Die Qual der Wahl: Augen auf beim Gartenmöbelkauf

Bevor sich die ersten Frühjahrsblüher zeigen, flattern bereits die ersten Prospekte mit Gartenmöbeln ins Haus. Unübersehbar ist das Angebot: Verschiedene Formen, Materialien, unterschiedliche Verarbeitung... Gerade die bunten Prospekte und Sonderangebote verleiten zu Spontankäufen und nicht selten stellt sich dann auf der heimischen Terrasse heraus: zu groß oder zu klein, zu schwer oder zu sperrig - für meinen Bedarf.


Was brauche ich:

Hier sollten Sie sich zunächst über die Platzverhältnisse, den Standort - sowohl über Sommer, als auch über Winter - sowie die tatsächliche Nutzung Klarheit verschaffen. Daraus ergibt sich vielfach, welche Möbelformen und welche Materialien für Sie in Frage kommen. Ist die Terrasse z.B. sehr klein (ca. 1/4 der Fläche muss als "Verkehrsfläche" unmöbliert bleiben!), entfallen alle weitausladenden Formen. In der Regel sind Bänke, zumal, wenn man sie fest gegen eine Wand stellen kann, platzsparender als Stühle. Werden in der Regel nur zwei Sitzplätze gebraucht und sind Unterstellmöglichkeiten in der Nähe, heißt die Lösung vielleicht: 2 bequeme Stühle, die auch etwas größer sein dürfen, und ein kleiner Kulissentisch (alternativ: 2 kleine, aneinander stellbare Tische). Dazu kommen die benötigte Anzahl von leichten, stabel- oder klappbaren Stühlen, die bei Bedarf dazu gestellt werden können. Ist der Sitzplatz überdacht, kann man auch etwas empfindlichere Materialien ins Auge fassen, im Gegensatz zu Standorten, an denen die Möbel ganzjährig Wind und Wetter ausgesetzt sind. So haben Sie an der preiswerten Friesenbank, bunt lasiert, sicher auf dem überdachten Balkon lange Freude. Als Sitzgelegenheit im Garten hätte sie allerdings eine sehr kurze Lebensdauer! Hier eignet sich nur eine Bank aus Hartholz (z.B. Teak, Robinie, Balau). Sinnvoll ist es, die Möbel im Winter wetterfest unter zu bringen. Kann man sie dazu bequem ebenerdig in einen naheliegenden Schuppen fahren (Einsatz von Wagen o. Sackkarre!), dürfen sie auch etwas schwerer sein. Müssen sie jedoch in den Keller geschleppt werden, ist unbedingt auf das Gewicht zu achten! Wie Sie sehen:Hier entscheidet der Einzelfall!



Was will ich? Was ist mir wichtig(er)?

Grundsätzlich sollten Gartenmöbel wetterfest, UV-beständig, farbecht, stoß- und abriebfest, formstabil und pflegeleicht sein. Die für Gartenmöbel verwendeten Materialen entsprechen den einzelnen Anforderungen unterschiedlich stark.
Nachdem Sie sich nun über ihre Ansprüche und Bedürfnisse klar geworden sind, können Sie jetzt die für Sie richtige Form und das geeignete Material auswählen:


Materialien im Überblick
Material
+
-
KunststoffGeringes Gewicht, pflegeleicht, Geflecht aus Hularo (Polyäthylen) hat "Naturgeflechtoptik "und ist wetterbeständig.Braucht i.d.R. Winterschutz. Minderwertiger Kunststoff wird durch Witterungseinfluss brüchig, die Farben verblassen, Weiß kann vergilben.
HolzMöbel aus Robinie oder Tropenholz sind sehr wetterbeständig (ganzjährig im Freien), brauchen wenig Pflege. Je nach Material (Weichhölzer) und Machart (dünnes Material) relativ leicht.Weichhölzer sind nicht witterungsbeständig und müssen regelmäßig mit Holzschutzmitteln behandelt werden. Je nach Material (Harthölzer) und Machart (Massive Rahmenkonstruktionen) sehr schwer. Teak setzt im Freien Patina (wird grau) an.
Aluminiumextrem leicht, absolut wetterfestGeringe Farbauswahl.
StahlHaltbar und stabil, farbig zu lackieren, Edelstahl ist rostfrei.kann rosten (Ausnahme Edelstahl) ist kalt, schwer.
EisenGroße Modell- und Farbauswahl.s.o. , Gusseisen bricht leicht.
Korbmediterranes/nostalgisches Flair.nicht bzw. nur sehr eingeschränkt (lackiert) wetterfest, nur für überdachte Stellflächen geeignet. Besser für Wintergärten!

