwinterungsquartiere bauen wie Insektenhotel, Florfliegenkiste, Hummelkasten
· Abwechslungsreiche (Blüten-)Hecken mit Heckensaum pflanzen
· Ein „wildes Eck“, sichtgeschützt am Ende des Gartens mit Steinen, Schnittholz und Laub bietet Unterschlupf.
· Die ersten Blattläuse im Frühjahr nicht bekämpfen, die Nützlinge brauchen sie für ihre schnelle Entwicklung. Ruhe bewahren bei den ersten Blattläusen im Frühjahr: erst wenn die da sind, beginnt der Entwicklungszyklus der Nützlinge!
Arbeiten im März

· Jetzt zu Beginn der Saison sollten Sie auch die Nützlinge denken, die einen wichtigen Beitrag zur biologischen Bekämpfung von Schädlingen an unseren Gärten leisten. Deshalb sollten Vogel-Nistkästen gereinigt und bei Bedarf zusätzliche aufgehängt werden. Der Fachhandel hat verschiedene Nisthilfen für heimische Singvögel im Angebot. Achten Sie hierbei auf die verschieden großen Fluglöcher und hängen Sie die Nistkästen mit der Öffnung immer entgegen der Wetterseite.
· Falls noch nicht geschehen, Anfang März Kompost auf die Baumscheiben ausbringen und wenn möglich leicht einharken. Mit 3-5 Liter pro lfm bzw. qm ist der gesamte Nährstoffbedarf der Pflanzen abgedeckt. Darüber hinaus fördert der Kompost die Belebung des Bodens.
· Die früh austreibenden Strauchbeeren sollten jetzt umgehend fertig geschnitten werden. Beim Kernobst sollten die Schnittmaßnahmen bis Monatsende zu Ende gebracht sein. Ein späterer Schnitt ist bei Pfirsichen und Aprikosen nach der Blüte sinnvoll (wegen Frostgefahr)
· Bei günstiger, frostfreier Witterung sollten Anfang März die letzten Gehölze gesetzt werden. Je später der Pflanztermin, desto kräftiger der Pflanzschnitt. Die Veredlungsstelle muss mindestens 10-15 cm über dem Boden liegen.
beim Pflanzen alle Etiketten entfernen, damit sie nicht einwachsen.
· Alle Bäume direkt beim Pflanzen an einen Pfahl binden. Den Baum nicht zu fest anbinden (strangulieren), sondern locker mit einer liegenden Acht. Achten Sie auf einen ausreichenden Abstand zwischen Pfahl und Baum: dieser sollte mindestens eine Fußbreite betragen!
· Unterstützungsgerüste, Pfähle, Rankgitter kontrollieren und ggfs. Ausbessern.
· Kontrollieren Sie Baumstämme, die über Sommer im Unkraut gestanden haben auf Schädlinge (z. B. Holzbohrer) und Krankheiten (z. B. Krebs, Kragenfäule). Befallende Stellen sauber ausschneiden.
· Strauchbeeren sind Flachwurzler und für eine organische Abdeckung dankbar. Geeignet sind Rinde, Stroh oder Kompost.



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