Erdbeeranbau im Garten

Allgemein
Das neue "Erdbeerjahr" beginnt nach der Ernte Ende Juni mit der Planung der Neuanlage, der möglichen Eigenvermehrung von Jungpflanzen und dem rechtzeitigen Pflanzen ab Anfang August.


Pflanzsysteme und Anbauformen

Erdbeerpflanzen tragen nach einem Jahr die größten und geschmackvollsten Früchte und reifen etwas früher als in den darauffolgenden Jahren. Ab dem zweiten Anbaujahr nimmt die Fruchtgröße allmählich etwas ab, man sagt, die Pflanzen "bauen ab". Im Erwerbsanbau werden Erdbeerpflanzen daher häufig in einjähriger Kultur angebaut. Da im Haus- und Kleingarten die Pflanzen im ersten Jahr häufig jedoch noch nicht das Maximum ihres Wachstums erreicht haben, ist es angebracht, die zweijährige Kultur zu empfehlen.


Pflanzabstände

Für den zweijährigen Anbau auf dem Gartenbeet werden 80 bis 100 cm Abstand zwischen den Reihen und 30 bis 40 cm Abstand in der Reihe empfohlen.


Jungpflanzengewinnung

Die vegetative Vermehrung der Erdbeeren durch Ausläufer ist leicht. Die an den Ausläufern aufgereihten Jungpflanzen werden entweder über gelockertem Boden oder einer mit Sand beschichteten Folie abgelegt. Nach guter Bewurzelung können sie abgetrennt und verpflanzt werden. Eine noch bessere Pflanzenqualität erhält man durch Eintopfen der Jungpflanzen in 8-10 cm-Töpfe. Bei Eigenvermehrung geht man jedoch das Risiko ein, dass es durch genetische Veränderungen oder Krankheitsbefall zu einer Minderung der Leistungsfähigkeit des Pflanzmaterials kommt. Es wird daher empfohlen, Pflanzgut im Fachhandel zu kaufen, damit nach der Pflegearbeit keine Enttäuschung durch Ausfälle eintritt.


Erdbeerjungpflanzen frigosErdbeertopfpflanzen
Fotos: © DLR

Pflanzung

Zur Vermeidung von Nachbauproblemen sowie von verstärktem Befall mit Bodenpilzen und Nematoden sollten Erdbeeren nicht direkt nach Erdbeeren auf demselben Land angebaut werden. Zumindest sollte die betreffende Stelle in den letzten fünf bis sechs Jahren keine Erdbeeren getragen haben.

Besonders wichtig ist der Pflanztermin. Spätestens in der ersten Augusthälfte sollten Erdbeerjungpflanzen gepflanzt sein. Ein frühzeitiger Pflanztermin ist wesentlich, weil bis Oktober starke Pflanzen herangewachsen sein müssen. Zu diesem Termin legt die Erdbeerpflanze ihre Blütenknospen für die nächstjährige Saison an. Die Blütenknospenanlage ist um so besser, je kräftiger die Pflanzen sind. Nach der Pflanzung erfordern Erdbeeren daher eine intensive Pflege, die sich auf gewissenhaftes Wässern, gute Bodenpflege und optimale Düngung bezieht.

=> Erdbeerpflanzzeit

Bei der Pflanzung
© DLR

Düngung

Frisch gepflanzte Erdbeerpflanzen erfordern im Pflanzjahr eine gute Nährstoffversorgung insbesondere mit Stickstoff. Im Ertragsjahr sollten Erdbeeren dagegen nur eine mäßige Stickstoffversorgung haben, damit das Blatt- und Triebwachstum nicht übermäßig gefördert wird, was mit der Fruchtentwicklung konkurrieren würde. Eine normale Bodenreaktion und eine optimale Nährstoffversorgung des Bodens vorausgesetzt, reichen im Pflanzjahr 5 Liter Kompost/m² aus. Das ist eine Schichtstärke von etwa 1 cm. Auch können Depotdünger wie Plantacote, Basacote, Osmocote oder Multicote mit 10 g pro Pflanzloch gegeben werden. Bei den genannten Düngevorschlägen handelt es sich um eine Volldüngung mit Haupt- und Spurennährstoffen. Sind jedoch Phosphor-, Kali- und Magnesiumwerte zu hoch, so reicht im Pflanzjahr eine reine Stickstoffdüngung auf alkalischen Böden mit 20 g/m² Ammonsulfatsalpeter oder auf sauren Böden mit 20 g/m² Kalksalpeter aus.