Die Farbe ist natürlich Geschmackssache, doch sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass sich dunkle Kunststoff- und Metallmöbel, wenn sie in der Sonne stehen, wesentlich stärker (bis zu 70 /80°C) als helle (40°C) aufheizen. Dies kann unter Umständen sehr unangenehm werden (Monoblockstuhlbeine geben nach, Metallstühle sind nur mit Kissen benutzbar...)
Die Modelle der Gartenmöbel sind sehr vielfältig und meist für eine hauptsächliche Nutzung (liegen, sitzen) entwickelt. Es gibt jedoch auch Kombinationen, die mehrere Funktionen erfüllen.
Gartenmöbel im Überblick:

1) Sonnenliegen: Je nach Ausführung unterscheidet man Stand- und Klappliegen.
StandliegenKlappliegen
Vorteil· bieten viel Platz und Komfort
· die Rückenlehnen sind meist leicht verstellbar.
· sind dreigeteilt, zusammenklapp- und vielseitig verstellbar
· leicht transportierbar
· lassen sich problemlos einlagern
Nachteilinsbesondere hochwertige Liegen sind
· relativ teuer – ( ggf. zusätzliche Kosten f. Auflage, Nackenrolle usw.)
· relativ schwer und trotz Rollen schlecht beweglich
· schwieriger ein zu lagern (mehr u. leicht erreichbarer Lagerraum erforderlich)
insbesondere preiswerte Liegen
· bieten wenig Komfort (keine Armlehnen, begrenzt Liegefläche)
· keine hohe Standfestigkeit

