Die Mispel ( Mespilus germanica L.)

Die Mispel (Mespilus germanica L.) gehört mit die meisten heimischen Obstarten zu den Rosengewächsen (Rosaceae). Wie Apfel, Birne und Quitte ist sie in die Unterfamilie der Kernobstgewächse (Maloidae) eingeordnet und bildet dort die Gattung der Mispeln. Wegen ihrer außergewöhnlichen Blüte und Optik der Früchte sowie der besonderen Verwendungsmöglichkeiten ist sie aber eine besondere Attraktion im Garten. Entgegen ihrem botanischen Namen stammt die Mispel nicht aus Deutschland, sondern ist in Vorderasien bis in Höhenlagen von etwa 1000 m beheimatet. Die Verbreitung in Mitteleuropa lässt sich auf eine Einwanderung aus Asien bzw. Verwilderungen der früher häufig angebauten Kulturmispeln zurückführen. Über Griechenland gelangte sie schließlich um Christi Geburt nach Rom, und von dort mit den Römern zu uns nach Deutschland. In diesem Klima entwickelte sie sich so gut, dass sie letztendlich den botanischen Artnamen „germanica“ erhielt.
Neben der bei uns heimischen Mespilus germanica werden im Handel auch Früchte der immergrünen Japanischen Woll-Mispel (Eriobotrya japonica) mit dem Namen „Loquats“ angeboten, die zwar auch zu den Rosengewächsen gehört, aber nur entfernt verwandt mit unserer Mispel sind. Diese Früchte sind ohne Frosteinwirkung genießbar und werden auch in Südeuropa angebaut, allerdings sind die Bäume nicht frosthart.

Wuchs

Mispeln wachsen in der Natur strauch- oder baumartig, bei der Verwendung geeigneter Unterlagen und angepasster Schnittmaßnahmen lassen sie sich gut als Baum erziehen. Dann sind sie dem Habitus von Quitten ähnlich, jedoch mit breiter ausladender Krone. Sie eignen sich auch gut als Kübelpflanzen. Mispeln erreichen an sonnigen Standorten eine Größe von 3-5 m in Höhe und Breite, lassen sich aber durch Schnitt sehr gut auch kleiner halten.

Blüte und Frucht

Mispeln blühen sehr spät (Ende Mai - Anfang Juni) und sind selbstfruchtbar. Charakteristisch und von hohem Zierwert sind die etwa 4 cm großen cremeweißen Blüten.

Sehr attraktiv sind die außergewöhnlichen, gold-braunen Früchte mit ihrer typischen Kelchform. Die Fruchtgröße schwankt zwischen 2-3 cm bei Wildarten und 5-7 cm bei großfrüchtigen Sorten oder bei Verwendung von starkwachsenden Unterlagen. Bei genauerer Betrachtung der Frucht kann man sich durchaus vorstellen, warum sie im Volksmund auch „Hundsärsch“ genannt werden! Botanisch gesehen handelt es sich hierbei aber um Scheinfrüchte, sogenannte „Sammelnussfrüchte“ mit 2-5 rötlichen Kernen. Die Früchte zeichnen sich durch hohe Gehalte an Gerbstoffen (Phenole, Pektine) aus, die einen adstringierenden Geschmack bedingen, weshalb man sie erst nach Frosteinwirkung ernten sollte, denn dann werden sie weich und fruchtig und sind genießbar.

Vermehrung

Über viele Jahre haben sich etliche Sorten herausgebildet, die teilweise ein beträchtliches Alter haben. Neben der Vermehrung über Samen ist die übliche Vermehrungsart die Veredlung. Hierbei kommen verschiedene Unterlagen zum Einsatz:

  • Weißdorn (Crataegus)
  • Quitte (Cydonia)
  • Birne (Pyrus)
  • Mispel (Mespilus).
Möglich ist auch eine Vermehrung durch Steckhölzer, Wurzelschnittlinge oder Samen.
In früheren Zeiten war die Mispel ein wichtiger Fruchtbaum in Kloster- und Bauerngärten, in den letzten Jahrzehnten ist sie aber stark in Vergessenheit geraten. Neben ihrem außergewöhnlichen Blüten-, Blatt- und Fruchtschmuck bietet sie ein breites Spektrum an Verwertungsmöglichkeiten wie z. B. zur Herstellung von Marmeladen, Gelees und Säften, Mispel-Likör bzw. Brand. Auf jeden Fall ist die Mispel im Garten ein echter „Hingucker“! Deshalb sollte man durch eine Pflanzung von Mispeln im Garten oder in Streuobstwiesen zur Erhaltung dieser alten Kulturpflanze beitragen.

Verwertung
Mispelfrüchte vor der Ernte
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