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Gärtnern mit torfreduzierten oder torffreien Erden
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Gärtnern mit torfreduzierten oder torffreien Erden. Spätestens wenn die Balkonkästen neu bepflanzt werden, braucht man wieder Pflanzerde. Will man aus Klimaschutzgründen bewusst auf Torf verzichten, lohnt ein genaueres Hinsehen: Wider erwarten sind Bio-Erden nicht automatisch torffrei. Nur Erdmischungen, auf denen ausdrücklich torffrei steht, enthalten keinen Torf! Das Problem beim Torfersatz ist, dass man nicht einfach den Torf durch ein anderes Produkt austauschen kann. Will man eine Erde mit ähnlichen Eigenschaften haben, muss sie völlig neu zusammengestellt werden. Denn „den“ Ersatzstoff mit genau den gleichen Eigenschaften wie Torf gibt es nicht! Rindenhumus, Holzfasern, Grüngutkompost, Kokosfasern und Kokosmark kommen für den teilweisen oder völligen Austausch in Frage. Alle haben aber eine geringere Wasserspeicherkapazität als Torf. Deshalb werden oft auch Tonminerale und Lavagranulate zugemischt, um dies zu verbessern. Trotzdem erhält man ein anderes Endprodukt mit anderen Eigenschaften als die gewohnte torfhaltige Erde und damit muss man anders umgehen als bisher! Torffreie Erden haben mehr grobe Bestandteile, es bilden sich Hohlräume, durch die das Wasser schnell nach unten rinnt, ohne aufgesaugt zu werden. Dabei werden die feinen Teilchen nach unten gespült. Dadurch können Verdichtungen entstehen, die zu Staunässe führen, wenn zu viel gegossen wird. Ein Fühlen an der Oberfläche reicht nicht aus, da diese trocken sein kann, während der Wurzelballen bereits vernässt ist. Man muss daher mit dem Finger tiefer in die Erde, um den Feuchtezustand zu überprüfen. Alternativ kann man auch einen Messfühler (Gartenbedarf) benutzen. Beim Abbau von organischem Material durch Mikroorganismen wird Stickstoff benötigt. Es kommt zu einer Stickstofffestlegung, so dass dieser den Pflanzen zunächst nicht zur Verfügung steht. Erst im Laufe der Humifizierung und der anschließenden Mineralisierung wird er wieder freigesetzt. Umgekehrt stehen durch den Kompostanteil auch bereits pflanzenverfügbare Nährstoffe zur Verfügung, hier insbesondere Kalium und Phosphor, während der Stickstoff, zumindest teilweise, beim Abbau der holzigen Bestandteile festgelegt wird. Es ist damit zu rechnen, dass dieser verfügbare Stickstoff bereits ab Anfang Juni zur Neige geht und es dann zu einer Unterversorgung kommt. In Folge stagniert das Wachstum und die Blütenbildung. Um dies zu verhindern, muss eine Stickstoffdüngung erfolgen. Dazu eignet sich Horngrieß (14% N), der schneller als Hornspäne wirkt. Horngriesg/l SubstratTerminAusbringung Grunddüngung5 gvor dem Pflanzen (Anfang Mai)unter die Pflanzerde mischen Kopfdüngung3 gNach 5-6 Wochen (Mitte Juni)Aufstreuen und leicht einarbeiten Kopfdüngung3 gNach 4 Wochen (Mitte Juli)Aufstreuen und leicht einarbeiten Alternativ könnte man auch beim Bepflanzen Horngrieß und Hornspäne sowie etwas Schafwolle untermengen. Da Horngrieß schnell und Hornspäne langsamer wirken, hat man so einen „Langzeitdünger“, die Schafwolle dient zur Verbesserung der Wasserhaltefähigkeit und gleichzeitig als Dünger. Eine Nachdüngung mit Horngries Mitte Juli kann aber auch hier erforderlich werden, da die Schnelligkeit der Nitrifikation von Feuchtigkeit und Temperatur abhängig und damit nicht genau zu steuern ist. Je nach Zusammensetzung des Substrates kann der pH-Wert relativ hoch sein. Wird dann auch noch mit kalkhaltigem Leitungswasser gegossen, erhöht sich der pH-Wert noch weiter. Dies kann zu Chlorosen (Eisenmangel) führen. Kennzeichen sind gelb-grüne Blätter mit deutlich grünen Blattadern. In diesem Fall muss ein Eisendünger gegeben werden. Durch einen hohen Kompostanteil in manchen Erden ist der Gehalt an Kali- und Phosphat-Salzen hoch. Für salzempfindliche Pflanzen ist dies ungünstig, so dass es bei ihnen zu einer Überdüngung und Salzschäden (Symptome ähnlich wie bei Wassermangel) führen kann. Andere, zumeist starkwüchsige Pflanzen wie die Tomate kommen dagegen mit diesen Nährstoffverhältnissen besser zurecht. Wer das erste Mal eine torfreduzierte oder –freie Erde einsetzt, sollte sich darauf einstellen, dass es zu positiven Überraschungen aber auch zu Fehlschlägen kommen kann. Jeder Produzent setzt auf eine andere Rezeptur - Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Produkten sind daher vorauszusehen und erklären teils die unterschiedliche Zufriedenheit mit diesen Erden. Torfreduzierte oder torffreie Erde ist grundsätzlich nicht besser oder schlechter, sie ist anders. Man muss neue Erfahrungen im Umgang mit ihr sammeln und das bedeutet auch manchmal „Lehrgeld“ zu zahlen. Weitere Infos: http://www.torffrei.info/
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