2)Sitzmöbel:
Gartensessel· Breite Sitzfläche, hohe Rückenlehne, ideale Sitztiefe, teilweise mit verstellbarer Rückenlehne und Fußteil.
· Je nach Material leicht beweglich. Aus Vollholz sehr schwer: erschwert die Handhabung (Stühle rücken beim Aufstehen und Hinsetzen, verstauen über Winter).
· klappbare Modelle leicht transportierbar und platzsparend zu verstauen.
Deckchairs· Variante der Gartenstühle mit zusätzlich ausklappbaren Fußteil, in der klassischen Form aus Harthölzern gefertigt und mit Messingbeschlägen ausgestattet. Auch preiswerte Varianten aus hochwertigem Kunststoff im Handel.
Klapp- u. Stapelstühle· In unterschiedlichen Größen, Materialien und Ausführungen erhältlich.
· Vor allem als Sitzgelegenheit für kleinere Tische oder als Ersatzstuhl.
· Bei minderwertigen Ausführungen oft mangelnde Stabilität!
· leicht transportierbar und platzsparend zu verstauen.
Bänke· Einzelstück im Garten oder als Teil einer Sitzgruppe in unterschiedlichen Größen, Materialien und Ausführungen ( sogar klappbar!) erhältlich.
· i. d. Regel schwer, daher nicht o. schlecht transportierbar (witterungsfest?)
· relativ viele Sitzplätze auf kleinem Raum
3) Gartentische
große· runde, ovale oder rechteckige Tische aus Kunststoff (zumeist im Materialverbund mit Aluminium und Stahlblech), Holz oder speziell verarbeitete und feuchtigkeitssicher beschichtete Pressholzplatten (Markennamen Merkalit oder Waserlit).
· brauchen genügend Platz auf der Terrasse und im Überwinterungsraum. Ggf. auf
· klappbar Tische oder solche mit leicht abmontierbaren Beinen wählen.
· bei preiswerten Kunststofftischen mangelt es oft an der Stabilität der Beine
kleinere · große Auswahl in Bezug auf Material (besonders Tischplatten) und Design (z.B. klassischen Bistrotisch mit Eisenfuß u. weißer Marmorplatte, mediterrane Modelle m. Natursteinplatten u. schlichten Gestellen, handgearbeitete Einzelstücken). Neben den Standardmaterialien (s.o.) auch Natursteinplatten und Mosaiken.
· für kleine Terrassen und Balkone, als Ersatztisch sowie für optische Akzente im Garten
· je nach Material und Größe leicht beweglich und flexibel.
Kulissentische
· mittig geteilter Tisch, der auseinander gezogen und durch eine einlegbare Platte verbreitert werden kann. Einige Kulissentische gibt es auch mit zwei Einlegeplatten.
· für kleinere Terrassen oder nur gelegentlich ein größerer Tisch benötigt wird
Festzeltgarnitur· i.R. bestehend aus 1 Tisch (50 oder 70 cm breit) sowie 2 Bänken (25 cm breit, 220cm lang). Bänke auch mit Rücklehne erhältlich. Tische u. Bänke haben ein klappbares Untergestell aus Metall.
· für gelegentliche Feiern mit vielen Personen (bietet Platz für 8 Personen).
· platzsparende Sitzgelegenheit mit wenig Komfort (mit Lehne etwas besser)
· leicht und platzsparend zu verstauen und schnell auf zu bauen
· rustikal, durch Hussen (für Tisch und Bänke) jedoch auch edle Optik möglich
4) Kissen und Auflagen
· bestimmen maßgeblich den Komfort und die Optik
· sollten mit der Bespannung des Sonnenschirms harmonieren: Beides wird als optische Einheit wahrgenommen.
· große Auswahl an Farben für gängige Größen. Bei ausgefalleneren Gartenmöbeln (z.B. Deckchairs) evtl. schwierig, da nicht jede Unterlage auf jedes Möbelstück passt.
· Der Kern der Kissen bzw. Auflagen besteht meist aus Schaumstoff, die Qualitätsunterschiede liegen in der Verarbeitung und in der Stoffqualität der Bezüge beziehungsweise deren Imprägnierung.
· Bezüge nicht immer abziehbar (waschen!)
5) Sonnenschirme
· viele Größen: von 180–400 cm Spannweite.
· Je größer der Schirm, desto größer der Fuß und umso unhandlicher wird er. Alternativ kann ein Bodeneinbauständer (Standort muss vor dem Pflastern festgelegt werden - dann jedoch unflexibel) verwendet werden. Der Schirm verliert dabei ca. 30 cm an Höhe.
· Kleinere Schirme (Durchmesser bis zu 3 m) lassen sich leicht transportieren und überall im Garten aufstellen.
· Preiswerte Modellen: einfache Konstruktion, meist aus billigen Stahlrohr, Bespannung oft nur aus unzureichend imprägniert.
· Teure Schirme: komfortable Spanntechnik (z.B. mit Flaschenzug oder Kurbel) und hochwertige, imprägnierte Bespannung.
· Landhausschirm: Holzschirm, passt sehr gut in Bauern- und Naturgärten und zu Holzmöbeln. In unterschiedlicher Ausführung: teurere Schirme verfügen über eine Kurbel und haben wesentlich mehr Streben als die preiswerten Schirm
· Ampelschirme: Sie sind bogenförmig aufgehängt, der Ständer befindet sich seitlich des Schirms, dadurch flexiblere Möbelanordnung möglich. Wesentlich teurer, sehr stabiler Fuß (besser Fundament) notwendig.
6) Markisen, Segel, Sonnenpavillons