Sorten

Bei der Sortenbeurteilung sind die Ertragshöhe, die Fruchtgröße, der Geschmack und die Fruchtfleischfestigkeit die entscheidenden Gesichtspunkte. In der Reihenfolge ihrer Reife sind danach folgende Sorten zu empfehlen: Honeoye, Elvira, Korona, Elsanta und Pandora.


Erdbeersorte Honeoye
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Im Haus- und Kleingarten spielt auch weiterhin die altbekannte Sorte Senga Sengana eine gewisse Rolle. Sie ist reichtragend und von hervorragendem Geschmack. Allerdings sind die Früchte nur mittelgroß und anfällig für die Grauschimmelfäule.

Mit den sogenannten remontierenden, d. h. mehrmals tragenden Sorten wird die Erntesaison verlängert. Sie können in der Fruchtgröße natürlich nicht mit den einmal tragenden Sorten verglichen werden. Sie sind deutlich kleinfrüchtiger. Als Sorten sind zu nennen: Ostara, Rapella und Rimona.


Nacherntebehandlung

Das Abmähen der Blätter nach der Ernte setzt sich immer mehr durch. Es ist einfach mit einem hochgestellten Rasenmäher zu bewerkstelligen. Durch das Abmähen wachsen bis zur Blütenknospendifferenzierung im Herbst wieder gesunde Blätter heran.


Bei der Ernte
© DLR

Krankheiten und Schädlinge

Grauschimmel (Botrytis cinerea): Durch den genannten Pilz wird die wichtigste Fruchtfäule verursacht. Die faulen Früchte haben einen grauen Überzug, der aus Sporen und Sporenträgern besteht. Die Ausbreitung wird durch die Empfindlichkeit der Sorten, engen Stand und feuchte Witterung begünstigt. Werden die Pflanzen mit Stroh oder Holzwolle unterlegt, so trocknen sie schneller ab und verringern damit die Ausbreitung des Grauschimmels.

Schwarze Wurzelfäule: Befallene Pflanzen kümmern und gehen ein. Das gesamte Wurzelsystem ist verfault. Die Schwarze Wurzelfäule wird durch verschiedene Pilze, wie Fusarium, Cylindrocarpon und Rhizoctonia sowie Nematoden hervorgerufen. Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Dem Auftreten der Krankheit wird vorgebeugt durch Lockerung verdichteter Bodenhorizonte und Einhaltung einer weiten Fruchtfolge.

Rote Wurzelfäule (Phytophthora fragariae): Der Pilz befällt den Wurzelzylinder und verfärbt diesen bei abgestorbenen Pflanzen rötlich-braun. Die Krankheit wird auf feuchtem Boden begünstigt. Sie tritt bevorzugt auf sauren Böden auf. Zur Vermeidung dieser Krankheit sollte der Anbau auf Böden, die noch keine Erdbeeren getragen haben und mit gesundem Pflanzmaterial fortgesetzt werden.

Mehltau (Sphaerotheca macularis): Man erkennt den Befall an älteren Blättern, die sich nach der Ernte einrollen und rote Ränder aufweisen. Auf der Blattoberfläche befindet sich ein weißer Pilzbelag. Eine verminderte Stickstoffdüngung, weiter Stand und Abmähen nach der Ernte beugen der Ausbreitung des Mehltaus vor.

Dickmaulrüssler (Otiorrhynchus sulcatus): Die Schäden erfolgen entweder durch Blattfraß der erwachsenen Tiere oder durch Schädigung der Larven an den Wurzeln. Dadurch kümmern die Pflanzen und sterben nesterweise ab. Der Dickmaulrüssler kann biologisch durch parasitische Nematoden der Gattung Heterorhabditis sp. bekämpft werden, die in wässriger Lösung ausgebracht werden.

Spinnmilben (Tetranychus urtucae): Man erkennt den Befall an zunächst punktförmigen Blattaufhellungen, dann am grauen Aussehen der Blätter mit möglichem Blattfall. Auf der Unterseite der Blätter ist ein Gespinst mit Larvenhüllen, Larven, Eiern und erwachsenen Tieren festzustellen.

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