Vielfältige Anwendungen von Vlies im Gemüsegarten

Schon ab Februar kann man in den großen Gemüsebaugebieten, beispielsweise der Vorderpfalz und im Heilbronner Raum, eine von Woche zu Woche steigende Zahl schneeweißer Ackerflächen sehen. Dann weiß man: die Anbausaison für Gemüse hat begonnen.


Faservlies (Frostschutzvlies, Wachstumsvlies)

Was früher unmöglich war, Gemüse bereits im Februar, März im Freiland anzubauen, ist heute der Normalfall. Und zu einem Zeitpunkt wo früher die ersten Pflanzungen gemacht wurden, wird heute schon geerntet. Ermöglicht wurde dies durch die Entwicklung des Faservlieses, einem Gewebe aus Polypropylen. Diese umweltfreundliche Kunstfaser bringt für den Gemüseanbau entscheidende Vorteile gegenüber Folien. Sie ist federleicht, atmungsaktiv und wasserdurchlässig und schafft damit ein ausgezeichnetes Mikroklima für die Pflanzen. Mit einer sehr gleichmäßigen Temperaturerhöhung von 3 – 5 Grad hält Vlies nicht nur Frost in diesen Grenzen ab, sondern fördert und beschleunigt das Wachstum der Pflanzen. Ein Segen für den Erwerbsanbau, denn der muss mit den Importen aus Südeuropa konkurrieren. Ein Segen aber auch für den Hobbygärtner, der sich über einen möglichst langen Zeitraum mit frischem und umweltgerecht erzeugtem Gemüse aus dem eigenen Garten versorgen möchte.


Einsatzzeit und Anwendung

Zwar wohnt nicht jeder im Weinbauklima und kann deshalb auch mit Vlies noch nicht im Februar den ersten Salat im Freiland pflanzen, aber in der Relation bleiben die gleichen Vorteile. Grundsätzlich ist der Start in die Freilandsaison um 3 - 4 Wochen früher möglich. Und da die Vorteile dieses Materials auch am Ende des Sommers greifen, verlängert sich die Anbausaison insgesamt um 1,5 bis 2 Monate pro Jahr. Eine Frage die immer wieder gestellt wird: Welche Gemüsearten kann man mit Vlies abdecken? Grundsätzlich gibt es hier keine Einschränkung. Solange eine Temperaturerhöhung für eine Gemüseart sinnvoll ist, kann sie mit Vlies abgedeckt werden, es sei denn eine Bestäubung durch Insekten, wie z.B. bei alten, gemischt blühenden Gurkensorten, wäre erforderlich. Eine Einschränkung gibt es eher bei der Frage, wie lange es sinnvoll ist eine Vliesabdeckung auf den Pflanzen zu belassen. Denn die Temperaturerhöhung wirkt immer, auch im Hochsommer. Aber nicht erst da wird es für die Pflanzen zu warm unter dem Vlies. Bei Gemüsearten, die es eher gemäßigt warm haben wollen, wie z.B. Salat, empfiehlt es sich Vlies bei anhaltenden Temperaturen von 20 – 22 Grad zu entfernen, bei wärmeliebenden Gemüsearten bei anhaltenden Temperaturen von 25 Grad oder mehr. Aber keine Sorge: Einzelne Tage mit solchen Temperaturwerten und Vliesabdeckung schaden den Pflanzen keinesfalls. Das ständige Auf- und Abdecken wie bei Folien, wegen der Gefahr eines Hitzestaues, entfällt bei Vlies.


Haltbarkeit und Preis

Noch ein Wort zum Preis und zur Haltbarkeit. Im Garten können Sie ein Markenvlies bei halbwegs pfleglichem Umgang ohne weiteres 3 – 5 Jahre verwenden. Und selbst wenn es irgendwann anfängt Löcher zu bekommen, ist es noch zu schade zum Wegwerfen. Es finden sich dann immer noch Verwendungsmöglichkeiten. Beispielsweise das Abdecken von Jungpflanzenkisten, Blumenkübeln, eines kleinen Kräuterbeetes oder das Umwickeln von einzelnen Tomatenpflanzen als Schutz vor Spätfrösten. Die Preise für Frostschutzvlies schwanken je nach Qualität des Materials. Ein scheinbares “Schnäppchen” kann sich schnell als Flop herausstellen, wenn sich das Vlies schon im ersten Jahr auflöst. Kaufen Sie Vlies deshalb dort, wo Sie sich darauf verlassen können, eine gute Qualität zu erhalten. Der Preis wird dann, je nach Größe der Packung, bei etwa 40 – 50 Cent je m² liegen. Eine Investition für den Spaß und Erfolg in Ihrem Gemüsegarten, die sich lohnt. Und noch ein Tipp zum Schluss: Wenn Sie Gemüsebeete von mehr als 1 m Breite haben, kaufen Sie sich kein Vlies mit weniger als 2 m Breitenmaß.

Autor: Wolfgang Nixdorf
email: W.Nixdorf-Gemuesegarten@t-online.de

http://www.garten-wn.de



eva.morgenstern@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de