Sorgenkind Rasen – es geht auch ohne!

In vielen Gärten ist der Rasen ein fester Bestandteil und der Stolz des Gartenbesitzers. Doch in den letzten Jahren gibt es zunehmend Probleme damit. Muss er im Sommer reichlich gewässert werden, dann treten Pilzerkrankungen auf, bekommt er zu wenig Wasser vertrocknet er. In diesem Frühjahr wird nun verstärkt von zerstörten Rasenflächen durch Tipulalarven berichtet.

Gefräßige Tipulalarven:

Als Verursacher werden eine Vielzahl von graubraunen „Würmern“ ausgemacht, häufig im Verbund mit Vögeln, die den Rasen zerhacken. Es handelt sich hier um Tipulalarven, meist die Larven der Wiesenschnake (Tipula paludosa). Sie fressen vor allem unterirdisch an den Graswurzeln. Nachts oder auch bei trübem, regnerischem Wetter kommen sie an die Oberfläche. Die Hauptschäden richten sie im Frühjahr, vor allem im April und Mai an. Bekämpfen kann man sie mit Nematoden, nützlichen Fadenwürmern. Doch jetzt ist es für eine wirkungsvolle Bekämpfung mit ihnen zu spät. Zum einen sind die Temperaturen zu niedrig, aber vor allem sind die Larven bereits zu weit entwickelt. Denn nur die ersten beiden Larvenstadien lassen sich gut mit Nematoden bekämpfen. Der Wirkungsgrad kann dann bei über 80 % liegen. Voraussetzung ist allerdings, dass sie ca. 2 Wochen nach dem Flughöhepunkt der Schnaken (Mitte August und Anfang Oktober) ausgebracht werden. Jetzt bleibt nur noch das Absammeln der Larven. Dazu kann man Teile des Rasens mit schwarzer Folie oder Pappe über Nacht abdecken und morgens die darunter befindlichen Larven absammeln.

Was ist also mit der zerstörten Rasenfläche zu tun?

Abschälen des gesamten Rasens, um die Larven gleich mit zu beseitigen und dann neuer Rollrasen drauf? Eine teure und nur kurzfristige Lösung. Denn der neue Rasen muss im Sommer gewässert werden, damit er anwächst und grün bleibt. Und im August findet die Eiablage der Wiesenschnacke statt. Bevorzugt sucht sie feuchte, aber nicht zu nasse Grünflächen. Was wäre da idealer als dieser saftig grüne Rasen?
Also dann besser „reparieren“- also die betroffenen Rasenteile einfach mit Rasensamen nachsäen? Bei nicht so starken Schäden ist dies sicherlich möglich. Das Problem, dass der gut gewässerte Rasen die Wiesenschnake zur Eiablage anzieht, bleibt aber auch hier.
Grundsätzlich wird Rasen auf Grund des Klimawandels zunehmend zum Problem. Daher sollten Sie vor der Wiederanlage eines Rasens auch die Möglichkeit einer Gartenumgestaltung - ohne Rasen- ins Auge fassen. Die Lösung wäre also: Weg vom Rasen, hin zur extensiven sommertrockenen Grünfläche oder die Umgestaltung des Gartens hin zu einer Stauden- und Sträucherbepflanzung ohne Rasen.

Tipulalarven richten massive Schäden im Rasen anGeschädigte Rasenpartien frisch nachgesät

Mutig sein und Neues wagen!

Die Vorstellung eines Gartens ohne Rasen ist sicher etwas ungewohnt. Wenn Sie aber hinterfragen, wozu Sie den Rasen wirklich nutzen, fällt vielen nichts ein: Die Kinder sind aus dem Alter heraus, in dem sie über den Rasen tollen, der Liegestuhl steht auf der schattigen Terrasse, der Grill auf dem gepflasterten Grillplatz – über den Rasen läuft man eigentlich nur, um an die Randbeete zu kommen… Der Rasen ist also verzichtbar!
Die einfachste Form des „Umbaus“ ist die Extensivierung des Rasens: Kein Wässern und Düngen mehr, die Mähintervalle werden vergrößert und das Gras abtransportiert. Kahle Stellen werden nach und nach durch Samenanflug geschlossen, es entsteht mit der Zeit eine Wiese. Und für eine Wiese ist es typisch, dass sie im Hochsommer gelb-braun wird. Dann trocknen die Grashalme ab und der Grassamen reift – genauso wie die Getreideähren im Feld. Wenn sie die Wiese dann Mähen, bleibt eine braune, stoppelige Fläche zurück, die aber nach dem nächsten Regen wieder ergrünt!
Eine andere Möglichkeit wäre die flächige Bepflanzung mit einer Staudenart oder einem Kleingehölz. So könnte z.B. Storchschnabel (Geranium), Frauenmantel (Alchemilla) oder Lavendel (Lavandula), dicht an dicht gepflanzt, eine ruhige Mitte des Gartens bilden. Für jeden Boden und jede Besonnung findet sich eine geeignete Pflanze!
In kleinen Gärten machten Minirasenflächen ohnehin noch nie Sinn. Ein schattenspendender Baum, darunter eine Bank zu der sich ein schmaler Pfad entlang von trockenheitsverträglichen Staudenbeeten und Blütensträuchern schlängelt – fertig ist ein rasenloser romantischer und unkomplizierter Garten auf kleiner Fläche!



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