Die Schwarzenbeere - Solanum burbankii -Ein kaum bekanntes Nachtschattengewächs

Ausgangslage
Im Spätjahr 2010 erhielt ich von einer Bekannten - sie ist Staudengärtnermeisterin - ein Tütchen mit Samen geschenkt. Beschriftet war es mit „Schwarze Beere“. „Die Pflanze wachse ähnlich wie eine Tomate, die Früchte werden schwarz, sie sind roh oder verarbeitet zu genießen“, so ihre Aussage. „Probieren Sie es doch einfach selbst aus!“

Wie geht’s weiter
Nachdem ich für 2011 keinen Platz mehr im Garten hatte, blieb der Samen ungenutzt. Anfang April 2012 waren vier Anzuchttöpfe frei. Ich streute die relativ kleinen Samen auf die vorbereitete Erde und bedeckte sie leicht mit einem Torf-/Sandgemisch.
Die Töpfe wurden danach in ein kleines Foliengewächshaus im Freien gestellt. Nach ca. drei Wochen zeigten sich die ersten Pflänzchen. Nachdem ich großzügig den Samen ausgestreut hatte, war nach ca. einer Woche später der Topf gut gefüllt. Dies deutet auf eine hohe Keimfähigkeit des Samens hin.

Meinungen aus dem Internet
Erst zu diesem Zeitpunkt begann ich, mich näher mit der Schwarzenbeere - so ist ihre richtige Bezeichnung - zu befassen. Das Erstaunlichste war, es gab kaum Literatur über diese Pflanze bzw. Frucht. Im Internet und seinen Foren kursierten ganz wilde Gerüchte: „Es scheint sich um eine der vielen Nachtschattengewächse zu handeln, also Vorsicht!“. Andere schrieben: „Der Alkalohitgehalt ist sehr unterschiedlich, ohne wissenschaftliche Untersuchung weißt du nicht, ob die Frucht zum Verzehr geeignet ist.“ Positiv war die Meldung: „Ich kenne nur eine essbare Solanum-Art: Solanum burbankii -'Wonderberry‘-. Diese habe ich selber gesät und weiß, was ich esse.“

Die Vegetationsphase
Im Mai, nach den Eisheiligen, setzte ich vier Pflanzen sonnig aus. In diesem Moment muss mich wohl eine gute Vorahnung beeinflusst haben; ich setzte die Pflanzen in ein Hochbeet mit ca. 80 cm Höhe ein. Der Pflanzabstand betrug 30 cm in der Reihe (Hinweis: andere Empfehlungen lauten auf ca. 40-50 cm) aus. Gewässert wurde danach gut und gleichmäßig. Der Boden war zuvor mit einer kräftigen Düngergabe aus Kompost und etwas Hornmehl vorbereitet worden. Im weiteren Jahresverlauf wurde nicht mehr gedüngt.

Weitere Entwicklung
Die Pflanzen entwickelten sich äußerst vital (siehe Abbildung 1). Ein Teil wurde an einem Stab gestützt, der andere einfach wachsen gelassen. Hochgebunden erreichten die Pflanzen eine Höhe von 90 cm, bei anderen Wachstumsbedingungen können sie aber meiner Einschätzung zufolge weitaus höher werden.
Die restlichen Triebe verteilten sich am Boden; dabei zeigte sich, dass die Pflanzen leicht verwildern (Siehe Abbildung 2).

Erste Ernte
Mitte Juli wurden die ersten Früchte reif (Abbildung 3). Noch etwas verunsichert, welche Pflanzen in meinem Garten stehen, wandte ich mich an eine pflanzenkundige Person. Sie bestätigte, dass es sich um die süße Sorte des Nachtschattengewächses handelt.

Selbstversuch
Nach dieser Aussage habe ich eine Handvoll der reifen Früchte selbst verkostet. Sie schmeckten süß-säuerlich, der Geschmack, etwas außergewöhnlich, erinnerte an eine Mischung aus Holunder, Heidelbeeren und Brombeeren. Diesen Selbstversuch erlebte ich ohne irgendwelche Unpässlichkeiten.

