Heimische Eßmandeln | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mandeln (Prunus dulcis) erfreuen sich in Weinbaugebieten wie der Pfalz größter Beliebtheit sowohl als Straßenbegleitgrün als auch im Garten. Aufgrund ihres frühen Blühtermins von Januar bis April gehören sie zu den am frühesten blühenden Obstgehölzen und vermitteln bei sonnigem Wetter die ersten Frühlingsgefühle mit ihren weiß-rosafarbenen Blütenblätter. Deshalb sind Blütenfarbe, Blühtermin und Kronenform die wichtigsten Parameter für die Auswahl der Bäume. Von untergeordneter Bedeutung ist für viele Gartenfreunde die Tatsache, dass bestimmte Sorten schöne Früchte bilden und sehr aromatisch schmecken. Nicht nur zur Weihnachtszeit liegen die Früchte voll im Trend! Im Obstbauversuchsbetrieb des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) in Neustadt/W. wurden verschiedene Mandelnsorten auf Ihre Verwertungseignung geprüft. Doch zuvor ein kleiner Einblick in die Botanik.
Mandeln botanisch gesehen Botanisch gesehen gehören die Mandeln zum Steinobst und nicht zum Schalenobst, obwohl der Aufbau beispielsweise mit der Walnuss vergleichbar ist. Essbar ist der Samen (Kern), der von einer steinharten Samenschale umgeben ist (Stein). Die aussenliegende grün-graue, lederartige Fruchtschale reißt bei der Reife teilweise auf und muss entfernt werden (entweder manuell oder durch überbrühen mit heißem Wasser). Die meisten Mandelsorten sind selbststeril und benötigen einen Befruchter, hierzu eignen sich auch Pfirsichsorten mit bestem Erfolg. Man unterscheidet innerhalb der Art Prunus dulcis (dulcis, lat. = süß) verschiedene Unterarten, von denen allerdings nicht alle essbar sind. Die Bittermandel P. dulcis var. amara gilt als Wildform und ist als Ausgangsform für die Kulturmandelsorten anzusehen. Wie der Name schon sagt schmecken die Früchte bitter, was auf ein cyanogenes Glycosid mit Namen Amygdalin zurückzuführen ist. Bittermandeln enthalten etwa 3 – über 5% Amygdalin, davon kann während des Verdauungsprozesses die giftige Blausäure abgespalten werden. Typisch sind eine harte Schale und der bittere Samen (Kern). Sie sind sehr robust und meist kernecht, spalten aber auf. Die Süß- oder Steinmandel P. dulcis var. dulcis hat nur geringe Gehalte an Amygdalin und ist deshalb für den Verzehr geeignet. Typisch sind eine harte Schale und ein süßer Samen. Beispiele: `Kleine vollkernige Süßmandel`, `Ferragnes` etc.. Die Krach- oder Knackmandel P. dulcis var. fragilis ist eine weitere Unterart der Süßmandel mit dünner Schale, die mit den Fingern zerdrückt werden kann. Die Namensgebung fragilis (lat.) = zerbrechlich gibt hier einen deutlichen Hinweis. Beispiele: `Große Prinzessmandel`, `Dürkheimer Krachmandel`, `Palatina' (Neuzüchtung!) etc.. Ebenfalls von Bedeutung sind die Hybriden (Kreuzungen) zwischen Mandel und Pfirsich mit dem Namen Mandelpfirsich Prunus x amygdalopersica. Beispiel: `Perle der Weinstrasse`, eine der schönsten Ziermandeln.
Kulturhinweise Mandeln sind Wärme liebend und ansonsten recht anspruchslos. Sie kommen gut mit Trockenheit zurecht und bevorzugen kalkreiche Böden. Wie alle Steinobstarten verträgt sie keine Staunässe. Neben sortenechten Bäumen werden sie hauptsächlich auf mittelstark wachsende Unterlagen wie St. Jul. A oder GF 677 veredelt. Mandeln gelten zwar als schnittverträglich, sind aber recht anfällig für Pilzkrankheiten wie Verticilium oder Valsa. Wenn geschnitten werden muss, sollte man dies im belaubten Zustand direkt nach der Ernte tun, ähnlich wie bei Aprikosen oder Süßkirschen. Hier ist die Wundverheilung schneller und die Gefahr von Infektionen ist deutlich niedriger. Geerntet wird, wenn sich die ersten Fruchtschalen zu öffnen beginnen. Diese entfernt man am Besten sofort, weil sie sich dann noch gut vom Stein lösen lässt (später trocknen sie auf dem Stein auf und sind kaum noch abzubekommen). Ähnlich wie Walnüsse ist das konsequente und sofortige Trocknen besonders in feuchten Erntejahren wichtig, um Verderb zu vermeiden. Gelagert werden sollten sie wie alle Obstarten bei möglichst kühlen Temperaturen (1 – 5 °C) und erhöhter Luftfeuchte (ca. 70%), um den Schwund zu reduzieren. Inhaltsstoffe, Verwendung Mittlerweile weiß man viel über den Gesundheitswert von Nüssen und insbesondere der Mandeln. In Amerika besitzen Mandeln einen "qualified health claim" (qualifizierter Gesundheitsanspruch), sind in der Ernährungspyramide aufgeführt und gelten daher als empfehlenswertes Lebensmittel. Mehrere nationale und