Artenschutz im Garten

Der Schutz wildlebender Pflanzen- und Tierarten ist eine zentrale Aufgabe des Naturschutzes mit dem Ziel, die Existenz alles wildlebenden Arten zu sichern.
Die Gründe hierfür sind folgende:
  • Wildlebende Pflanzen- und Tierarten sind – jede in ihrer Art – einmalige Schöpfungen. Sie haben damit ein Lebensrecht, das wir aus Verantwortung vor der Schöpfung respektieren müssen.
  • Jede Art hat ihren Platz und ihre Bestimmung im Wirkungsgefüge des Naturhaushalts. Die Beseitigung einer Art hat Folgen für andere Arten, die in der mit ihr verbundenen Nahrungskette leben.
  • Jede Pflanzen- und Tierart kann irgendwann einmal einen unmittelbaren Nutzen für die Menschheit haben. Wir können heute nicht entscheiden, ob eine scheinbar nutzlose Art in naher oder weiter Zukunft nicht als Rohstofflieferant, zur Gewinnung wichtiger Arzneimittel oder zur Einkreuzung mit Kulturpflanzen oder Nutztieren eine Bedeutung erlangen kann.
  • Das Aussterben einer Pflanzen- und Tierart ist nicht reparabel. Trotz aller technischen Fortschritte kann ein Mensch eine ausgestorbene Art nicht wieder neu schaffen.
  • Pflanzen- und Tierarten bereichern die Natur auch in ihrer Schönheit und Vielfältigkeit.

Es stellt sich natürlich die Frage, wie sich das alles mit dem Wirken eines Freizeitgärtners verträgt. Ist „gärtnern“ nicht eine künstlich gestaltete Natur?
Natur ist doch wild, spontan und ungelenkt! Für den Garten ist aber die Umzäunung, die Trennung von der Wildnis charakteristisch.

Aber auch im Garten kann sich das menschliche Handeln nicht den Naturgesetzen entziehen. Die Kulturpflanzen können nur gedeihen, wenn die Natur dabei hilft. Eine Handvoll Erde enthält z. B. mehr Lebewesen als Menschen auf der Welt leben. Sie wurden weder vom Menschen gezüchtet noch kultiviert, sie sind notwendig, damit im Boden Kulturpflanzen wachsen können. Der Mensch kann somit nicht die Natur aus dem Garten ausschließen, wenngleich dieses hartnäckig versucht wird – und das in einem Ausmaß, dass der Garten selbst und damit die Natur darunter leidet. In vielen Gärten haben exotische Koniferen, monotone Einheitsrasen und sterile Zäune Eingang gefunden und heimische Obstbäume und Sträucher, Wildhecken und Blumenwiesen verdrängt. Moos in Zierrasen und Ameisen auf dem Gehweg werden allzu oft chemisch bekämpft und aus falsch verstandenem Ordnungssinn finden unerwünschte Kräuter und lästige Insekten keinen Platz im Garten.
Natürlich kann und soll der Garten nicht eine verlorengegangene Wildnis ersetzen oder der Ersatzlebensraum für alle in der freien Landschaft gefährdeten Pflanzen- und Tierarten sein.
Es gibt aber eine Reihe von Möglichkeiten, Artenschutz im Garten zu verwirklichen, ohne die Nutzungsansprüche zu vernachlässigen:
  • Bei der Bepflanzung des Gartens sollten standortgerechte heimische Gehölze Vorrang haben vor exotischen Pflanzen, da sie pflegeleichter und unanfälliger gegen Krankheiten und Schädlinge sind und da sie außerdem Lebensraum und Nahrung für heimische wildlebende Tierarten bieten.
  • Sowohl der Artenschutz im Garten als auch die Schönheit desgleichen hängt von der Artenvielfalt ab. Das gilt gleichermaßen für Bäume, Sträucher, Stauden, einjährige Zierpflanzen und Gemüse: Hecken mit einheimischen Gehölzen sollten Vorrang vor toten Zäunen haben, auch Wildkräuter sollten im Garten Platz finden – eigentlich stören sie nicht und sie bieten vielen Insekten die Nahrungsgrundlage. Ebenso von großer Bedeutung ist die Blumenwiese, sie ist nicht nur schöner und erlebnisreicher als ein herkömmlicher Rasen, auch sie bietet den meisten Insekten Nahrung und Zuflucht.
  • Auf Pflanzenschutzmittel sollte sowohl in Ziergärten als auch in Gemüsegärten möglichst verzichtet werden; stattdessen sollten die biologischen Selbstregulierungskräfte verstärkt werden, indem für spezielle Tierarten die Lebensbedingungen im Garten sogar verstärkt werden. Dazu gehören z. B. Nistkästen für Vögel, Brutstellen für Ohrwürmer, Insektenkästen oder Reisighaufen zur Ansiedlung für Igel.
  • Auch ein Komposthaufen ist ein absolutes Muss in jedem Garten: Grasschnitt, Laub-, Baum-, Hecken- und Blumenschnittreste, sowie organische Küchenabfälle sollten kompostiert werden. So kann jeder in seinem eigenen Garten selbstständig Recycling betreiben.
  • Eher nachteilig wirken sich versiegelte Flächen aus, da hier das Regenwasser nicht versickern kann und somit nicht zur dringend erforderlichen Grundwasserspeicherung vorhanden ist. Die versiegelten Flächen sind im Garten sowieso meist nicht nötig und können durch Gittersteine oder locker gesetzte Platten vermieden werden.
  • Ein Teich oder ein kleiner Weiher sind in jedem Garten reizvoll und ökologisch wertvoll. Hierbei ist nicht die Größe der Wasserfläche entscheidend, ein paar Quadratmeter genügen schon, um eine kleine Oase zu schaffen, vorausgesetzt, dass der Übergang vom Wasser in den Gartenbereich richtig ausgestaltet ist.


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