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Pollenassoziierte Kreuzallergien am Beispiel der Birkenpolle
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Pollenassoziierte Kreuzallergien am Beispiel der Birkenpolle. Dieser Artikel beschreibt den Inhalt eines Online-Seminars des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (daab) zum Thema „Wenn die Birke mit dem Apfel – Pollenassoziierte Kreuzallergien“, anlässlich des Online-Allergietages am 21.06.2020. Referentin war Frau Dipl. oec. troph. Christiane Schäfer. Bei einer Allergie handelt es sich um eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf harmlose Stoffe aus der Umwelt. Dabei sind meist kleinste Eiweißbausteine tierischer oder pflanzlicher Herkunft die Auslöser. Auf Nahrungsmittel bezogen unterscheidet man zwischen primären und sekundären Nahrungsmittelallergien. Bei der primären Nahrungsmittelallergie erfolgt eine Reaktion auf ein bestimmtes Lebensmittel. Dazu gehören unter anderem die Kuhmilch-, Hühnerei-, Weizen-, Soja-, Erdnuss-, Nuss- oder Fischallergie. Primäre Nahrungsmittelallergien kommen häufig bei Säuglingen und Kleinkindern vor, deren Verdauungssystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Dort können diese Grundnahrungsmittel zu einer starken immunologischen Reaktion führen. Bei der sekundären Nahrungsmittelallergie erfolgt die Reaktion aufgrund von immunologischen Kreuzreaktionen zwischen sehr ähnlichen Eiweißen (Allergenen) in beispielsweise Pollen und Nahrungsmitteln. Im ersten Schritt löst hierbei ein bestimmtes Allergen, z.B. aus Birkenpollen, eine Sensibilisierung meist durch Inhalation aus. Als Reaktion bildet der Körper Immunglobulin E (IgE-Antikörper), welche in der Folge mit weiteren, in der Struktur sehr ähnlichen Allergenen, z.B. aus diversen Nahrungsmitteln, reagieren können (siehe Tabelle). Die sekundäre Nahrungsmittelallergie kann bereits im Kindesalter auftreten, wobei die Übergänge von einer primären zu einer sekundären Lebensmittelallergie oftmals fließend sind. So behält man häufig z.B. die Nussallergie bei und entwickelt zusätzlich eine pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie. Grundsätzlich sind jedoch mehr Jugendliche und Erwachsene von einer sekundären Nahrungsmittelallergie betroffen. Mögliche Kreuzreaktionen können sein: BirkenpollenHasel- und Walnüsse, Mandeln, Karotten, Sellerie, Kern- und Steinobst jeweils im rohen Zustand GräserpollenHülsenfrüchte (z.B. Erdnüsse), rohe Tomate; selten: Getreidemehle, Weizen und Roggen BeifußpollenRohe Kartoffel, Paprika, Sellerie, rohe Tomate, Melone, Kiwi, div. Gewürze/Kräuter (Kümmel, Anis, Koriander) Traubenkrautpollen (Pflanzengattung Ambrosia)Banane, Gurke, Melone, Zucchini, grüner Salat Es ist empfehlenswert, den Pollenflugkalender zu beachten. Die Immunreaktionen können sich verändern, wenn die jeweiligen Pollen, welche eine Allergie auslösen, nicht mehr fliegen. Das bedeutet beispielsweise, sobald die Birkenpollen nicht mehr fliegen, reagiert man auf das betroffene Lebensmittel anders bis gar nicht, welches eine Kreuzreaktion ausgelöst hat. Daher sind Pauschallisten, die bestimmte Lebensmittel strikt verbieten, abzulehnen. In enger Abstimmung mit betreuendem Arzt und/ oder Ernährungsfachkraft sollten Pollenallergiker für sich austesten, welche Lebensmittelverbote in Abhängigkeit von den Pollenflugzeiten gelten. Molekulare Allergiediagnostik Um nicht auf zu viele Lebensmittel verzichten zu müssen, ist eine richtige Diagnose zunächst in Form von Hautpricktests und/ oder Blutuntersuchungen elementar. Damit wird der Auslöser der Allergie festgestellt, z.B. Apfel, Erdnuss,... . Nahrungseiweiße setzen sich in der Regel jedoch aus verschiedenen Proteinen mit unterschiedlichem allergenen Gefährdungspotential zusammensetzen. Hier kommt die molekulare Allergiediagnostik ins Spiel. Mit ihrer Hilfe kann das für die Sensibilisierung jeweils relevante Protein identifiziert werden. Und man kann feststellen, ob es sich im Einzelfall um eine primäre oder sekundäre Nahrungsmittelallergie handelt. Auf diese Weise können präzisere Aussagen für die endgültige Diagnose getroffen werden. Und das Risiko schwerer Reaktionen kann besser eingeschätzt werden. