Topinambur

Herkunft

Topinambur (Helianthus tuberosus) ist eine aus Nordamerika stammende Kulturpflanze, welche Anfang des 17. Jahrhunderts von den Franzosen nach Frankreich gebracht wurde. Diese benannten das Gewächs fälschlicherweise nach den Tupinambá, einem brasilianischen Indianervolk. Diese nutzten die Pflanze als Viehfutter und als Gemüse. Auch in Europa verbreitete sich der Anbau von Topinambur als Nutzpflanze sehr schnell. Heute wird Topinambur auf fast allen Kontinenten angebaut, nach wie vor vorwiegend in Nordamerika, aber auch in Australien, Asien und Russland, während in Europa die Pflanze inzwischen weitgehend unbekannt und von geringem wirtschaftlichen Nutzen ist. So gibt es in Deutschland nur wenige kleine Anbaugebiete, z. B in Baden. Im 18. Jahrhundert wurde sie von der Speisekartoffel verdrängt.


Zuordnung

Topinambur (Helianthus tuberosus), gehört zur Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae) und zur Unterfamilie der Röhrenblütler (Asteroideae). Die zur Gattung der Sonnenblumen gehörende Pflanze ist auch unter den Namen Erdbirne, Erdartischocke, Erdapfel, Knollensonnenblume, Erdsonnenblume, Ewigkeitskartoffel, Kleine Sonnenblume, Indianerknolle, Jerusalemartischocke, Diabetikerkartoffel, Zuckerkartoffel, (in Südbaden auch Ross-Erdäpfel) bekannt. Diese Vielzahl an Namen lässt sich sicherlich zum einen durch ihre Ähnlichkeit zu den Sonnenblumen erklären, aber auch durch ihre Herkunft und den Anbau in der Erde.


Aussehen

Die Pflanze ähnelt auf den ersten Blick einer gelben Sonnenblume, sie wird bis zu drei Meter hoch. Im Boden bilden die Wurzeln zahlreiche kartoffelähnliche Knollen in Birnen- oder Apfelform. Die Schale ist - sortenabhängig - entweder weiß-gelblich (Bianka), diese wird vom Menschen zum Verzehr genutzt, oder rötlich-violett (Waldspindel), diese dient als Viehfutter. Die Knollen sind absolut winterhart und halten Temperaturen von –25°C gut aus. Daher treiben sie jedes Frühjahr erneut aus den Knollen aus, sie sind also sehr langlebig (bis zu 15-20 Jahren können bei guter Pflege erreicht werden!) und eignen sich somit gut als Wildackerpflanze, da der Wiederaustrieb jedes Jahr von selbst erfolgt.
Aus den Knollen wachsen Stängel mit rauhen eiförmigen Blättern, diese sind bis zu 10 cm breit und bis zu 25 cm lang. Die gelben, zwittrigen Blüten sind 5-10 cm im Durchmesser und blühen ab Ende August / Anfang September.


Verwendung

Topinambur kann in vielfacher Weise genutzt werden. So werden die Knollen einerseits als Viehfutter verwendet, aber auch der Mensch kann seinen Nutzen aus der Pflanze ziehen. Die Knollen haben einen süßlichen, kartoffel- bzw. artischockenähnlichen Geschmack und werden gerne als winterliches Delikatessgemüse als schmackhafte Beilage verwendet. Allerdings werden sie im Gegensatz zu Kartoffeln nicht allzu lange gekocht (Verlust an Aroma) und geschält (die Schale ist so dünn, dass sie ohne weiteres mitgegessen werden kann). Statt dessen werden sie entweder gedünstet, gebraten, gebacken oder gegart, wodurch sich ein süßliches, nussiges Aroma entwickelt, oder roh geraspelt und mit Zitronensaft (verhindert ein schnelles Braunwerden) zum Garnieren von Salaten verwendet. Topinambur eignet sich aufgrund seines hohen Gehalts an Fructose auch zur Herstellung von Sirup, Säften und Alkohol (Topinambur-Schnaps oder -Branntwein). Weiterhin können die Knollen zu Mehl verarbeitet werden.
Die gesundheitliche Bedeutung von Topinambur ist enorm. So werden die gesundheitsfördernden Wirkstoffe in der Homöopathie genutzt, unter anderem dient Topinambur der Stärkung des Abwehrsystems und dient zur Linderung bei Magen-, Leber- und Gallenbeschwerden.
Da die Topinamburknollen den Mehrfachzucker Inulin (nicht mit Insulin zu verwechseln, einem Hormon der Bauchspeicheldrüse) enthalten, sind sie besonders für Diabetiker geeignet. Seit einigen Jahren wird Topinambur im medizinischen Bereich bei der Behandlung von Diabetes mellitus eingesetzt.
Betain und Cholin gelten als krebshemmende Inhaltsstoffe.
Auch ist Topinambur Bestandteil von vielen Diätlebensmitteln und dient als Appetitzügler. Durch den hohen Anteil an Ballaststoffen und Fructose ist die Pflanze ein geeignetes Nahrungsmittel zur kalorienreduzierten Ernährung, da sie als Fett- und Zuckerersatz dient.
Im Hausgarten dienen die Pflanzen aufgrund ihrer üppigen Größe als Wind- und Sichtschutz, als Bienenweide, aber durch ihre schönen, leuchtenden Blüten auch als Zierpflanze. Ebenso ist die Pflanze bei Kleintieren wie Kaninchen, Hühnern, Ziegen etc. beliebt.


