Blumentreiberei – den Frühling ins Zimmer geholt!

“Verschafft man sich im Spätjahr ein Dutzend Hyazinthen, 6 Stück Tazetten, 3 Stück Jonquillen, 3 einfache und 3 gefüllte Duc van Thol, 1 Dutzend verschiedene Crocus, - so wird man sich gewiß vom Januar an bis gegen den März hin eines ganz angenehmen Zimmerflors zu erfreuen haben...” aus: “Christ´s Gartenbuch für Bürger und Landmann, 1898.
Die Treiberei in Gläsern ermöglicht bereits im Winter, die Wohnung mit Frühlingsblühern zu schmücken. Man kann grundsätzlich alle Zwiebelpflanzen dazu verwenden. Auch für Kindern macht es Spass, das Wachsen der Wurzeln und Triebe zu beobachten und die notwendigen Papphütchen zur Abdeckung selbst zu basteln.
Zur Treiberei werden spezielle Gläser eingesetzt. Der bekannteste Vertreter ist das Hyazintenglas. Ihr Hals ist eingeschnürt und geht in eine ausladende Mündung über, auf die die Zwiebel augesetzt wird. Je nach Zwiebelart und -größe variieren die Glasgrößen in der Höhe (11-20 cm) und dem Mündungsdurchmesser (Krokusglas= Ø 3 cm, Hyazinthenglas Ø 6-7 cm, Amaryllisglas= Ø 12 cm). Die Gläser gibt es mit verschiedenen Musterungen (Rillen, Strukturen, Schliffe, Bemalungen, etc.) und Farben. Somit kann man Blüten- und Glasfarbe auf einander abstimmen und die Wirkung der Blüte noch erhöhen
Im Fachhandel erhält man speziell für die Treiberei geeignete Zwiebeln. Sie wurden mehrere Wochen lang im Kühlhaus gelagert, sind außen fest und prall und frei von Schimmel und Nebenzwiebelchen. Günstig sind einfache, kurzstielige Sorten, die nicht so leicht kippen.
Die Gläser werden mit Wasser (möglichst kalkfrei, etwas Aktivkohle o. Grillholzkohle dazu geben) befüllt, dabei bleibt ein Freiraum von etwa 0,5 bis 1 cm bis zum Zwiebelboden. Danach werden die Gläser einige Wochen kühl (etwa 10°C) und dunklen gestellt. Regelmäßig muß man das Wasser kontrollieren und ggf. nachgießen bzw. es komplett austauschen. Nach kräftiger Wurzelbildung werden die Gläser in der warmen Wohnung an ein Ost - oder Westfenster gestellt. Nur stark eingefärbte Gläser, die die Wurzeln vor Sonne schützen, kann man auch an ein Südfenster stellen. Jetzt werden die Papierhütchen (Ø ca. 6,5 cm, 14 cm hoch) aufgesetzt und erst dann abgenommen, wenn die Pflanze das Hütchen selbst deutlich gehoben hat. Manchmal sind die Blüten für den – gerade bei ungünstigen Lichtverhältnissen- dünnen Stiel zu schwer.
In diesem Fall muss man sich aus Draht eine Stütze biegen, die man am Glashals befestigen kann. Nach der Blüte entfernt man den Stiel, lässt aber die Laubblätter einziehen.
Zur Treiberei im nächsten Jahr ist diese Zwiebel nicht mehr geeignet, da die Pflanze doch ziemlich stark erschöpft ist. Man kann sie jedoch in den Garten pflanzen.


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