Arten von Lebensmittelunverträglichkeiten

Stand: 09/01/2021
Unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten (NMU) versteht man alle wiederholt auftretenden, unerwünschten und unerwarteten Reaktionen nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel.

Hierbei unterscheidet man grundsätzlich zwischen toxischen und nicht toxischen Reaktionen.
Erstere sind Reaktionen auf giftige Stoffe in Nahrungsmitteln, z.B. durch den Verzehr verdorbener Speisen oder giftiger Pilze und sollen nachfolgend nicht weiter betrachtet werden.
Die nicht toxischen Reaktionen auf Nahrungsmittel werden wiederum unterteilt in immunologische (allergische) und nicht immunologische (nicht allergische) NMU.

Abbildung: Einteilung der Nahrungsmittelunverträglichkeiten in der Praxis (nach Körner, Schareina 2021, verändert)


Immunologische NMU

Hierzu gehören die Nahrungsmittelallergien und die Zöliakie.

Allergien sind eine Reaktion des Immunsystems im Sinne einer übersteigerten Abwehrreaktion auf bestimmte körperfremde Stoffe (= Allergene) aus Nahrung und Umwelt. Die Bezeichnung stammt von den griechischen Worten allos = anders und ergon = Wirkung. Allergene sind Eiweiße oder Verbindungen aus Eiweiß und Kohlenhydraten. Reine Zucker und Fette sind als Auslöser nicht bekannt. Menschen mit Allergien haben folglich kein geschwächtes, sondern ein überschießendes Immunsystem.

Die Mehrzahl der Nahrungsmittelallergien gehören zu den IgE-vermittelten Allergien (IgE = Antikörper Immunglobulin E). Die Antikörper können im Blut nachgewiesen werden. Die allergischen Reaktionen treten unmittelbar auf. Daneben kennt man die nicht IgE-vermittelte Allergien. Hierbei sind bestimmte Zellen des Immunsystems (T-Lymphozyten) beteiligt, die Reaktionen nach dem Verzehr der auslösenden Nahrungsmittel treten mit zeitlicher Verzögerung auf. Außerdem gibt es Mischformen daraus, z.B. die atopische Dermatitis.

Die Zöliakie wurde seinerzeit den nicht IgE-vermittelten Allergien zugerechnet. Nach heutigem Verständnis nimmt sie eine Sonderstellung ein und wird den immunologisch bedingten, nicht allergischen NMU zugerechnet. Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es, ausgelöst durch das Klebereiweiß Gluten, zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Rückbildung der Dünndarmschleimhautzotten und zu Störungen vieler Verdauungsprozesse mit entsprechend weitreichenden Folgen kommt.

Bei den IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie unterscheidet man nochmals zwischen einer primären Nahrungsmittelallergie und einer sekundären (pollenassoziierten) Nahrungsmittelallergie.
Bei der primären NMU reagiert der Körper auf das Allergen eines bestimmten Nahrungsmittels. Bei der sekundären NMU liegt eine Kreuzreaktion vor aufgrund einer strukturellen Ähnlichkeit zwischen dem (sekundären) Nahrungsmittelallergen und dem auslösenden, meist inhalierten Primärallergen. So besitzt z.B. das Allergen der Birkenpollen eine große strukturelle Ähnlichkeit mit dem Allergen des Apfels, wodurch es zu Kreuzreaktionen kommen kann.


Nicht immunologische NMU

Hierzu gehören die Pseudoallergischen Reaktionen (PAR), die Histaminintoleranz sowie Enzymdefekte (Laktoseintoleranz) und die Fruktosemalabsorption.

Bei den PAR reagieren manche Menschen auf bestimmte Stoffe in Lebensmitteln mit den gleichen Symptomen wie bei einer echten Allergie. Im Gegensatz zu den Allergien ist das Immunsystem bei einer PAR jedoch nicht beteiligt. Die Reaktion und der Schweregrad sind von der Konzentration des auslösenden Stoffes abhängig. PAR kennt man auf verschiedene Konservierungsstoffe, auf Farbstoffe und auf Geschmacksverstärker sowie auf natürlicherweise vorkommende Stoffe wie Salicylate in vielen Früchten oder Aromastoffe (z.B. in Tomaten).

Beispiel einer Reaktion auf biogene Amine ist die Histaminunverträglichkeit, bei der ein Ungleichgewicht zwischen Histaminabbau und der Aufnahme mit der Nahrung (z.B. in gereiftem Käse, Thunfisch, Sauerkraut, Bananen, Nüssen, Schokolade) bzw. der Bildung im Körper besteht.

Zu den Enzymdefekten gehört beispielsweise die Laktoseintoleranz. Das Enzym Laktase fehlt, so dass der Milchzucker (= Laktose) im Darm nicht oder nur unzureichend verwertet werden kann. Laktose gelangt in den Dickdarm und verursacht Durchfälle und andere Unverträglichkeitsreaktionen.

Bei der Fruktosemalabsorption sind die Transportmechanismen für Fruktose aus dem Dünndarm in den Körper gestört, wodurch die Unverträglichkeitssymptome ausgelöst werden.


Quellen und weiterführende Information
  • Imke Reese, Christiane Schäfer: Diätetik in der Allergologie, Dustri-Verlag, München 2017
  • Ute Körner, Astrid Schareina: Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten, Thieme Verlag, Stuttgart 2021
  • Imke Reese, Christiane Schäfer: Ernährungstherapie bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Dustri-Verlag, München 2018
  • Homepage des Deutschen Allergie- und Astmabundes (daab) (Zugriff 03.09.2021)


    www.Ernaehrungsberatung.rlp.de