Inhaltstoffe

Als besonders nährstoffreiches Gemüse enthält Topinambur neben 70-80% Wasser viele wichtige Kohlenhydrate (etwa 15%, vorwiegend Inulin, welches von Magensäure und -enzymen in Fruchtzucker umgewandelt wird), Eiweiße (etwa 3-4%), und Mineralien und Spurenelemente wie Natrium, Kalium, Eisen, Kalzium, Phosphat, Phosphor, Schwefel, Kieselsäure, die Vitamine B1, B2, B6, C und D, sowie Betain, Biotin, Inulin, Saponine, und Cholin.


Anbau, Ernte und Lagerung

Die Pflanze stellt geringe Ansprüche an Boden und Klima. Lockere, warme, kalkhaltige, humose Sandböden mit Grundwassernähe sind günstig. Da Topinambur ausreichend Nährstoffe benötigt, eignet sich Stallmist zur Abdeckung, auch können Düngungen vorgenommen werden. Eine Überdüngung mit Stickstoff sollte allerdings vermieden werden, da dies die Haltbarkeit der Knollen beeinträchtigt. Bei der Fruchtfolge sollte folgendes beachtet werden: Es ist keine besondere Vorfrucht nötig, um Topinambur anzupflanzen.
Da Topinambur nicht über Saatgut vermehrt wird, können im Frühjahr oder im Herbst Knollen gesetzt werden (Abstand etwa 0,5 m x 0,5 m, Tiefe etwa 5-10 cm). Im späten Frühjahr entwickeln sich aus den in der Erde liegenden Knollen hohe Pflanzen, die im Sommer blühen. Zur Stabilisierung sollten Erdanhäufungen um den Stängel herum vorgenommen werden. Im Herbst, sobald das Laub verwelkt ist, kann, je nach Sorte, mit der Ernte begonnen werden, allerdings sollte jeweils eine Knolle im Boden verbleiben. Da die Knollen frosthart sind, können sie in den Monaten November bis April nach Bedarf geerntet werden, bevorzugt wird im Februar/März geerntet. Um auch bei frosthartem Boden ernten zu können sollte der Boden um die Pflanzen herum mit Stroh abgedeckt werden, was ein Gefrieren verhindert.
Die Lagerung der Knollen ist schwierig, da sie bei längerer Lagerung außerhalb des Bodens viel Feuchtigkeit und schnell an Elastizität verlieren sowie faul und schrumpelig werden. Besser sollten sie direkt verarbeitet werden. Ansonsten können die Knollen bis zu 14 Tagen im Keller oder im Kühlschrank (in ein feuchtes Tuch gewickelt in einer Plastiktüte) gelagert werden.


Krankheiten und Schädlinge

Als Krankheiten können bei Topinambur Echter Mehltau, Grauschimmel und Weißfäule auftreten. Eine Bekämpfung dieser Krankheiten ist nicht wirtschaftlich. Unkrautbekämpfung kann mechanisch erfolgen.
Als Schädlinge treten vorwiegend Schnecken und Wühlmäuse auf. Während die Schnecken vorwiegend die jungen Triebe befallen, leiden die Knollen besonders unter den Wühlmäusen.


werner.ollig@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de