Dies ist sicher eine Frage, die sich jeder mal stellt, wenn Mitte Oktober, teilweise auch schon früher, die Blätter der Bäume sich langsam von einem saftigen Sommergrün in gelb, rot, braun, orange, ocker – eben bunt - verfärben und das Laub zu Boden fällt. Viele Menschen lieben diese Jahreszeit, an sonnigen Tagen im Herbst kann man wunderschöne Waldspaziergänge durch diese Farbpracht unternehmen. Aber wie kommt es dazu, dass die Blätter plötzlich in allen Farbvariationen erscheinen?
Grundsätzlich wachsen Pflanzen nur, wenn Sonnenlicht vorhanden ist, welches als weißes Licht erscheint, sich aber aus den Regenbogenfarben zusammensetzt. Im Sommer sind die Blätter der meisten Pflanzen aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung grün. Sie besitzen den Farbstoff Chlorophyll, welches den grünen Anteil des Sonnenlichts reflektiert, daher erscheinen die Blätter grün. Die anderen Anteile des Sonnenlichts werden absorbiert, d. h. von der Pflanze “geschluckt” und zur Umwandlung von Licht in Stärke verwendet (Photosynthese). Neben dem Chlorophyll gibt es noch weitere Farbpigmente, nämlich die Karotine (orange), Anthozyane (rot) oder Xanthophyl (gelb). Diese werden aber im Sommer meist vollständig vom grünen Chlorophyll überlagert.
Im Herbst wird die Sonneneinstrahlung schwächer, die Tage kürzer, die Temperaturen sind niedriger. Daher sinkt auch die Photosyntheserate, die gelben, roten und orangenen Anteile des Lichts werden nicht verbraucht, ebenso wird weniger Chlorophyll gebraucht und somit auch weniger produziert. Folglich wird auch weniger grünes Licht reflektiert, stattdessen werden jetzt auch die roten, gelben und orangenen Lichtanteile reflektiert, die Karotine und Xanthophylle kommen zum Vorschein, so erscheinen die Blätter bunt!
Mit der Laubfärbung geht der Abwurf der Blätter einher. Da die Pflanzen nun weniger Photosynthese betreiben, ziehen sie die Nährstoffe aus den Blättern heraus, um sie in Stamm, Ästen und Wurzeln als Reservestoffe zu speichern. Nachdem die Blätter also über den Sommer als Orte der Energiegewinnung gedient haben und alle Nährstoffe ausgelagert wurden, bleiben nur ein Teil der gelb-roten Farbstoffe zurück. Diese wunderbaren Farbkombinationen bieten den Menschen einen herrlichen Anblick. In Kanada und Nordamerika spricht man vom sogenannten “Indian Summer”, der geprägt ist durch die blutrote Färbung des Amberbaumes (Liquidamber) und die vielfältigen Farbspiele von Pappeln- und Ahornblättern. Dieses bunte Feuerwerk der Farben ist die Vorbereitung zur Winterruhe, denn die Blätter fallen als Verdunstungsschutz ab.
Herrlich bunter Wilder Wein im Herbst | Ahornbaum mit den ersten Blattfärbungen |
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