Veredeln von Rosen

Für den Rosenfreund, der Spaß am Veredeln hat, bieten sich 2 Möglichkeiten: Einerseits kann er sich selbst geeignete Unterlagen kaufen und im Garten aufschulen. Darüber hinaus besteht aber auch die Möglichkeit, eigene Rosenstöcke umzuveredeln. Dies bietet sich beispielsweise an, wenn man anfällige Sorten gepflanzt hat, und die Pilzkrankheiten (Sternrußtau, Mehltau oder Rost) Überhand nehmen und man deshalb robuste Sorten haben will. Wer etwas ganz besonderes will, kann sich sogar eine „Duo-Rose“ erstellen, also einen Rosenstock mit 2 verschiedenfarbigen Rosen – ein echter Hingucker.

Unterlagen

Wer sich Unterlagen besorgt hat, sollte diese im März/April im Abstand von 10-20 cm pflanzen (aufschulen). Die kräftigen Unterlagen (Wurzelhalsdicke 6-8 mm) werden vorher noch mit der Baumschere kräftig zurückgeschnitten, die Wurzeln auf etwa 5-10 cm, die Triebe auf ca. 10-15 cm. Diese Maßnahme ist besonders wichtig für ein gutes Anwachsen. Beim Pflanzen achtet man darauf, das der Wurzelhals nicht zu tief sitzt und oberirdisch bleibt ( das erleichtert das Veredeln). Zum besseren Anwachsen häufelt man nach dem Pflanzen etwas an, dann löst auch die Rinde besser!

Behandlung der Reiser

Bevor man okuliert, sollte man entsprechende Reiser von den zu veredelnden Sorten schneiden. Von den diesjährigen Trieben, die gesund und gut ausgereift (Fingerprobe) sein sollen, nimmt man den mittleren Teil, etwa 20-30 cm lang. Gleich nach dem Schneiden werden die Blätter mit dem Messer entfernt. Dabei bleibt der Blattstiel stehen, er hat später noch eine wichtige Funktion: Fällt er nämlich schnell ab, ist das ein sicheres Zeichen für den Anwachserfolg. Bis zum Gebrauch kann man die Reiser kühl lagern (z. B. Kühlschrank). Wichtig: Die Stacheln entfernt man erst kurz vor der Okulation!

Okulation

Damit man gut arbeiten kann, werden die Wurzelhälse mit einer Hacke vorsichtig freigelegt und anschließend mit einem Lappen sauber geputzt. Das eigentliche Okulieren beginnt mit dem herausschneiden des Auges aus dem Edelreis. Um einen glatten Schnitt zu erzielen, sollte man das Okulier-Messer in einen „ziehenden“ Schnitt von der Basis bis zur Spitze der Klinge flach unter dem Auge durchführen. Sobald man unter der Knospe durch ist, zieht man das Ganze komplett vom Reis ab. Dabei hält man das Reis „verkehrt“ herum, das heißt, die Triebspitze zeigt zum Körper. Am Wurzelhals wird der klassische „T-Schnitt“ ausgeführt. Bei Bedarf werden die beiden Rindenflügel mit dem Rindenlöser am anderen Ende des Messers kurz gelöst, damit man das Edelauge besser einschieben kann. Der überstehende Teil wird bündig mit dem waagerechten Schnitt des T-Schnittes abgeschnitten.
Mit einem sogenannten „Okulier-Schnell-Verschluss“ (auch OSV oder Okulette genannt) wird dann verbunden. Alternativ können auch Gummibänder (z. B. Fleicoband) eingesetzt werden, wohingegen Bast ungeeignet ist. Wenn das „schlafende Auge“ gut angewachsen ist, kann ca. 1 cm darüber im nächsten Februar abgeworfen werden (d. h. den über dem Auge stehenden Rest der Unterlage abschneiden). Im Laufe des Jahres sollte der Neuaustrieb kontrolliert und ggfs. gestäbt werden, Wildtriebe, die unter, neben oder über dem Auge austreiben, sollten konsequent entfernt (geräubert) werden.
Arbeitsschritte: 1. Lösen der Rinde
2. Ausschneiden des Edelauges
3. Entfernen des Holzteiles ("Stiefelknecht")
4. Einsetzen des Edelauges und abschneiden des überschüssigen Teils
5. Verbinden z. B. mit PE-Folienbändern oder Fleicoband
Tipp: Darauf müssen Sie achten:

· Für einen glatten Schnitt ( Voraussetzung für gutes Anwachsen) ist ein scharfes Messer notwendig
· Sauberkeit (abwischen der Unterlage)!
· Die Schnittfläche des Auges darf nicht mit den Fingern berührt werden!
· Sorgfältig verbinden: Das Auge darf nicht verrutschen oder austrocknen.







Fotos: © DLR
Vor allem sollte man sich nicht von zu viel Theorie abschrecken lassen, denn es gilt immer noch der alte Lehrsatz „Probieren geht über studieren“. Deshalb: probieren Sie es einfach aus und machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen!


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