Spezialnetz gegen Problemschädlinge im Gemüsegarten

Ohne den Einsatz von Insektenschutznetzen ist ein erfolgreicher Gemüseanbau ohne Chemie bei einigen Kulturen heute kaum mehr vorstellbar. Seit zwei Jahrzehnten haben sich Netze mit einer Maschenweite von 1,35mm x 1,35 mm zur Abwehr wichtiger Gemüseschädlinge (z.B. Schmetterlinge, Falter, Lauchmotte und alle Gemüsefliegenarten) bestens bewährt. In den vergangenen Jahren treten aber sowohl im professionellen Anbau, wie auch im Garten bei Lauch und anderen Zwiebelgewächsen, sowie bei Kohlgemüse sehr kleine Schädlinge auf, die durch die Maschen dieser Netze hindurch schlüpfen können. Deshalb experimentiert man seit geraumer Zeit im Profianbau mit engmaschigeren Netzen. Das Problem, das es hierbei in erster Linie zu lösen gilt: Trotz engerer Maschenweite darf sich die Temperatur unter dem Netz nicht, oder nur unwesentlich erhöhen. Gleichzeitig sollte die Haltbarkeit der neuen Netze ähnlich gut wie die der bisherigen Netze sein. Diese hat man fast durchweg 6 – 8 Jahre im Einsatz. Durch ein neues Herstellungsverfahren scheinen diese Probleme gelöst worden zu sein. Im Hinblick auf die Haltbarkeit muss man aber noch vorsichtig sein, denn die neuen Netze mit einer Maschenweite von 0,8 mm x 0,8 mm sind erst seit 3 Jahren im Test und werden nun erstmals auch in einer Größe für den Hobbygarten angeboten.

Die neuen Problemschädlinge

Bei den Zwiebelgewächsen trat erstmals 1997 im Raum Heidelberg die Zwiebelminierfliege (Napomyza gymnostoma) auf. Betroffen sein können Schnittlauch, Knoblauch und vor allen Dingen Zwiebeln und Lauch. Der Schädling tritt in zwei Generationen pro Jahr auf. Die Frühjahrsgeneration legt im April und Mai Eier in die Blätter der Pflanzen. Charakteristisch sind die wie an einer Perlenkette aneinandergereihten Einstiche von der Blattspitze abwärts zum Zweck der Eiablage. Lauch ist um diese Zeit in den Gärten kaum betroffen, dafür aber umso mehr durch die Herbstgeneration, die ab Mitte/Ende August bis weit in den Oktober hinein ihre Wirtspflanzen aufsucht. Der eigentliche Schaden äußert sich durch die kleinen braunen Tönnchenpuppen des Schädlings, die bis in tiefe Blattschichten am Schaft des Lauches sitzen. Bei starkem Befall ist der Lauch kaum oder nur durch sehr hohen Putzaufwand verwertbar. Während die Lauchmotte, der bisherige Hauptschädling bei Lauch, absolut sicher mit den herkömmlichen Netzen abgehalten werden kann, sind diese für die Zwiebelminierfliege keine echte Barriere. Insbesondere auf diesem Gebiet gibt es bisher die umfangreichsten Erfahrungen mit den neuen, engmaschigen Netzen. Peter Detzel vom „Betreuungsdienst Nützlingseinsatz Baden e.V.“ beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit diesem Problem und resümierte auf einer Tagung an der Forschungsanstalt für biologischen Gemüseanbau im Bamberg, dass Netze mit einer Maschenweite von 0,8mm x 0,8 mm ideal seien. Der Schädling kann damit sehr sicher vom Zuflug und der Eiablage ferngehalten werden und die Temperaturerhöhung unter dem Netz beträgt lediglich 1 – 2 Grad.
Neues Spezial Netz gegen Problemschädlinge schützt auch gegen Erdflöhe an Kohl, Rettich und RadieschenDas typische Schadbild der Lauchmotte (links) und absolut gesunde Pflanzen unter Insektenschutz-Netz (rechts)!
Fotos: © DLR
Im vergangen Sommer unternahm die Bamberger Forschungsanstalt einen breit angelegten Versuch in Bezug auf Erdflohbefall bei Kohl. Die meist schwarzen Erdflöhe, die durch ein immenses Sprungvermögen auffallen, fressen an allen kreuzblütigen Pflanzen, also bei allen Kohlarten, Rettich, Radieschen, Rukola u.a. runde Löcher in die Blätter und richtigen vor allen Dingen bei Direktsaaten ins Gartenbeet, aber auch bei frischen Setzlingen, zum Teil erheblichen Schaden an den jungen Pflänzchen an. Von allen eingesetzten Versuchsvarianten schnitt die Abdeckung mit den neuen engmaschigen Netzen am besten ab. Ergänzend muss hier aber der Hinweis angebracht werden, dass die Methode nur dann funktioniert, wenn die Netze sofort nach der Pflanzung/Aussaat aufgelegt und am Rand gut abgedichtet werden. Auch die Einhaltung des Fruchtwechsels ist wichtig, denn die Käfer überwintern im Boden.

Aus vielen Gärten wird in den letzten Jahren von Befall mit Weißer Fliege an verschiedenen Kohlarten berichtet. Diesbezüglich gibt es noch wenig Erfahrung mit den neuen Netzen aus dem Profianbau und keine ausgewerteten Ergebnisse aus Forschungsanstalten. Ich selbst führte im vergangenen Spätsommer allerdings einen kleinen Versuch in meinem Garten durch. Auf einem Beet hatte ich Blumenkohl stehen und diesen mit dem herkömmlichen Netz abgedeckt. Auf einem anderen Beet, unweit vom Blumenkohl entfernt, ein Beet mit Weiß- und Rotkohl. Diese Pflanzen hatte ich mit einem Netz der Maschenweite 0,8 mm x 0,8 mm abgedeckt. Während das Weiß-/Rotkohlbeet vollkommen schädlingsfrei war, war beim Blumenkohl ein Befall mit Weißer Fliege festzustellen. Auf Nachfrage in der Bamberger Forschungsanstalt, die dort einen Rosenkohlsortenversuch mit dem engmaschigen Netz abgedeckt hatten, wurde mir mitgeteilt, dass dort ebenfalls keine Schädlinge auftraten. Allerdings gibt es hierzu keine ausgewerteten Ergebnisse, da es sich wie gesagt um einen Sortenversuch handelte. Sicher wäre es zu früh, aufgrund dieser Ergebnisse davon auszugehen, dass die neuen Netze auch das Problem Weiße Fliege sicher lösen, Grund zur Hoffnung besteht allerdings und ich werde diese ersten Erfahrungen 2006 in meinem Garten überprüfen.

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