Wenn Pflanzenschutzmittel nicht mehr wirken - Resistente Schädlinge

Wenn die weiße Fliege überhand nimmt, die Schildläuse sich ungehemmt vermehren oder die Saugschäden durch Thripse die Blätter verkrüppeln, dann verliert mancher Hobbygärtner die Geduld. Ein Mittel muss her, das den Schädlingen den Gar aus macht! Im Beratungsgespräch hört man dann manchmal: Ja früher hatte ich ein Mittel, das wirkte prima aber die heutigen Mittel haben überhaupt keinen Zweck! Teilweise waren früher tatsächlich andere Wirkstoffe zugelassen, die aber aus gutem Grund vom Markt genommen wurden. Zum Teil ist diese Beobachtung jedoch auch darauf zurückzuführen, dass sich zunehmend bei einzelnen Schadorganismen Resistenzen entwickelt haben, so dass früher gut wirksame Wirkstoffe jetzt nur noch unbefriedigende Ergebnisse zeigen. Neben der Weißen Fliege sind auch bei Schildläusen, Spinnmilben und Thripsen Resistenzen gegen zugelassene Insektizide bekannt. Sowohl der Ackerbau, Obst- und Gemüsekulturen aber auch Garten- und Zimmerpflanzen sind davon betroffen. Resistenzen entstehen durch Veränderungen des Erbguts, die die Schaderreger gegen bestimmte Pflanzenschutzmittelwirkstoffe unempfindlich machen. Vielfach lassen sich z.B. Weiße Fliegen im Gewächshaus an Fruchtgemüse oder an Zierpflanzen wie Gerbera, Rosen und Weihnachtssternen mit chemischen Mitteln kaum noch bekämpfen. Die Kohlmottenschildlaus ist an Kohlgewächsen im Freiland zu einem großen Problem geworden. Daher ist es wichtig, Maßnahmen zur Vermeidung von Resistenzen zu ergreifen. Im Profi-Gemüse- und Obstbau werden daher Nützlinge und auch physikalisch wirkende Methoden (z.B. Abdeckung mit Netzen) eingesetzt. Zu den letzteren zählt im weitesten Sinne auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit physikalischer Wirkungsweise wie Spritzungen mit Ölen oder Seifen. Diese haben den Vorteil, dass gegen diese Mittel keine Resistenzen entwickelt werden können. Der Nützlingseinsatz ist insbesondere im Gewächshaus und im Wintergarten Erfolg versprechend. Was für den Profi gilt, sollte auch der Hobbygärtner berücksichtigen und alle Maßnahmen ergreifen, die Resistenzen vermeiden helfen


Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vermeiden durch Vorbeugung:

  • resistente bzw. wenig anfällige Sorten
  • alle Pflanzen beim Kauf genau auf Schädlingsspuren untersuchen, um Einschleppung von Schadorganismen zu verhindern
  • Kulturführung verbessern (ausgewogene Düngung, gute Wasserversorgung, sachgemäßer Schnitt, genügender Pflanzabstand usw.)
  • Pflanzenstärkungsmittel einsetzen


Bekämpfung:

  • Nützlinge fördern bzw. gezielt einsetzen (z.B. Schlupfwespen, Florfliegen, Raubmilben ect.)
  • Mechanische Maßnahmen durchführen (z.B. Leimringe gegen Frostspanner, Entfernung mehltaubefallener Zweige, Einsatz von Gelbtafeln, Kulturschutznetze usw.)
  • Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur wenn unbedingt nötig, dann jedoch:
  • physikalisch wirkende Mittel einsetzen wie Spritzungen mit Ölen oder Seifen (gibt es im Handel, selber mischen ist nicht zu empfehlen, da bei zu starker Konzentration Schäden auftreten können)
  • Insektizide möglichst selten anwenden, (Auch gegen biologische Mittel wie z.B. Pyrethrum können Resistenzen entwickelt werden!)
  • die Dosierungsempfehlung beachten
  • möglichst unterschiedliche Wirkstoffe anwenden. Achtung: Mittel mit unterschiedlichen Präparatnamen können denselben Wirkstoff enthalten!


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