Der Giersch - ein lästiger Gartenbewohner

So manchem Gärtner hat er schon Alpträume verursacht, weil er ihn trotz jahrelanger Bemühungen einfach nicht los wurde. Gemeint ist der Giersch (wissenschaftlicher Name: Aegopodium podagraria), eine Wildpflanze, die häufig als “Untermieter” in unseren Hausgärten anzutreffen ist.

Zur Biologie

Entsprechend seinem Bekanntheitsgrad wurde der Giersch Deutschland-weit mit den verschiedensten Namen belegt. Weil die Blätter zuweilen an den Abdruck eines Ziegenfußes erinnern, hat sich auch die Bezeichnung “Geißfuß” eingebürgert.
Läßt man die Pflanzen ungestört wachsen, werden sie bis zu einem Meter hoch. An den typischen weißen Blütendolden, die sich zwischen Juni und August bilden, ist unschwer zu erkennen, daß er zur Familie der Doldengewächse gehört. Die zahlreichen Früchte, die anschließend ausgebildet werden, gleichen Kümmelkörnern, ohne den bekannten Geruch zu entfalten. Die enge Verwandtschaft zu Möhren, Petersilie und Kümmel ist damit unverkennbar.

Ausbreitung

Obwohl zahlreiche Samen gebildet werden können (der erfahrene Gärtner läßt es erst gar nicht dazu kommen), tragen sie nur wenig zur Ausbreitung bei. Seine Konkurrenzkraft entfaltet der Giersch über unterirdische Wurzelausläufer, vergleichbar denen der Distel. Darüberhinaus besitzt er noch die Fähigkeit Sproßausläufer zu bilden, die jedoch im Gegensatz zu denen der Erdbeerpflanze in etwa 5 bis 10 cm Bodentiefe verlaufen. Durch Bewurzelung entstehen daran zahlreiche Tochterpflänzchen, die nach 2-3 Jahren selbständig werden. Auf diese Weise können in kürzester Zeit dichte Befallsnester aufgebaut werden. Dadurch ist er im wahrsten Sinne des Wortes “kaum noch zu packen”. Selbst durch ständiges Hacken und Ausreißen der “Wurzeln” wird seine Wuchsleistung nur kurzfristig beeinträchtigt. Wie aus der Abbildung hervorgeht erwischt man damit in der Regel nur die unterirdischen Rhizome, nicht aber die tiefreichenden Wurzeltriebe, aus denen er sich wieder erneuert. Aus denselben Gründen ist dem Giersch auch mit Unkrautvernichtern nicht beizukommen. Die üppige Grundausstattung für eine vegetative Vermehrung macht den Geisfuß zu einem gefürchteten Wurzelunkraut unserer Gärten.

Natürliche Verbreitung

Gierschpflanzen kann man praktisch in ganz Deutschland in der freien Landschaft entdecken. Sogar im Hochgebirge sind sie zu finden. Bevorzugt werden feuchte, tiefgründige nährstoffreiche und schattige Standorte. Aus Gebüschen, Waldrändern, Bach- und Flußufern wandern die Pflanzen schnell in Obststücke Reb- und Parkanlagen und schließlich auch in Gartenanlagen ein. Häufig werden sie auch als “blinde Passagiere” mit Pflanzgut (Bäume, Sträucher und Stauden) eingeschleppt.
Nicht überall ist er unerwünscht

Außerhalb von gärtnerisch genutzten Flächen ist der ökologische Nutzen von Gierschpflanzen nicht zu unterschätzen. Der Blütenreichtum bildet eine Nahrungsgrundlage für zahlreiche Insektenarten. Das Blattwerk wird vor der Blüte von Weidetieren angenommen.
Bereits in alten Kräuterbüchern wird der Giersch erwähnt. Die jungen Blätter und Triebe lassen sich kleingehackt gut in Kräutergerichten (“grüne Soße”) und Wildsalaten verwenden. Schon lange wird dem Geißfuß eine lindernde Wirkung gegen Gicht nachgesagt. Diese Überlieferung schlug sich sogar in der Namensgebung nieder: Aegopodium “podagraria” (aus dem Griechischen: podos0Fuß; Mittel gegen Fußgicht).

Giersch im Garten – ein ungelöstes Problem

Den Beschreibungen über natürliche Vorkommen und das Ausbreitungsverhalten ist zu entnehmen, daß es kein Patentrezept gegen Giersch im Garten geben kann.
Getreu dem Grundsatz: “wehret den Anfängen!”- muß versucht werden, schon die Einwanderung zu verhindern. Pflanzgut (besonders Tauschware unter Kleingätnern) sollte nach der Pflanzung öfters auf “verdächtige Auswüchse” kontrolliert werden. Zäune entlang von Grundstücken, aus denen er einwandern könnte, sollten sauber gehalten werden.
Sobald ein Garten vom Gierscch erobert wurde, gilt es, ihn möglichst kurz zu halten, damit er sich nicht weiter ausbreiten kann. Besonders unangenehm sind Gierschpflanzen in Staudenbeeten und unter Sträuchern. Eine möglichst dicke Auflage mit Rinden- oder Holzhäcksel schafft erhebliche Erleichterung beim Jäten. Die Sproßrhizome entwickeln sich dann größtenteils in der Mulchschicht und sind ohne großen Kraftaufwand zu entfernen.
Neben all den Anstrengungen (Hacken + Jäten) gönnen Sie sich vielleicht auch einmal das Vergnügen, ihm mit Messer und Gabel zu Leibe zu rücken (ein Schelm wer da an Rache denkt!).

Der Giersch ( Aegopodium podagraria),ein häufiger “Untermieter” in unseren Hausgärten!
Fotos: Herrmann Heidweiler


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