Den Garten für die zweite Lebenshälfte rechtzeitig planen und umgestalten!

Oft wird ein Garten in jungen und mittleren Jahren angelegt: Hecke um den Garten, Rasen zum Spielen für die Kinder mit Spielhaus oder Sandkasten, später vielleicht dort ein kleiner Teich und Grillecke, ein paar Blumen- oder Gemüsebeete, der ein oder andere Baum kommt hinzu…Die Jahre gehen ins Land, die Sträucher und Bäume wachsen, doch mit der Zeit wird die Gartenarbeit immer beschwerlicher. Damit der Garten auch in späteren Jahren noch Freude macht, sollte man ihn rechtzeitig altersgerecht (um-)gestalten.

Was in der seniorengerechten Wohnung eine Grundvoraussetzung ist, sollte auch im Garten umgesetzt werden: Barrierefrei. Je nach Situation kann die Lösung ein neuer Gartenweg sein, der durch eine andere Wegeführung den Höhenunterschied mit nur leichtem Gefälle (max. 7 %) überbrückt oder auch nur der Einbau flacher Rampen anstatt der Stufen. Achten Sie auf ausreichende Breite der Wege und „Wendemöglichkeiten“. Man muss dabei nicht gleich an Rollator und Rollstuhl denken, auch die Gartenkarre schiebt sich so leichter… Auf jeden Fall sollten die Gartenwege auf Stolperfallen untersucht und ggf. ausgebessert oder erneuert werden. Dabei ist darauf zu achten, dass der Bodenbelag auf Terrasse und Wegen griffig und rutschfest ist. Relativ einfache Maßnahmen wie eine gute und lückenlose Beleuchtung tragen zur Sicherheit bei und können den Garten zusätzlich verschönern.

Auch die Bepflanzung sollte kritisch hinterfragt werden. Ein schöner großer Hausbaum, der im Sommer den Sitzplatz schattiert, ist eine Zierde des Gartens und sicher erhaltenswert. Aber die 3 m hohe Thujahecke, die nur durch ständiges Schneiden in Form gehalten werden kann, das in den Vorgarten gepflanzte Weihnachtsbäumchen, das inzwischen bereits die Fenster im zweiten Stock verdunkelt und die Rosen, die jedes Jahr Sternrußtau haben sind überdenkenswert. Vielleicht ist ein Zaun die bessere und weniger arbeitsintensive Lösung, die Nordmanntanne ist für den Garten ohnehin zu groß (und wird noch größer werden!) und inzwischen gibt es viele pilzfeste Rosensorten, die keinen Pflanzenschutzmitteleinsatz brauchen. Also: Trennen Sie sich von zu großen und/ oder zu dichtstehenden Gehölzen, ersetzen Sie nicht standortgerechten oder pilzanfälligen Pflanzen durch robuste, besser standortangepasste (Boden, Belichtung, Wasserangebot!) und reduzieren Sie Formschnittgehölze. Schon mit der richtigen Pflanzenauswahl kann man die Arbeit um mehr als ein Drittel reduzieren! Zudem darf möglichst keine Fläche unbewachsen sein. Daher: Stauden nicht einzeln oder in kleinen Gruppen pflanzen sondern flächig, damit sich bald eine geschlossene Pflanzendecke entwickelt, die das Unkraut unterdrückt. Bei der Auswahl von Gehölzen achten Sie auf die Endhöhe und -breite der Pflanzen. Sie muss zum Standraum passen. Das verhindert, dass sie im ausgewachsenen Zustand ständig gestutzt werden müssen. Für die meisten Gärten sind daher eher kleinwüchsige Arten bzw. Sorten geeignet, die natürlich nicht zu dicht gepflanzt werden dürfen. Wer Obst im Garten anbauen möchte, sollte schwachwüchsige Unterlagen wählen und die Bäume als Spindel oder Spalier ziehen, denn kleine Bäume sind leichter zu pflegen und zu beernten. Auch der Rasen sollte auf den Prüfstand. Ist er relativ klein oder hat er auf Grund der schlechten Besonnung immer Probleme, dann ist eine Bepflanzung mit einem standortgerechten Bodendecker evtl. günstiger. Ansonsten kann man ihn auch durch einen Mähroboter „mähen lassen“. Im Falle einer Umgestaltung sollte man auf jeden Fall die Möglichkeit einer automatischen Bewässerung abprüfen. Eine Tröpfchenbewässerung kann unter dem Rasen aber auch offen auf dem Staudenbeet verlegt werden. Wo dies nicht geht, sind leichtere Gießkannen und/ oder hochgestellte Regentonnen, aus denen das Wasser mit eigenem Druck in den Schlauch fließt, bereits eine Erleichterung. Denken Sie auch über die Möglichkeit von Geräteeinsatz nach: So kann man z.B. ein Staudenbeet mit hohen Stauden auch mittels elektrischer Heckenschere (evtl. leichtes Akkugerät an Teleskopstiel) zurück schneiden und bei niedrigen Stauden dafür sogar den Rasenmäher einsetzen. Dazu muss man natürlich mit dem Mäher auch ins Beet kommen, ohne ihn über eine Mauer heben zu müssen…

