Geeignete Unterlagen für den Obstgarten




In vielen Gärten ist der für die Obstbäume verfügbare Platz oft ein begrenzender Faktor. Mit der richtigen Sorte – und vor allen Dingen der richtigen Unterlage – muss man selbst im kleinsten Garten nicht auf eigenes Obst verzichten. Deshalb sollte man beim Kauf von Obstgehölzen unbedingt darauf achten, damit es später keine bösen Überraschungen gibt. Denn die Unterlage prägt die vegetativen und generativen Eigenschaften eines Baumes deutlich, z. B.
  • die Größe und Wuchsstärke sowie den Platzbedarf des Baumes
  • einen frühen Ertragsbeginn
  • die Fruchtgröße und -farbe
  • die Regelmäßigkeit des Ertrages
  • sowie die Widerstandsfähigkeit gegen Frost, Krankheiten (z. B. Feuerbrand, Krebs, Triebsucht) und Schädlinge (z. B. Blutlaus, Wühlmäuse)

Äpfel

Für den Garten kommen bei geringem Platzangebot nur M27, M9 und Sipporter 1 + 3 in Frage (Baumhöhen von ca. 2-2,50 m, Standraumbedarf ca. 3-5 m²), für Bäume auf M26 benötigt man schon einen höheren Standraumbedarf (5-10 m²). Unterlagen aus der mittelstarkwachsenden Gruppe sind eigentlich nur für größere Gärten geeignet (Standraumbedarf 10-20 m2), Bäume auf starkwachsenden Unterlagen sind beispielsweise für extensive Streuobstwiesen geeignet und benötigen je nach Standort und Sorte 30-80 m² Standraum. Neben der Wuchsstärke ist eine hohe Toleranz bzw. Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge wichtigsten Ziel bei der Unterlagenzüchtung. So zeichnen sich beispielsweise die in Dresden-Pillnitz gezüchteten Supporter-Unterlagen (Supporter 1: (M9 x Malus baccata himalaica), Supporter2: (M9 x Malus micromalus) , Supporter 3: (M9 x Malus micromalus) durch eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Kragenfäule, Schorf, Blutlaus und latente Viren aus. In der Wuchsstärke sind sie in etwa vergleichbar mit M27 (Supporter 1) bzw. M9 (Supporter 2+3). Die genannten Unterlagen sind seit 1995 im Handel.

Birnen

Bei Birnen sind die starkwachsenden Sämlingsunterlagen wie beim Apfel eher für größere Flächen bzw. Streuobstwiesen geeignet. Schwächer im Wuchs sind Quittenunterlagen (z. B. Quitte C, Quitte Adams) oder die mittelstarkwachsende Pyrodwarf (aus“ Pyrus“: lat. die Birne und „dwarf „ engl.: schwachwüchsig, gezüchtet an der Forschungsanstalt Geisenheim), eine Kreuzung aus den Sorten Old Home x Gute Luise. Grundsätzlich gilt aber bei allen Unterlagen-Sortenkombinationen: je schwächer die Unterlage, desto besser muss der Standort sein und desto höher ist der Pflegeaufwand.

Steinobstunterlagen

Auch beim Steinobst gibt es verschieden stark wachsende Unterlagen. Hier gilt – wie beim Kernobst – je stärker die Unterlage, desto besser die Verträglichkeit mit den Sorten. Bei Kirschen sind starkwachsende Sämlingsunterlagen (z. B. Limburger Vogelkirsche, Hüttners Hochzucht) oder die vegetativ vermehrte F 12/1aufgrund ihrer Wuchsstärke nur für große Flächen geeignet. Besser geeignet sind neuere Unterlagen aus der Gruppe Prunus Cerasus interessant: z. B. die sog. Weiroot-Klone 158, 154 („Wei“ steht für die Züchtungsstation Weihenstephan, „root“ engl.: Wurzel) (40-50% schwächer als Vogelkirsche) oder GI-SEL-A 5 (Gießener-Selektion-Ahrensburg, 50-60% schwächer als Vogelkirsche).
Bei Pflaumen und Zwetschen sollten mittelstarkwachsende Unterlagen wie St. Julien 655/2 oder Fereley bzw. Ishtara verwendet werden. Die schwachwachsenden Unterlagen Pixy und Weito erfordern einen hohen Pflegeaufwand und allerbeste Standortbdeingungen bzw. darüber hinaus Scharkafreie Anbaubedingungen (Weito).

