Heimische Wildfrüchte im Garten

Die Auswahl an interessanten Pflanzen für den Garten ist riesig. Neben den klassischen Zierpflanzen, die durch außergewöhnlich gestaltete Blüte, Blätter oder Frucht hervortreten gibt es die altbekannten Nutzgehölze, die den Gartenfreund mit üppigen Erträgen wohlschmeckender, leckerer Früchte belohnen. Doch zwischen diesem Angebot gibt es noch eine dritte Gruppe von Pflanzen, die sich zunehmender Beliebtheit im Garten erfreuen: gemeint sind die fruchttragenden Wildgehölze für den Garten.

Zu Wildobst bzw. Wildfrüchten zählt man Pflanzen, die bisher weitestgehend ohne züchterische Bearbeitung in ihrem Ursprungszustand vorhanden sind. Einige dieser Gehölze stammen aus der Region oder sind schon seit Menschengedenken bei uns heimisch. Deshalb haben sie auch noch ihre ursprüngliche Robustheit und Widerstandfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, was sie natürlich für eine Nutzung im Garten sehr interessant macht. Diese positiven Eigenschaften haben die Wildobstarten auch für die Züchtung interessant gemacht, so dass es mittlerweile beispielsweise bei Sanddorn, Holunder und einigen anderen Arten schon ertragreiche Sorten gibt.


Welche Gehölze sind für den Garten geeignet?

Die Liste der Wildgehölze ist lang und vielfältig. Doch vor dem Pflanzen muss der Standraum- bzw. Platzbedarf geklärt werden, damit es keine bösen Überraschungen gibt. Wildobstarten sind nicht auf schwachwachsende Unterlagen veredelt und wachsen strauch- oder baumartig, letztere können durchaus eine Höhe von 15-20 m erreichen! Neben dem Zier- und Nutzwert haben alle Wildobstarten einen hohen ökologischen wert, da sie der heimischen Tierwelt ein breites und abwechslungsreiches Nahrungsangebot bieten.


    Strauch, 1-1,5 m Höhe
Großstrauch, bis 6 m HöheBaum, 10-20 m Höhe
    Geringer Standraumbedarf
    (1-2 m2)
Mittlerer Standraumbedarf
(3-6 m2)
Hoher Standraumbedarf
(30-50 m2)
    Zierquitte, Chaenomeles-Arten, Apfelbeere (Aronia), Arktische Brombeere,
Feige, Felsenbirne, Holunder, Mispel, Sanddorn, Schlehe, Weißdorn, Kirschpflaume (Myrobolane), Wilde HeckenroseMehlbeere, Eberesche, Esskastanie, Elsbeere, Mandel, Maulbeere, Speierling


Vitamin C-Bombe, Farbstoff oder Saft – Vieles ist möglich!

Die Verwertungsmöglichkeiten bei den Wildobstraten sind vielfältig und umfangreich. Viele Früchte kann man direkt frisch genießen, wie beispielsweise Berberitze, Kirschpflaumen, Kornelkirschen, Mispeln (nur nach vorhergehendem Frost) sowie die schwarze Maulbeere. Ihr ganzes Potential entfalten sie jedoch nach einer Verarbeitung zu Saft, Marmelade oder Gelee, Trocknung oder Spirituosen. Sehr gut eignen sich viele Früchte auch als Beigaben zu Müsli oder Joghurt. Als echte „Vitamin C-Bomben“ kann man Sanddorn und die wilde Heckenrose bezeichnen: Die Früchte enthalten mitunter bis zu 900 mg Vitamin C/100 g! Das ist gewaltig, bedenkt man dass Apfelsinen und Orangen, für viele der Inbegriff hoher Vitamin C-Gehalte, weit weniger als ein 1/10 diese Wertes erreichen! Eine Neuzüchtung aus Dresden, die `Pillnitzer Vitamin-Rose PiRo3` enthält sogar 1100 mg Vitamin /100 g! Ganz andere Vorzüge hat die Esskastanie: hier stehen weniger die Vitamine im Vordergrund als Kohlehydrate. Vor der Einführung der Kartoffel waren die Esskastanien, in der Pfalz auch „Käschde“ genannt, ein wichtiger Stärkelieferant. Wer also genügend Platz im Garten hat und auf der Suche ist nach wirkungsvollen und imposanten Bäumen, sollte sich Esskastanie, Maulbeere, Speierling und Co ruhig einmal näher ansehen.


MispelfrüchteKirschpflaume
© DLR
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Rezept: Holundergelee

Frische, reife Holunderbeeren durch eine Saftzentrifuge entsaften, ohne Zucker dampfentsaften oder mit wenig Wasser aufkochen und den Saft durch ein Tuch ablaufen lassen.


Zutaten:
3/4 l Holundersaft, Saft von 2 Zitronen, 1 kg Gelierzucker
Holundersaft, Zitronensaft und Gelierzucker kalt vermischen, zum Kochen bringen und 4 Min. sprudelnd kochen lassen. In Gläser füllen. Manchmal geliert Holunder schwerer. Deshalb die Saftmenge genau einhalten und die Kochzeit keinesfalls unterschreiten.

Tipp:
1/2 l Holundersaft mit 1/4 l Brombeer-, Apfel-, Birnen-, Schlehen- oder Quittensaft mischen.


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