Hochbeete sind nicht nur bei der älteren Generation beliebt, denn sie ermöglichen ein Arbeiten in angenehmer Körperhaltung. Dabei kann das „hohe Beet“ auf vielfältige Art gestaltet werden, z.B. kann man mit Trockenmauern aus Natursteinen ganze Gartenbereiche als Hochbeet einfassen. Aber es gibt auch eine große Auswahl fertiger Hochbeeteinfassungen in unterschiedlichen Formen und Höhen aus Holz, Metall, Beton oder Kunststoff. Besonders für Rollstuhlfahrer empfehlen sich Tischbeete, die mit dem Rollstuhl zu unterfahrbaren sind. Aber es muss nicht immer das klassische Hochbeet sein, auch ein nur etwas erhöhtes Beet, das mit einfachen Mitteln selbst hergestellt werden kann oder „Kistengärten“ ermöglichen ein rückenschonenderes Gärtnern.

Auch im Gemüsegarten kann man Arbeit sparen, indem man „anders“ arbeitet, z.B. indem man eine herbstliche Gründüngung mit abfrierenden Zwischenfrüchten sät. Sie erübrigt das herbstliche Umgraben und oft auch eine intensive Frühjahrsbodenbearbeitung– Harke und Grubber reichen auf guten Gartenböden dafür aus. Außerdem kann man einige Gemüse in die Höhe ziehen, wo sie bequemer zu ernten sind, z.B. Stangenbohnen statt Buschbohnen anbauen oder Freiland-Gurken am Klettergerüst hochziehen. Allein indem das Beet etwas schmaler gehalten wird, ist es oft leichter, ohne Verrenkungen an alle Reihen heranzukommen.

© DLR
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Hier wäre Platz, um durch eine schön geschwungene, langauslaufende Rampe den Garten stufenlos zu erreichen!Formschnitte machen viel Arbeit! Spätestens beim Auftreten des Buchsbaumzünslers sollte dieser Garten überplant werden!Ganze Gartenbereiche können zum "Hochbeet" werden. Sie sollten zur Bearbeitung jedoch nicht zu breit sein!

So können Sie bei der Planung der Gartenumgestaltung vorgehen:

1. Ist-Zustand feststellen: maßstabgerechter Plan mit Gebäuden, Wegen und Bepflanzung (Obst, Gemüse, Rasen, Bäume/Gehölze u.a.) anfertigen.
2. Schwachstellenanalyse: Ist die Zuordnung z.B. von Sitzplätzen, Beeten, Wegen, Kompostplatz, Wasserzapfstelle optimal? Gibt es Steigungen, Stufen und Stolperstellen? Wann sind Sitzplätze besonnt/ beschattet? Welche Bäume/Sträucher sind zu groß/stehen zu dicht? Was braucht besonders viel Pflege?...
3. Soll-Zustand formulieren: Wie soll/muss der Garten aussehen, damit ich ihn auch in zunehmendem Alter/ bei körperlicher Einschränkung nutzen kann? (z.B. stufenloser Zugang von der Terrasse, Sitzplätze für Vor- und Nachmittag, gut erreichbare Hochbeete für Gemüse, automatische Bewässerung…)
4. Prioritäten festlegen: Was soll auf jeden Fall bleiben (z.B. großer Hausbaum, Teich...)? Was soll auf jeden Fall geändert werden (z.B. Gartentreppe)? Was kann ich sofort ohne großen Aufwand ändern (z.B. Beete schmäler anlegen)? Was wäre wünschenswert, jedoch nicht unbedingt (sofort) erforderlich?
5. Entwicklung eines neuen Gartenplanes: Erstellen Sie einen neuen, maßstabgerechten Plan des Gartens im Soll-Zustand. Denken Sie dabei auch an alle Anschlüsse (Wasser/Strom), auch wenn diese erst später gebraucht werden.
6. Erstellung eines Zeitplanes: Erstellen Sie eine sinnvolle Reihenfolge der Maßnahmen und geben Sie sich einen festen Zeitrahmen. Bedenken Sie dabei auch den finanziellen Aufwand und berücksichtigen Sie, dass z.B. Gehölze Zeit zum Wachsen brauchen!
7. Festlegung der zu vergebenden Arbeiten bzw. der Eigenleistung: Holen Sie Angebote ein. Berücksichtigen Sie bei der Entscheidung ihre körperliche, zeitliche aber auch finanzielle Leistungsfähigkeit realistisch!
8. Fangen Sie jetzt mit der Umsetzung an!



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