Zierpflanzen und Gemüse selbst aus Samen anziehen?

Es gibt viele Gründe, Blumen- oder Gemüsejungpflanzen selbst heranzuziehen. Doch nicht immer ist die Aussaat erfolgreich. Was ist zu beachten, damit sie gelingt?
  • geeignete Kulturräume: Helle, nicht zu warme Räume wie Wintergarten oder Kleingewächshaus mit ausreichenden, gut belichteten Stellflächen. Es gilt: Je wärmer, umso heller der Standort. Die Fensterbank eignet sich deshalb nur bedingt dazu, da dieser Standort oft nicht hell genug, dafür aber oft zu warm ist. Dies führt zu übermäßigem Längenwachstum und damit schlechter Pflanzenqualität.
  • Saatgut: Möglichst frisches Saatgut verwenden! Altes Saatgut keimt schlecht (ggf. Keimprobe machen: bei unter 50% Keimfähigkeit nicht mehr aussäen!). Selbst gewonnenes Saatgut enttäuscht oft, da bei Hybridsorten die Nachkommen nicht mehr deren Qualität haben. Außerdem können Kreuzungen entstanden sein. Zucchini kreuzen sich z.B. leicht mit den verschiedensten Kürbissen. Durch das Einkreuzen von Zierkürbissen kann dabei deren bitterer Geschmack vererbt worden sein. Pilliertes Saatgut ist etwas teurer, kann allerdings auch schon im Endabstand gesät werden. Das erspart zwar das Pikieren , erfordert aber einen größeren Platzbedarf .
  • Aussaaterde: Eine gute Aussaaterde ist steril, nährstoffarm, humos und durchlässig. Normale Blumenerden und selbstgemischte Erden erfüllen diese Bedingungen meist nicht. Am besten ist ein gekauftes Substrat, speziell für Aussaaten. Die Aussaatgefäße werden bis ca. 1 cm unter Topfrand mit Erde gefüllt. Die Größe der Saatgefäße richtet sich nach Anzahl gewünschter Pflanzen und Pflanzenart. In der Regel reicht ein 10 er Topf (oberer Durchmesser 10 cm).
  • Aussaat: Je nach Größe können die Samen einzeln in die Töpfe (z.B. Kürbis, Zucchini - jeweils zwei Samen /Topf, später wird der schwächere Keimling entfernt) oder gleichmäßig breitwürfig in Schalen und Kästen gesät werden. Grundsätzlich gilt für alle Dunkelkeimer: Samendicke gleich Saattiefe. Tipp: Ganz feines Saatgut mit Zeitungspapier abdecken, es hält auch feucht, ist undurchsichtig und nicht zu dick. Lichtkeimer werden nur angedrückt, aber nicht mit Erde bedeckt. Entsprechende Hinweise finden sich auf den Samentüten.
  • Temperatur: Die meisten Pflanzen wie Tomate, Gurke, Paprika und Artischocken brauchen warme Temperaturen (20 bis 24 °C) zum Keimen. Dabei soll die Erde mindestens genauso warm wie die Umgebungsluft sein. Tipp: Saatschalen auf eine Styroporplatte stellen.
  • Bewässerung: Die Erde muss ständig feucht, jedoch auf keinen Fall nass sein. Dazu ist es zunächst ausreichend, sie mit einem Blumensprüher gut anzufeuchten und die Aussaattöpfe oder -schalen mit einer Abdeckhaube oder Folie abzudecken. Nach der Keimung kann mit der Gießkanne vorsichtig ( damit die Erde nicht weggespült wird) gegossen werden. Vor dem Gießen mit dem Finger die Feuchte überprüfen!
  • Weiterkultivierung: Sobald die ersten Laubblätter sichtbar werden, wird in Töpfe oder Pikierschalen pikiert (vereinzelt). Danach ist für genügend Wasser, Licht, Wärme und Platz zu sorgen. Steht die Auspflanzung an den endgültigen Standort bevor, müssen die Pflanzen durch Temperatursenkung und Belüftung abgehärtet werden.

Grundsätzlich sollte man vorher kritisch überlegen, bei welchen Gemüsearten oder Zierpflanzen eine Aussaat tatsächlich sinnvoll ist. Seltene Sorten sind z.B. oft kaum oder nur schwierig als Jungpflanzen zu bekommen. Von anderen Pflanzen benötigen Sie vielleicht eine so große Stückzahl, dass die Aussaat sich gegenüber dem Kauf lohnt. Sinnvoll erscheint die Eigenanzucht auf diese Art in der Regel nur für die frühen Pflanzungen unter Folie, im Kleingewächshaus oder Freiland (z.B. Sellerie, Lauch, Kohlarten, Salat) und für solche Pflanzen, die auf Grund ihres Wärmebedürfnisses erst nach den Eisheiligen ins Freiland dürfen (Paprika, Tomaten, Auberginen, Physalis).

Hinweis: Neben der Aussaat bietet sich für viele Zierpflanzen (z.B. Fuchsien, Geranien, Fleißiges Lieschen, Oleander, Gummibaum, Buchsbaum) auch die Vermehrung über Stecklinge an. Januar bis März ist dazu die beste Zeit! Dazu gut ausgereifte, jedoch noch nicht verholzte Triebenden abschneiden. Die Stecklinge werden in die Erde gesteckt, angegossen und hell (jedoch keine direkte Sonne) und warm aufgestellt. Als Verdunstungsschutz wird eine Folie über den Kasten gespannt. Über einzelne Töpfe kann man auch Müllbeutel stülpen.


eva.morgenstern@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de