Verarbeitung
Im Laufe des August reifte eine große Anzahl an Früchten (Abbildung 4). Sie hängen an kleinen Trauben, meistens 4-9 Stück und haben knapp die Größe der roten Johannisbeere.
Ich erntete im ersten Durchgang rund 600 Gramm. Jetzt bewährte sich das Hochbeet, es war einfacher, in dieser Höhe die Ernte durchzuführen, denn es ist nicht ganz leicht, die Beeren abzustreifen; in Bodennähe ist dazu ständiges Bücken notwendig.

Die Ernte wurde zu einer Konfitüre verarbeitet. Um den Fruchtgeschmack vollumfänglich zu erhalten, wurde dazu ein 3:1-Zucker verwendet (d. h. 600 Gramm Früchte und 200 Gramm Einmachzucker). Beigefügt wurde zudem der Saft einer halben Zitrone sowie eine Messerspitze Ascorbinsäure, auch als Zitronensäure bekannt. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen.
Der ursprüngliche Eindruck, die Frucht hat variantenreiche Geschmacksrichtungen, bestätigt sich auch im Verarbeitungsprodukt: Holunder, Heidelbeeren und Brombeeren. Die kleinen Samen in der Konfitüre waren ähnlich wie die bei der Himbeere.
Anfang Sept. 2012 wurde noch ein Gelee ausprobiert, einfach lecker.

Resümee:
· Die Pflanzen bringen einen guten Ertrag.
· Sie können auch im Kübel gezogen werden.
· Die Anzucht ist leicht (ähnlich Tomate oder Physalis).
· Bis auf wenige Blattläuse gab es keinen Schädlingsbefall.
· Schwarzenbeeren sind weitestgehend resistent gegen andere Krankheiten.
· Es entfällt, bis auf das Hochbinden, eine kontinuierliche Pflege.
· Grüne Früchte sollten nicht verzehrt werden (bitte vor Kindern fernhalten).
· Die Beeren sind reif, wenn sie sich schwarz gefärbt haben (Stielansatz gelb-bräunlich).
· Die Früchte lassen sich zu einer leckeren Konfitüre oder zu Gelee verarbeiten.
· Die Saatgutgewinnung ist einfach; es besteht eine lange Keimfähigkeit.

Blüte und Frucht
Wachstum der Schwarzenbeeren
Neigung zum Verwildern
Reife Früchte
Fotos: Klaus Rettig
Episoden am Rande
Natürlich habe ich die Schwarzenbeere nicht nur selbst sondern auch mit Nachbarn und Bekannten getestet bzw. verkostet. Hierzu gibt es interessante Erfahrungswerte, die diesen Beitrag sprengen würden. Ich fasse diese gerne unter einem zweiten Erfahrungsbericht zusammen, wobei auch die Rückkoppelung mit Interessierten darin Berücksichtigung finden werden, die sich bitte an die nachfolgende Kontaktadresse wenden sollen.

Neugierig geworden?
Aus der Ernte 2012 habe ich im Sept. Samen gewonnen. Reife Beeren wurden zerdrückt, das Fruchtfleisch und die Haut auf Küchenpapier von den feinen Körnchen getrennt, die danach getrocknet wurden. Im Übrigen sollen die Samen kühl und getrocknet aufbewahrt werden.
An Interessierte gebe ich kleine Tütchen mit etwa 20-30 Samen gerne kostenlos ab. Schreiben Sie einen Brief an die nachstehende Kontaktadresse und fügen Sie einen adressierten und mit 55 Cent frankierten Rückumschlag bei. Bei Zusendungen aus dem Ausland bitte ich, einen internationalen Antwortschein beizulegen.

Kommerz: Nein danke!
Berücksichtigen Sie bitte, dass ich diesen Beitrag als Hobbygärtner verfasse und allein aus Interesse an seltenen oder unbekannten Pflanzen immer versuche, diese selbst anzubauen oder Erfahrungen auszutauschen.

Copyright, Kontakt + Informationen:
Klaus Rettig

Kleinfeldstr. 11
67435 Neustadt/an der Wstr.
Tel./Fax: 06327/4402


Anmerkung der Gartenakademie:

Problematisch ist der Anbau in Gärten, in denen sich Kleinkinder aufhalten, denn:
  • Kinder dringend darauf aufmerksam machen! Keine Beeren von "ähnlichen" Pflanzen ungesicherter Herkunft essen!
  • Auch von Solanum burbankii sollten keine grünen, unreifen Beeren gegessen werden.


eva.morgenstern@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de