Markisen sind direkt am Haus (Terrasse, Balkon) eine Alternative zu großen Sonnenschirmen.
· Vorteile: große beschattete Fläche (auch der Fensterfronten z.B. aud der Südseite), Regenschutz, einfache Handhabung (besonders mit elektrischen Motoren). Kein einlagern im Winter.
· Nachteile: hoher Anschaffungs- und Montagepreis. Anbringung nicht überall möglich.
Sonnensegel sehen interessant aus und können am Haus und im Garten aufgestellt werden.
· Aufwändiges Spannen, besonders wenn keine Haken bzw. Baumäste o.ä. an geeigneter Stelle zum Befestigen (nur mit Stangen und Heringen mühsam!) vorhanden sind.
· Anpassen an veränderten Sonnenstand schwierig bzw. aufwändig.
Sonnenpavillons gibt es in vielen Varianten, meistens ca. 9 m² Grundfläche.
· preiswerte, leichte Rohrkonstruktionen (Stecksysteme) für den flexiblen, kurzfristigen Aufbau (Gartenparty): bei Wind nicht sehr standsicher (Verankerung durch Heringe oder Gewichte).
· Scherensysteme sind teurer, aber einfacher im Aufbau. Sie haben aber ebenfalls o.g. Probleme.
· Modelle aus Holz- oder Metallkonstruktionen sind wesentlich langlebiger und stabiler. Sie können ganzjährig stehen bleiben, lediglich die Abdeckung wird über Winter entfernt.


Wie erkenne ich Qualität?
Ist die grundsätzliche Entscheidung bezüglich Modell und Material gefallen, genügt es nicht, nur nach dem Preis zu schauen. Die Qualität muss auch stimmen, damit das "Schnäppchen" auch tatsächlich seinen "Preis wert" ist. Worauf ist zu achten?
· Grundsätzlich: ausgiebig "Probe sitzen" (was für große Personen bequem ist, ist es nicht unbedingt auch für kleine!), dabei auch auf Standfestigkeit (z.B. beim Aufstützen auf den Tisch, vorbeugen im Sessel, ggf. Sonnenschirm in der Tischmitte usw.) achten.
· Achten Sie auf die Verarbeitung an den Kanten: abgerundet und rundum lackiert bzw. versiegelt
· Klappmöbel: Gelenk- und Verbindungsteile sollten aus rostfreiem Material (Edelstahl oder Messing), der Klappmechanismus muss einfach leicht verstell- und arretierbar ( Klemmgefahr) sein.
· Kunststoffmöbel (vorwiegend aus Polypropylen "PP"): Oberflächenlackierung schützt vor verkratzen und damit hartnäckiger Verschmutzung (leichtere Reinigung). Kunststoffmöbel sollten durchgefärbt sein, damit Kratzer nicht auffallen.
· Kissen und Stoffbespannungen: Sollten waschbar sein. Darauf achten, dass Kissenbezüge tatsächlich (nicht: zwar Reißverschluss, aber Knöpfe durchs Polster genäht!) abziehbar sind. Auf die reißfeste Verarbeitung der Nähte achten! Befestigung am Möbel überprüfen (rutschfest?)
· Bei Teak-Gartenmöbel: unbedingt auf das Gütesiegel „FSC“ achten. Nur der „Forest Stewardship Council“ garantiert die Herkunft des Holzes aus umweltverträglicher, nachhaltiger und auch sozial verantwortlicher Waldwirtschaft.

Kleine Terrassen sind schnell übermöbliert:
Klappstühle können bei Bedarf dazu gestellt werden
Hier kann "fest" möbliert werden:
Die Bewegungsfläche befindet sich außerhalb des Pavillions!
Nur 1 m² genügt, um Kunststoffstapelstühle und Tisch
zu verstauen, wenn sie nicht benötigt werden!
Kissenbezüge sollten abzieh- und waschbar sein!
Das Pflegekennzeichen informiert (hier: Handwäsche empfohlen)

Typisch wenn Teakmöbel ganzjährig im Freien stehen: die silbergraue Patina.


Fotos: © DLR


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