Die wichtigsten Unterlagen, nach Obstart und Wuchsstärke geordnet

SchwachwachsendMittelstarkStarkwachsend
ApfelM 27, M9, P 22
Supporter 1, 2, 3,
M26
M4, MM 106Bittenfelder, Grahams, Antonowka, A 2
BirneQuitte CPyrodwarf, Quitte A, BA 29, OHFKirchensaller Mostbirne
QuitteQuitte A
SüßkirschenW 52, Edabriz,
W 158, GiSelA 5,
W 53
Colt, Maxma 14Limburger Vogelkirsche, Hüttner`s Hochzucht, F 12/1
Pflaumen und ZwetschenPixy, WeitoSt. Julien A, Fereley, Ishtara,
Gf 655/2
Myrobalane, GF 8/1
PfirsichePumi-SelectSt. Julien A,
Gf 655/2
Pfirsichsämling, Rubira
AprikosenPumi-SelectSt. Julien A,
Gf 655/2
Aprikosensämling
WalnussSchwarznußWalnußsämling
Johannisbeeren-
Stämmchen
Goldjohannisbeere
(Ribes Aureum)
Stachelbeer-StämmchenWildstachelbeere
TafeltraubenSO 4
Alle schwachwachsenden Unterlagen benötigen dauerhaft einen Pfahl, da sie nicht standfest sind, bei der
mittelstark- bis starkwachsenden Gruppe genügt ein Pflanzpfahl zum Anwachsen. Entsprechend der
Wuchsstärke ergeben sich auch die realisierbaren Baum- bzw. Kronenform:


SchwachwachsendSpalierobst, Formobst, Spindel, Spindelbusch
Lebensdauer: 20-40 Jahre
MittelstarkSpindelbusch, Halbstamm
Lebensdauer : 40-60 Jahre
StarkwachsendHochstamm, Hausbaum, Solitärbaum, Streuobstwiese
Lebensdauer 60-100 Jahre



Anforderungen an die Pflanzqualität

Bei der Pflanzqualität sollte es keine Kompromisse geben, denn hier sollte nur das Beste gerade gut genug sein. Achten Sie beim Baumkauf darauf, dass die Bäume frei sind von sichtbaren Krankheiten wie Obstbaumkrebs, Wurzelkropf und Schädlingen wie San-Jose-Schildlaus, Rote Spinne u. a.. Ebenso sollten sie keine Verletzungen/eingetrocknete Triebe aufweisen durch Hagel und Frost. Auf dem Etikett muss der Name der Sorte sowie die verwendete Unterlage genannt sein. Weiterhin soll die Unterlagen/Sortenkombination virusfrei sein, das ist mittlerweile Standard, und aus anerkannt zertifizierten Vermehrungsbeständen stammen. Für den Garten werden neben 1-jährigen Bäumen auch häufig 2-jährige angeboten, besonders bei Steinobst oder Birnen mit Zwischenveredlung. Gutes Pflanzmaterial bedeutet: mindestens 4-6 Seitentriebe in 70-100 cm Höhe (Spindelbusch) bzw. 1,80 cm Höhe (Hochstamm). Achten Sie beim Kauf auf eine gute Bewurzelung und eine ausreichend hohe Veredlung (ca. 20 cm über dem Wurzelhals). Gerade beim Steinobst kann man immer wieder feststellen, dass z. B. Süßkirschen eine unbefriedigende und sehr hoch bzw. sehr tief sitzende Verzweigung besitzen. Solche Bäume erfordern dann einen erhöhten Aufwand beim Pflanz- und Erziehungschnitt über mehrere Jahre, und das macht keinen Spaß.
Noch eine Anmerkung zum Thema Pflanzschnitt: Wer sich nicht ganz sicher ist, sollte den Pflanzschnitt direkt beim Fachmann in der Baumschule oder im Gartencenter durchführen lassen. Dort wird zwar in der Regel kräftiger geschnitten, die Anwachsquote ist aber erfahrungsgemäß hoch.

Wuchsstärke verschiedener Apfelunterlagen



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