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Allergene in Birkenpollen sind bestimmten Apfelallergenen sehr ähnlich und können Kreuzreaktionen auslösen (siehe oben). Dieses kreuzreaktive Apfelallergen ist stark hitzeempfindlich und wird durch Erhitzen zerstört. Dadurch wird gekochtes Apfelmus i.d.R. von Apfel-Birke-Kreuzallergikern gut vertragen. Doch Vorsicht, denn Apfelmus ist nicht gleich Apfelmus. Es gibt ebenso kalt geriebenes Mus oder welches, in das der Koch zusätzlich noch ein paar rohe Stücke mit hineingegeben hat, um eine bessere Konsistenz zu erreichen. Kreuzallergiker reagieren auf ein solches kaltgeriebenes Apfelmus während der Birkenpollenzeit, außerhalb dieser Zeit kann es gut sein, dass sie das Mus vertragen. Während der Birkenpollenzeit ist die allergische Bereitschaft der Birkenpolle so hoch, dass selbst kleinste Mengen zu einer entsprechenden Kreuzreaktion führen können. Wichtig ist, dies individuell auszutesten. Reine Apfelallergiker sollten bei kaltgeriebenem Apfelmus vorsichtig sein. Die Verträglichkeit von gekochtem Mus muss ausgetestet werden. Auch bezogen auf die Apfelsorte gibt es keine klaren Aussagen für Betroffene bezüglich der Verträglichkeit. Das heißt, man schaut sich heute die biomolekularen Strukturen des Lebensmittels an und testet individuell auf diese. Zusammenfassung Ungerechtfertigte Karenzempfehlungen bei pollenassoziierten Nahrungsmittelreaktionen anhand einer Listenernährung verhindern den Trainingseffekt des Immunsystems, welchen der Körper aber braucht, um nicht immunschwach zu werden. Damit der Körper seine Immunkompetenz zurückerlangt, sollte eine individuelle Ernährungstherapie durchgeführt werden. Es wird ein individuelles Pollenprofil mit einer Auflistung und Wertung der allgemeinen sowie der individuellen Einflussfaktoren erstellt. In diesem Rahmen werden persönliche Vorlieben des Patienten, aber auch die sicher verträglichen Nahrungsmittel (auch zur Zeit der Pollenblüte), die Triggerfaktoren und auch individuelle Verbote für erstmal drei Jahre eingearbeitet. Bei einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie sollte ein Allergologe sowie eine allergologisch geschulte Ernährungsfachkraft unbedingt aufgesucht werden. Ansprechpartner finden Betroffene beispielsweise beim Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (daab) (im Internet unter daab.de, Zugriff 16.10.2020). Quellen und weiterführende Informationen Ute Körner, Astrid Schareina: Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten in Diagnostik, Therapie und Beratung, Haug Verlag, Stuttgart 2010 Imke Reese, Christiane Schäfer: Ernährungstherapie bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, München - Orlando 2018 Torsten Schäfer, Imke Reese u.a. (Hrsg.): Allergie Prävention, De Gruyter Verlag, Berlin/Boston 2020 Imke Reese, Christiane Schäfer, Thomas Werfel, Margitta Worm: Diätetik in der Allergologie, Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, München-Orlando 2017 Portal des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e.V., An der Eickesmühle 15-19, 41238 Mönchengladbach, im Internet unter daab.de (Zugriff 16.10.2020)
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