Das massive Auftreten der Chlorose in dieser Vegetationsperiode ist zum Teil auf die starke Beanspruchung der Reben durch höhere Ertragsleistungen im letzten Jahr zurückzuführen. Vielerorts ist sie aber auch das Resultat stärkerer Bodenverdichtungen. Hier gilt es zu prüfen, wie weit die Bodenstruktur durch eine Tiefenlockerung verbessert werden kann. Allerdings machen solche Maßnahmen nur dann Sinn, wenn der Boden in der Folgezeit auch geschont werden kann. Überall dort wo eine Lockerung nicht sinnvoll erscheint bzw. nicht möglich ist, sollte zumindest eine gezielte Einsaat tiefer wurzelnder Gründüngungspflanzen erfolgen.
Allerdings muss bei solchen Kurzzeitbegrünungen vor dem Herbst auch an die Befahrbarkeit während der Traubenlese gedacht werden. Weitere zusätzliche Nutzen, wie Erosionsschutz, Humuslieferung, Nitratauswaschungsschutz und Stickstofffixierung sind ebenfalls möglich.
Chlorose ist ein ernst zu nehmendes Warnzeichen.
Oftmals sind Strukturschäden des Bodens die Ursache.
Lockerungsmaßnahmen und die Einsaat tiefwurzelnder Gründüngungspflanzen können in gewissem Umfang Abhilfe schaffen.
Langfristig sollte hier eine Dauerbegrünung eingeführt werden. |

Pflanzenauswahl
Die Auswahl der Pflanzen muss sich an den Standortbedingungen, der Traubenlesetechnik und dem Saattermin orientieren. So wird man in verdichteten oder verdichtungsgefährdeten Böden Pflanzen mit tiefer und intensiver Durchwurzelung wählen. In Junganlagen mit frisch gelockerten Böden sollten tiefwurzelnde Pflanzen mit hohem Stickstoffbedarf (N-Fang-Pflanzen) bevorzugt eingesetzt werden. Auf erosionsgefährdeten Standorten sind schnell sich entwickelnde Pflanzen mit guter Flächendeckung gefragt. Überall dort wo, die Vollernterlese sehr termingebunden vorzunehmen ist, kann nicht auf Gräser (Einjähriges Weidelgras, Roggen) als Hauptgemengepartner verzichtet werden. Wegen des positiven Einflusses auf das Bodenleben und die spätere Weinqualität, ist der Einsatz von Leguminosen (Wicken, Erbsen, Klee) aus dem Qualitätsweinbau nicht mehr wegzudenken. Da es eine Pflanze für alle Fälle nicht gibt, sollte der Winzer Reinsaaten nur in Ausnahmefällen vornehmen, sondern Pflanzengemenge einsetzen. Sie geben dem Winzer außerdem die Sicherheit, dass es bei Störfällen (Trockenheit, Schädlingsbefall, Säfehlern) nicht zu totalen Ausfällen kommt. Die in Übersicht 1 aufgeführten Pflanzenmischungen sind bewährte Begrünungsgemenge, was aber den Profi nicht davon abhalten sollte, etwas zu experimentieren (siehe Excell-Anwendung "Gründüngungsrechner").
Übersicht 1: Gemenge für Herbst- und Wintergründüngung
Kreuzblütler-Malven-Gemenge
(Spätsommer / Herbsteinsaat, für alle Böden, geringe Fahrfestigkeit, teilweise überwinternd, N-Fangpflanzen, Tiefwurzler)
* Futtermalve 2 kg/ha
* Ölrettich 8 "
* Winterraps 10 "
_____________
Saatgutbedarf bei Einsaat der gesamten Fläche 20 kg/ha
Sattgutkosten: gering bis mittel
Wick-Roggen-Gemenge
(Spätsommer/ Herbsteinsaat, für alle Böden, mittlere Fahrfestigkeit, überwintert, kann zur Einleitung einer natürlichen Dauerbegrünung genutzt werden)
* Winterroggen 90 kg/ha
* Winterwicken 50 "
_____________
Saatgutbedarf bei Einsaat der gesamten Fläche 140 kg/ha
Saatgutkosten: hoch
Kostengünstigere Alternative bei früher Aussaat (vor Anf. August): statt Winterwicken 40 kg/ha Sommerwicken einsetzen.
„Fahrtaugliches“ Gemenge mit Tiefgang
(Spätsommer / Herbsteinsaat, alle Böden, hohe Fahrfestigkeit, Gras überwintert)
* Einjähriges Weidelgras 30 kg/ha
* Ölrettich 10 "
_____________
Saatgutbedarf bei Einsaat der gesamten Fläche 40 kg/ha
Saatgutkosten: mittel
Kostengünstigere Alternative: statt Einjährigem Weidelgras 120 kg/ha Winterroggen einsetzen.
Übersicht 2: Gründüngungspflanzen für den Weinbau (Reinsaaten) |

Legende zu Übersichten 1 und 2:
Frostfestigkeit: ff = frostfest, af = friert bei Frost ab.
