Eine Frühjahrskur - auch für den Rasen

Grasflächen sind Pflanzengesellschaften mit wechselnden Anteilen an Gräsern und Kräutern. Sie sind fester Bestandteil der mittlerweile fast 17 Millionen Haus- und Kleingärten Deutschlands. Rasen soll den unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht werden und möglichst auf den verschiedensten Standorten problemlos gedeihen, um in ästhetisch ansprechender Form das Gesamtbild des Gartens abzurunden.
In der Regel wird eine strapazierfähige Rasenfläche gewünscht, die zu jeder Jahreszeit begehbar ist. Spielende Kinder oder die Laufwege des Haushundes sollen keine bleibende Spuren hinterlassen. Dies gelingt nur, wenn durch geeignete Pflegemaßnahmen der Anteil der Gräser gezielt gefördert wird. Sie sind besonders wuchsfreudig und können innerhalb kurzer Zeit eine geschlossene tragfähige Pflanzendecke bilden.
Im Frühjahr bieten viele Rasenflächen einen eher traurigen Anblick. Über Winter hat sich Moos zwischen den Gräsern breit gemacht, und abgestorbenes Pflanzenmaterial engt die verbliebenen Gräser ein. Vertikutieren kann hier Abhilfe schaffen. Mit speziellen Messerwerkzeugen (hand- oder motorbetrieben) wird der Rasenfilz nur wenige mm tief bearbeitet. Moose und flachwurzelnde Unkräuter (z.B. die jährige Rispe) werden ausgerissen, was dem Gras mehr Licht und Luft und damit bessere Wachstumsbedingungen verschafft. Darüber hinaus werden die Gräser durch die Gräser angeregt, verstärkt Seitentriebe zu bilden, so dass sich die Grasnarbe schneller wieder schließt. Die Wirkung kann durch anschließendes Aufbringen von Sand noch verstärkt werden. Der Rasenfilz bleibt länger wasserdurchlässig. Im Laufe der Zeit können damit auch flache Bodenunebenheiten ausgeglichen werden.
Rasengräser haben zwar ein sehr dichtes Wurzelnetz, aber die Hauptwurzelmasse befindet sich in den oberen 10 cm des Bodens. Eine ausreichende Nachlieferung an Nährstoffen aus dem Unterboden ist daher nicht zu erwarten. Der notwendige Ausgleich muss dementsprechend mit der Düngung erfolgen. Durch eine frühzeitige Düngung kann gezielt das Wachstum der Gräser gefördert werden. Sie sollen dadurch einen Konkurrenzvorteil gegenüber den übrigen Kräutern erhalten und sie regelrecht überwachsen. Das gelingt am besten mit einem reinen, schnell wirkenden Stickstickstoffdünger. Anhand der Menge und der Häufigkeit des Stickstoff-Einsatzes lassen sich Narbendichte und Schnitthäufigkeit recht gut steuern. Für einen normal strapazierten Rasen genügen im Allgemeinen 2-3 Teilgaben/Jahr (umgerechnet 10 g N/m²+Jahr). Aus dem breiten Düngemittelangebot sollten vorzugsweise physiologisch sauer wirkende (Ammonium-haltig) Stickstoffdünger zum Einsatz kommen, da die meisten Rasengräser ein schwach saueres Bodenmilieu bevorzugen (pH-Werte 5-6). Häufig werden spezielle Langzeit-Rasendünger angeboten. Es handelt sich dabei um umhüllte Düngekörner, die in Abhängigkeit von der Temperatur den Stickstoff freisetzen. Obwohl der erforderliche Stickstoff in einer Gabe gedüngt werden kann, empfiehlt es sich, den Dünger in zwei Teilgaben (Ende März und Juni) zu geben, um den Rasen gleichmäßiger zu versorgen. Ein Volldünger (NPK, z.B. “Blaukorn) mit 30 g/m² ist höchstens einmal im Jahr (Frühsommer o. Herbst) angezeigt, denn eine zu hohe Phosphor- und Kalizufuhr fördert das Kräuterwachstum. Das gleiche gilt für organische Dünger (z.B. Guano oder Kompost). Hierbei handelt es sich um langsam wirkende Stickstoffdünger, die das Graswachstum im Frühjahr nicht so schnell ankurbeln können.
Üblicherweise wird das Schnittgut aufgesammelt, entsorgt oder kompostiert. Falls es auf der Fläche verbleibt, so ist es als organischer Dünger zu betrachten (Flächenkompostierung). Das bedeutet, dass in diesem Falle für wenig beanspruchte Grasflächen höchstens noch eine Startdüngung im Frühjahr zu geben ist.

