Der Ohrwurm als Schädling

In der Literatur wir der Ohrwurm gemeinhin als Nützling beschrieben, der z. B. reichlich Blattläuse
vertilgt und somit zur biologischen Schädlingsbekämpfung beiträgt. Doch dies trifft nicht immer zu.

Lebensweise

Ohrwürmer leben in größerer Anzahl gesellig zusammen. Sie sind nachtaktiv und beginnen erst mit

einsetzender Dämmerung ihre volle Vitalität zu entfalten. Tagsüber halten sie sich verborgen in
Schlupfwinkeln, z.B. in engen Ritzen und Spalten oder unter Steinen und Erdbrocken.

Ihre Nahrung ist vielgestaltig. Obwohl sie generell als Allesfresser gelten, tendieren die einzelnen Arten

entweder mehr zu tierischem oder pflanzlichem Material. Alles in allem umfasst das Nahrungsspektrum
süße Früchte wie beispielsweise Erdbeeren, Pflaumen, Aprikosen oder Pfirsiche, besonders wenn sie
schon geschädigt sind, sowie tote Insekten. Daneben gehören auch lebende Insekten, insbesondere
Blattläuse, zu ihrem Speisezettel.

Über diesen in Gartenbau und Landwirtschaft nützlichen Effekt darf jedoch nicht vergessen werden,
dass der Gemeine Ohrwurm gelegentlich bei Massenauftreten immer wieder in Gärten schädlich
geworden ist. Eine besondere Vorliebe haben die Tiere vor allem bei Trockenheit für Jungpflanzen
und Blütenknospen. Von solchen Schäden an Nelken, Dahlien, Chrysanthemen und Rosen wissen
viele Gärtner zu berichten.

Ohrwürmer - Nützling oder Schädling?

Der bei uns häufige Gemeine Ohrwurm wird in der Literatur als ein zu Pflanzennahrung tendierender

Allesfresser beschrieben. Aus der Sicht des Pflanzenschutzes schätzt man ihn als indifferent, jedoch
mehr zur Nützlichkeit neigend ein, da er unter anderem auch Blattläuse vertilgt. Da die Tiere auch
Pilzrasen abweiden ist anzunehmen, dass sie indirekt mit zur Mehltaubekämpfung beitragen. Doch
gerade in den letzten warmen und trockenen Jahren häufen sich die Hinweise auf Schäden durch
Ohrwürmer. Hierbei handelt es sich um Fraßschäden an Früchten wie Pfirsichen, Zwetschen,
Trauben u. a.. Dabei halten sie sich besonders in der Nähe von zusammenhängenden Früchten
auf, beim Ernten fallen einem dann oft mehrere Exemplare in die Hand. Es ist zu vermuten, dass die
Tiere in trockenen Jahren ihren Wasserbedarf an reifen Früchten decken. Im Erwerbsanbau ist
der Ohrwurm in den warmen Anbaugebieten von Rheinland-Pfalz deshalb längst zu einem bedeutenden
Frucht-Schädling geworden. Durch die Fraßtätigkeit kommt es zu bedeutenden Ernteverlusten, denn
angefressene Früchte sind nicht mehr vermarktungsfähig.

Dies sollte man vor einer Ansiedlung unbedingt kritisch abwägen. Die als „Ohrwurm-Hotels“

bekannten Blumentöpfe, die mit Stroh gefüllt und nach unten offen an Bäumen aufgehängt werden,
machen in den warmen Regionen nur an Kernobst (Apfel, Birne, Quitte) Sinn. Hier können Sie sich
bei der Blattlausbekämpfung, besonders bei den Blutläusen, nützlich machen. An Reben sowie
beim Steinobst sollte man ggfs. von einer gezielten Förderung absehen, wenn sie als Schädlinge
auftreten oder Stauden und krautige Pflanzen schädigen. Fest steht jedenfalls, dass man den Ohrwurm
nicht mehr uneingeschränkt nur als Nützling bezeichnen kann, wie immer noch vielfach zu lesen ist!
Wo Ohrwürmer also im Übermaß auftreten, kann es ratsam sein, sie aus dem Garten zu entfernen.

Mitunter tritt der Ohrwurm als allesfressender Schädling ...

© DLR

...an den verschiedensten Pflanzen auf (Bildequelle: Budian)

© DLR

Was tun, wenn Ohrwürmer Überhand nehmen?

In letzter Zeit mehren sich die Hinweise, dass Ohrwürmer in Gärten große Schäden an Stauden und Gehölzen anrichten können. Offensichtlich trägt die zunehmende Klima-Erwärmung dazu bei, dass sich die Tiere stark vermehren. Viele Gartenfreunde sind dann ganz erschrocken, wenn sich der bekannte und ggfs. auch geförderte „Nützling“ plötzlich als allesfressender Schädling entpuppt und ganze Pflanzenbestände ruiniert.
Was also tun? Bei der Bekämpfung kann man sich die Vorlieben der Tiere zu Nutze machen: sie mögen es gleichmäßig temperiert und dunkel, deswegen krabbeln sie in viele angebotenen Behausungen rein. Als Fallen lassen sich z.B. die bekannten Blumentöpfe mit Stroheinlage bzw. Eierkartons oder Stroh, in einen Eimer gefüllt, oder Röhrenstücke (z. B. Abwasserrohr), benutzen. Regelmäßig sollte man die Fallen dann in eine Tüte /einen Eimer ausklopfen und die Lästlinge entsorgen bzw. an einen anderen Platz bringen. So lassen sich die Ohrwürmer, bevor sie zum Schädling werden, auf eine umweltfreundliche Art absammeln und aus dem Garten entfernen.

© DLR


werner.ollig@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de