Wurzeltiefe: f = flache Wurzelbildung, m = mittlerer Wurzeltiefgang, t = tiefer gehende Wurzeln.
Bodenreaktion: s = sauer, n = neutrale Bodenreaktion, b = basisch
Bodenart: S = Sandböden (leichte Böden), L = mittelschwere Lehm- und Schluffböden, T = schwere Ton- und Mergelböden
Bes. Eignung für: Wi-GD = Wintergründüngung, He-GD = Herbstgründüngung, So-GD = Sommergründüngung, MJB = Mehrjahresbegrünung
Befahrungseigenschaften: + = positive Beurteilung, 0 = mittlere Bewertung, - = schlechte Eignung
Saatgutpreise: gering = unter 75 €/ha, mittel = 75 – 125 €/ha, hoch = 125 – 250 €/ha, sehr hoch = über 250 €/ha
Gründüngung in Jungfeld
Es gehört zur guten weinbaulichen Praxis Junganlagen in den ersten Jahren über Winter mit tiefwurzelnden Pflanzen zu begrünen.
Neben Erosionsschutz und Stabilisierung der Bodenstruktur hat die Gründüngung auch die Aufgabe Nitratausträge aus den meist intensiv gelockerten Böden zu vermindern.
Aussaat
Die Aussaat erfolgt im Regelfall Anfang bis Mitte August, kann aber unter Berücksichtigung der Pflanzenarten auch früher oder später erfolgen. Eine flache, aber feinkrümelige Saatbettbereitung fördert die Keimlingsentwicklung und gewährleistet eine akzeptable Befahrbarkeit bei der Traubenlese. Wegen der teilweise beträchtlichen Wuchshöhe sollte bei der Aussaat ein ausreichender Abstand von den Zeilen eingehalten werden. Empfehlenswert ist eine Saatbreite von ca. 65 % der Gassenbreite.
Die Saattiefe hängt von der Samengröße ab. So sind Gräser und Kleearten lediglich 1 bis 2 cm tief, Kreuzblütler(Raps, Rübsen, Ölrettich) 2 bis 3 cm und Körnerleguminosen (Erbsen, Wicken) bis 4 cm abzulegen. Ein anschließendes Anwalzen kann den Aufwuchserfolg besonders in trockenen Lagen erheblich verbessern. In erosionsgefährdeten Hanglagen kann eine leichte Strohabdeckung mit 20 bis 30 dt/ha die Pflanzenentwicklung forcieren und Abschwemmungen vermindern helfen.
Der Saatgutbedarf hängt von den Standortbedingungen und der Saattechnik ab. Im Weinbau sind die empfohlenen Saatmengen oftmals höher als im Ackerbau. Eine genaue Saattiefe, wie sie bei Drillgeräten eingehalten werden kann, erlaubt etwas geringere Sattmengen. Breitsaaten mit einer relativ ungenauen Saattiefe erfordern 10 bis 20 % höhere Saatstärken.
Vorbildlich
In dieser Anlage mit einer Dauerbegrünung in jeder 2. Gasse wurden die über Sommer offen gehaltenen Restgassen im August mit einer Gründüngung eingesät.
Begrünungsführung
Die Entwicklung der Gründüngungspflanzen ist nur in Ausnahmefällen so rasch, dass vor der Traubenlese schon ein Einkürzen erforderlich ist. In solchen Fällen sollte der Rückschnitt nicht zu tief erfolgen. Um in feuchten Vorherbstphasen keine fäulnisbedingten Geruchsbeeinflussungen zu provozieren, sollte das Mulchgut nur grob zerkleinert und breitflächig abgelegt werden.
Das Hauptwachstum der überwinternden Pflanzen beginnt meist erst, wenn auch das Leben in den Reben wieder beginnt. Hier kann es dann schnell zu einem Zielkonflikt kommen: einerseits erwartet der Winzer ein Höchstmaß an Pflanzenmasse, andererseits verbrauchen solche Bestände hohe Wassermengen und können rasch die Winterreserven des Bodens aufzehren. Außerdem behindern höhere Begrünungsbestände den Kaltluftabfluss, was bei Spätfrostperioden zu empfindlichen Schäden an Reben führen kann. Deshalb sollte der Gründüngungsaufwuchs in normalen Jahren zur Zeit des Rebenaustriebes abgemulcht oder zumindest umgewalzt werden. Aus Sicht der Bodenbiologie ist in schwereren Böden das Unterarbeiten sehr flach oder frühestens dann vorzunehmen, wenn das Mulchgut ausreichend abgewelkt ist.
Gefährlich:
hoch gewachsene Gründüngung im Jungfeld.
Überwinternde Begrünungsbestände setzten ausgangs Winter bei wärmeren Temperaturen ihr Massenwuchs fort. Dies kann in trockenen Perioden die Reserven an Winterniederschlägen schnell aufbrauchen.
Außerdem behindern hoch gewachsene Pflanzenbestände den Kaltluftabfluss, was die Spätfrostgefahr erhöht. |
Siehe auch:
Merkblatt: Gründüngung im Weinbau
Pflanzen für die Weinbergsbegrünung
Gründüngungsrechner |