internationale Gesundheitsorganisationen empfehlen daher eine tägliche Aufnahme von 25 g Nüssen oder Mandeln. Der Gesundheitswert der Mandel war 2006 sogar Gegenstand eines internationalen Symposiums der deutschen Gesellschaft für Ernährung, durchgeführt an der Universität Stuttgart-Hohenheimn. Neben dem hohen Vitamin E Gehalt als wertvolles Antioxidans und die Bedeutung für den Stoffwechsel stand die präventive Wirkung in Bezug auf Herz-Kreislauferkrankungen im Focus der Teilnehmer. Das Fazit der Wissenschaftler lautet: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Vitamin E reiche Lebensmittel, wie Mandeln, durch ihre günstigen Inhaltsstoffe vor koronaren Herzerkrankungen schützen können und zu einer gesunden Ernährung beitragen.“ 1)Daneben besitzen sie ein gutes Verhältnis von einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Phytostyrole, Flavonoide, Phenolsäuren, Vitamin E, Vitamin B-Komplex, Folsäure, Biotin sowie die Mineralstoffe Magnesium, Kalium, Calcium und Spurenelemente. Darüber hinaus ist das Holz der Mandel hart und schwer, der Stamm ist leicht drehwüchsig (vgl. Esskastanien) und daher für Schnitzarbeiten geeignet und als Brennholz gleichermaßen geschätzt. Sorten Bei der Bonitur des Sortiments fiel auf, dass bei den französischen Sorten der vegetative Austrieb schon vor der Blüte beginnt. Desweiteren zeichnen sie sich durch ein stärkeres und aufrechtes Wachstum aus. Ferragnes (INRA R 486 A) Herkunft INRA (Bordeaux, F), sehr späte Blüte, reift Ende September. Befruchter: Ferraduel, mittel-starkwachsend, sehr ertragreich, großfrüchtig, dünne Schale. Resistent gegenMonilia, späteste Reife der 3 französischen Sorten. Ferraduell (INRA R 485 A) Herkunft: s. o., sehr späte Blüte, reift Ende September, Befruchter: Ferragnes, mittelstark-stark-wachsend, Ertrag sehr gut, sehr fruchtbar, großfrüchtig, oval, hartschalig, Kern breit, sehr gute Qualität, gute Frosthärte, Resistent gegen Monilia. Ferrastar (1034349 COV-Nr 1227) Herkunft: s. o. ,, Blüte sehr spät , reift Mitte September, Befruchter: Feragnes, Ferralise, aufrecht und starkwachsend, ertragreich, Frucht groß, dicker und breiter Samen, (2007 die größten Früchte und die früheste Reife der 3 französischen Sorten). Prinzessmandel Herkunft: Weinstraße, mittelstark-starkwachsend, kleinfruchtig, weißblühend Keilfruchtmandel Herkunft: Neustadt an der Weinstrasse, schwach-mittelstark wachsend, ausladend, Blüte zartrosa Kleine vollkernige Süßmandel Herkunft: stark und aufrecht wachsend, rosa blühend Mandel Nr. 10 Herkunft: Selektion von Dr. Schwarz, Neustadt/W., große, rosafarbene Blüten, mittelstark wachsend, breit ausladend, 2007 starke Anfälligkeit für Monilia, Kern Pfirsichähnlich, tief gefurcht, sehr hart, deutlich höherer Amygdalingehalt, deshalb für den Verzehr nicht geeignet, große Kerne, aber sehr kleine Samen (< 1 g/Samen). Palatina Neu im Sortiment ist die ertragreiche und großfrüchtige Pfälzer Fruchtmandel Palatina, ein Zufallssämling, (Bezug: Baumschule Oberholz, Freinsheim). Von den französischen Sorten gehören Ferragnès (ungefähr 60 %) und Ferraduel (ungefähr 30 % der Produktion) zu den wichtigsten Sorten in Frankreich. Sie sind auch bei vielen Baumschulen in Deutschland erhältlich. Andere Sorten haben meist nur eine regionale Verbreitung. Die Mandel Nr. 10 ist eigentlich eine reine Ziermandel und wird von daher für den Verzehr nicht empfohlen.
Zum Vergleich die Mandel Nr. 10, eine reine Ziermandel, die nicht zum Verzehr geeignet ist:
© DLR Das bleibt festzuhalten Mandeln erfreuen sich besonders in den wärmeren Weinbauregionen Südwestdeutschlands einer großen Beliebtheit als Frühjahrsblüher. Eine untergeordnete Rolle spielt die Verwertung der Früchte. Das ist eigentlich schade, denn neben dem typischen Mandelaroma haben es die Samen im wahrsten Sinne des Wortes in sich: „Eine Portion von 28 g Mandeln liefert 160 Kcal und trägt mit 6 g Protein, 6 g Kohlenhydraten, 14 g hochwertigem Fett und 7,4 mg Vitamin E zu einer gesunden Ernährung bei 1). Auch vom Habitus (Wuchs) sind Mandeln für kleinere Gärten geeignet. Eßbare Süßmandeln sind für diejenigen Obstfreunde geeignet, die neben der Freude an einer reichen und frühen Blüte auch im Winter noch einen gesunden Knabberspaß aus dem eigenen Garten möchten. Probieren Sie es aus und überraschen Sie doch einmal Ihre Familie, Freunde und Bekannte mit Mandeln aus dem eigenen Garten statt Cashewnüssen vom anderen Ende der Welt! |
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