Alles für den Baumschnitt

Der richtige Schnitt der Obstgehölze stellt immer noch die Basis und damit die wichtigste Maßnahme zur Erzielung von gleichmäßigen Erträgen und Qualitäten. Die Bewertung des „richtigen“ Schnittes hat sich zwar etwas verschoben. Spielten in früheren Jahren noch formale Gesichtspunkte eine wichtige Rolle, z. B. wie ein Baum nach dem Schnitt aussehen musste, so hat sich dieser optische Anspruch abgewandelt: Im Vordergrund stehen eindeutig Ertrag und Qualität. Aufgrund des zunehmenden Einsatzes von schwächer wachsenden Unterlagen bei den Obstarten ist der Schnittaufwand bei Kern- und Steinobst doch deutlich zurückgegangen.
Über die Frage des „wie“ läßt sich sicherlich immer noch trefflich diskutieren, keine Diskussion gibt es aber über das geeignete Schnittwerkzeug. Eines muss vorweg gesagt werden: zu keinem Zeitpunkt gab es eine so große Anzahle von qualitativ hochwertigen und ausgereiften Schnitthilfen, hergestellt aus teilweise neuen und innovativen Werkstoffen.

Zweihand-Baumscheren

Sie sind ideal zum schneiden von dickeren Ästen und im oberen Baumbereich oder zum beseitigen von Bodentrieben bei Strauchbeeren. Die verschiedenen Modelle (z. B. Wolf, Felco etc.) unterscheiden sich hauptsächlich in der Gestaltung des Schnittwerkzeuges, wobei Scheren mit gebogener Klinge und Gegenklinge bei schwer zugänglichen Ästen Vorteile haben gegenüber Scheren mit Amboß.
Durch die vorteilhafte Hebelwirkung kann man Kraft sparen, zusätzlich ist die Gegenklinge mit einer Verzahnung zum Festhalten des Astes beim Schneiden ausgestattet, die Griffe haben Stoßdämpfer zur Schonung der Handgelenke. Einige Modelle sind mit Teleskoptechnik ausgestattet, d. h. die Aluminium-Griffrohre können individuell in der Länge verstellt werden. Für einen besonders kraftsparenden Schnitt gibt es Scheren mit doppelter Hebelübersetzung.
Zweihand-Baumscheren sind bezüglich der Werkstoffe ähnlich gut ausgestattet wie die Handscheren, z. B. mit verschraubten Gegenklingen und Saftrille, bruchfesten Griffen aus geschmiedeter Aluminiumlegierung mit Plastik-Kälteschutz. Gute Zweihand-Scheren haben Öffnungen von etwa 120 mm bei einem Gewicht von 800-1000 g bei einem Preis von 50-85 Euro.

Sägen

Für kleinere Sägearbeiten sind klappbare Universalsägen sehr praktisch. Wichtig ist eine glatte Schnittfläche zur schnellen Wundheilung. Dies wird bei modernen Sägen ermöglicht durch eine Wärmebehandlung und Härtung der verchromten Sägeblätter, welche eine lange Lebensdauer des Sägeblatts und der Zähne garantieren.
Längere Sägen mit Blattlängen bis über 39 cm werden auch mit einem zusätzlichen Halter angeboten, damit sie stets in Reichweite sind. Besonders zu erwähnen ist das geringe Gewicht, die meisten Sägen mit ergonomisch geformten Plastikgriffen wiegen gerade mal 150-300 g, machen aber eine hervorragende Arbeit. Die Preise für eine gute Säge liegen etwa bei 25 Euro (Klappsägen mit 150 mm Sägeblatt) bis 50 Euro (über 300 mm Sägeblatt), eine Investition, die sich immer lohnt.

Handscheren

Moderne Handscheren sind auf jeden Handtyp ergonomisch abgestimmt, z. B. für Linkshänder, kleinere Hände etc.. Eine Verringerung des Kraftaufwandes bedeutet einen leichteren Schnitt und wird u. a. erreicht durch Rollgriffe, was einen zusätzlichen Komfort bedeutet. Der Rollgriff verteilt die Kraftanstrengung gleichmäßig auf alle 5 Finger, dadurch wird die Muskelbelastung geringer und Sehnenentzündungen können vorgebeugt werden. Stoßdämpfer und Puffer sind weitere nützliche Details zur Schonung von Hand und Handgelenk. Griffe aus gesenkgeschmiedetem Aluminium mit Plastiküberzug sorgen für einen angenehmen Griffkontakt und eine gute Handhabung. Moderne Scheren sind leicht, unzerbrechlich und zuverlässig, alle verwendeten Materialien sind nahezu vollständig wieder verwertbar.
Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit einer Baumschere hängen auch entscheidend von der Pflege ab. Diese besteht aus:
1. Reinigung der Klinge nach jedem Arbeitstag
2. Regelmäßiges Ölen von Feder und Rollgriffachse
3. Regelmäßiges schärfen der Klinge
4. Einstellen des Spiels von Klinge und Gegenklinge, falls der Schnitt nicht mehr frei verläuft.

Die für einen sauberen Schnitt notwendige präzise Einstellung des Spieles zwischen Klinge und Gegenklinge geschieht bei Qualitätsscheren wie Felco mit einer gezahnten Mutter.

Schere schärfen
  • Baumschere flach in die linke Hand nehmen
  • Die Klinge mit dem Schleifstein (Abschrägungswinkel 23°) schleifen
  • Die Baumschere umlegen und Klinge entgraten mit dem Keramikstein (Schleifwinkel 5°)
    Verschiedene Scheren stehen zur Auswahl
    Für qualitativ gute Scheren gibt es eine Vielzahl von Ersatzteilen




    So schärft man die Klinge einer Schere
    Mit einer gut gewartetetn und geschärften Schere macht der Gehölzschnitt Spaß!





    Fotos: © DLR


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