Samen selbst gewinnen oder „der Vater ist ungewiss"

Oft möchte der Hobbygärtner eine bestimmte Lieblingssorte an Sommerblumen oder Tomaten über Samen vermehren. Auch der Kirsch- oder Pfirsichkern reizt manchen, sich daraus ein Bäumchen zu ziehen. Vielfach wird daher gefragt: "Geht das?" bzw. "Wie geht das?"

Prinzipiell lassen sich von allen ungefüllt blühenden Gartenpflanzen Samen gewinnen. Lediglich F1-Hybriden sind ungeeignet, da es sich um gezielte Kreuzungen handelt, deren selbst gezogene Nachkömmlinge meist viel schwächer sind und nicht das Aussehen der Mutterpflanze haben. Aber auch bei anderen Pflanzen, ganz gleich ob es der Pfirsichbaum oder die Melone aus dem Kern ist oder ob sie Tagetessamen gewonnen und ausgesät haben, sind Sie vor Überraschungen nicht sicher, denn „der Vater ist ungewiss“. Gerade bei Melonen, Kürbissen und Zucchini ergeben sich leicht Kreuzungen, so dass anstatt der erwarteten Zucchini ein kleiner grüner Kürbis wächst oder die Melone plötzlich grüne Streifen aufweist. In diesem Fall hat das väterliche Erbe Spuren hinterlassen.

Trotzdem kann es für experimentierfreudige Gartenliebhaber und auch für Kinder interessant sein, selbst Samen zu gewinnen. Besonders geeignet dafür sind Einjahresblumen wie Sonnenblumen, Ringelblumen, Tagetes oder Rittersporn. Aber auch von Gemüsearten wie Erbsen, Bohnen, Tomaten und Kürbissen lässt sich leicht Samen gewinnen. Dazu müssen die Samen gut ausreifen. Erst wenn sie sich leicht bzw. von selbst aus der Samenhülle lösen ist dies soweit und man kann ihn bei trockenem Wetter leicht ernten. Anschließend den Samen in der Wohnung noch einige Tage trocknen lassen, in Tüten füllen und bis zur Aussaat trocken aufbewahren.

Samen, die sich in Fruchtfleisch befinden wie z.B. bei Tomaten oder Kürbissen, werden aus den vollreifen Früchten gelöst und ein bis zwei Tage in Wasser gären lassen, damit sich der Rest des Fruchtfleisches löst. Anschließend spült man sie in einem Sieb ab, lässt sie abtropfen und legt sie zum Trocknen auf Küchenkrepp. Erst wenn sie völlig trocken sind, werden auch sie in Tüten bis zur Aussaat verwahrt.

Wollen Sie Kirsch-, Pfirsich- oder Pflaumenkerne stecken, können Sie das nach der Ernte tun (sie keimen im nächsten Frühjahr) oder die Kerne trocknen und erst im Frühjahr stecken. Die Erde sollte feucht, aber nicht nass sein. Weitere Maßnahmen sind nicht nötig. Beachten Sie jedoch: Es handelt sich bei diesen aus Kernen gezogenen Bäumen nicht um die gleiche Sorte wie der Baum, von dem die Frucht stammt, da die Bestäubung evtl. durch eine andere Sorte erfolgte. Auch die Wuchsform ist vermutlich eine andere (evtl. wesentlich stärker), da die Sorte unter Umständen auf eine schwachwüchsige Unterlage, die die Wuchsform bestimmt, veredelt wurde. Will man die gleiche Sorte haben, muss man Reiser vom Baum schneiden und veredeln.

© DLR
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Durch Kreuzung entstehen immer neue Varianten
Sonnenblumen eignen sich sehr gut zur Samengewinnung sofern es keine F1-Sorte ist!



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