Schnitt
Regelmäßiger Schnitt fördert die Narbendichte, weil die Gräser dadurch angeregt werden, vermehrt Seitentriebe oder Ausläufer zu bilden. Für keimende, wenig trittfeste Wildkräuter bleibt wegen der hohen Wachstumsgeschwindigkeit der Gräser kaum noch Raum. Dabei kommt der Schnitthöhe große Bedeutung zu. Das Optimum liegt zwischen 4 und 6 cm Schnitthöhe. Je tiefer der Schnitt erfolgt, desto weniger Nährstoffe verbleiben dem Gras für den Wiederaufwuchs. Die Grasnarbe neigt zum Kümmerwuchs und es muss ein erhöhter Düngungsaufwand betrieben werden. Wer in Trockengebieten (ca. 500 mm NS/Jahr) seinen Rasen mit möglichst wenig Bewässerung über die Runden bringen will, sollte die obere Schnittgrenze wählen. Ein höherer Nährstoffvorrat ist hier gleichbedeutend mit höherer Widerstandskraft. Gleichzeitig wird der Boden besser beschattet und damit die Wasservorräte ökonomischer genutzt. Sofern das Schnittgut nicht abgeräumt wird (“Flächenkompostierung”), muss deutlich häufiger gemäht werden, damit sich das Schnittgut schneller zersetzt und Düngewirkung entfalten kann. Scharfe Schnittwerkzeuge sind besonders wichtig.

Ver(un)krautung
Ein Strapazierrasen muss nicht ausschließlich aus Gräsern bestehen. Im Gegenteil, ein gewisser Anteil blühende Kräuter (weiße Gänseblümchen, blauer Ehrenpreis, gelber Löwenzahn) bilden Farbtupfer, die auflockernd wirken, ohne die Belastbarkeit des Rasens zu verringern. Unter Beachtung der obengenannten Maßnahmen haben die Gräser meist einen ausreichenden Konkurrenzvorsprung, um ein unangemessenes Wachstum der Kräuter zu verhindern. Sollten sich einzelne Arten (z.B. Moose, Algen, Klee, Ehrenpreis, Gundermann, Hornkraut u.ä.) jedoch flächenhaft ausbreiten, liegt das häufig an Fehlern bei der Rasenpflege, und es müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um die Rasenfläche zu erhalten. Ein Rasen ist, wie eingangs erwähnt, eine Pflanzengesellschaft. Je nach den Standortbedingungen werden die einzelnen Arten mehr oder weniger stark gefördert. Handelt es sich dabei um unerwünschte Arten (z.B. Moose) kann ein Herbizid nur kurzfristig Abhilfe schaffen. Es entstehen dadurch Lücken, die am besten nachgesät werden sollten, damit sich darin wieder Gras etablieren kann. Eine Nachsaat muss im Frühjahr möglichst zeitig erfolgen, um die Niederschläge für die langsam keimenden Grassamen nutzen zu können.
Für einen längerfristigen Erfolg gilt es jedoch, die Ursachen der Verkrautung zu beseitigen, die im Einzelfall erst einmal erkannt werden müssen. Zu häufiger und tiefer Schnitt plus mangelhafte N-Düngung fördern beispielsweise den fadenblättrigen Ehrenpreis und Kleearten. Moose breiten sich insbesondere auf schlecht abtrocknenden, schattigen Flächen verstärkt aus. Ein zu niedriger pH-Wert und widrige Wachstumsbedingungen für die Gräser (z.B. Stickstoffmangel, Bodenverdichtung) tun ein übriges. Im Schattenbereich unter Bäumen und Sträuchern herrschen für Gräser ungünstige Bedingungen. Statt eines problematischen Rasens, kann hier durch Mulchen oder die Verwendung von Bodendeckern eine Verkrautung weitgehend verhindert und Wasser gespart werden.


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Schatten stellt ein Problem für Rasen dar!
Zierrasen muß oft gemäht werden.
Hier durch einen Mähroboter


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